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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Marseille.«
    »Von dort aus hat er mir geschrieben.«
    »Spricht er ebenfalls von dieser Verschwörung?«
    »Nein, aber er empfi ehlt mir Herrn von Villefort und bittet mich, ihn bei Eurer Majestät einzuführen.«
    »Herr von Villefort?« rief der König. »Warum haben Sie mir seinen Namen nicht sogleich genannt?« fuhr er fort, und eine Unruhe machte sich in seinem Angesicht bemerkbar.
    »Sire, ich dachte, dieser Name wäre Eurer Majestät unbekannt.«
    »Nein, o nein, mein lieber Blacas! Er ist ein ehrgeiziger Geist, gebildet und ernst. Ha, bei Gott! Sie kennen doch dem Namen nach seinen Vater – Noirtier?«
    »Noirtier, den Girondisten? Noirtier, den Senator?«
    »Ja, denselben.«
    »Und Eure Majestät haben den Sohn eines solchen Mannes angestellt?«
    »Mein lieber Graf, ich habe Ihnen gesagt, daß Villefort ehrgeizig ist; um hochzukommen, wird Villefort alles, sogar seinen Vater opfern.«
    »Ich darf ihn also eintreten lassen, Sire?«
    »Im Augenblick, Graf; wo ist er denn?«
    »Er wartet unten in meinem Wagen.«
    Der Graf verließ eilig das Zimmer. Allein geblieben, wandte sich Ludwig XVIII. wieder seinem Horaz zu.
    Herr von Blacas kehrte in kürzester Zeit mit Villefort zurück.
    Allein im Vorzimmer war er genötigt, die Autorität des Königs an-zurufen; der staubbedeckte, ganz und gar nicht hoff ähige Anzug Villeforts erregte das Bedenken des Zeremonienmeisters, der dar-
    über ganz erstaunt war, daß sich der junge Mann vermesse, in solcher Kleidung vor dem König zu erscheinen. Allein der Graf behob alle diese Schwierigkeiten mit einem einzigen Wort: »Befehl Seiner Majestät!« Und Villefort wurde zum König geführt. Der König saß noch auf demselben Platz, wo ihn der Graf verlassen hatte. Als die Tür aufging, befand sich Villefort gerade dem König gegenüber; der junge Beamte blieb stehen.
    »Treten Sie näher, Herr von Villefort«, sagte der König; »treten Sie näher.«
    Villefort verbeugte sich, tat einige Schritte vorwärts und wartete, daß ihn der König anreden werde.
    »Herr von Villefort«, fuhr Ludwig XVIII. fort, »der Graf Blacas behauptet, daß Sie uns etwas Wichtiges zu sagen hätten.«
    »Sire, der Herr Graf hat recht, und ich hoff e, Eure Majestät werden es selber fi nden.«
    »Fürs erste und vor allem, mein Herr, ist nach Ihrer Ansicht das Übel so groß, wie man mich glauben machen will?«
    »Sire, ich glaube, die Sache ist dringend; allein bei der Eile, mit der ich reiste, ist noch Zeit einzugreifen, wie ich hoff e.«
    »Sprechen Sie ausführlich, wenn’s beliebt, mein Herr!« sagte der König, der jetzt ebenfalls anfi ng, unruhig zu werden. »Sprechen Sie, und vor allem der Reihe nach; ich liebe die Ordnung in allen Dingen.«
    »Sire«, sagte Villefort, »ich werde Eurer Majestät einen getreuen Bericht erstatten; ich bitte jedoch, mich gnädigst zu entschuldigen, wenn ich etwa nicht ganz klar sein sollte; ich bin aufs tiefste erschüttert.«
    Villefort überzeugte sich nach dieser Einleitung durch einen raschen Blick auf den König von dem Wohlwollen seines hohen Zuhö-
    rers. Dann fuhr er fort:
    »Sire, ich bin so schnell wie möglich nach Paris gereist, um Eurer Majestät zu melden, daß ich in meinem Amtsbereich ein Komplott entdeckt habe, nicht eines jener gewöhnlichen und harmlosen, wie sie täglich unter den niedrigsten Klassen des Volkes und der Armee angezettelt werden, sondern eine wirkliche Verschwörung, einen Sturm, der nichts weniger als den Th
    ron Eurer Majestät bedroht.
    Sire, der Usurpator rüstet drei Schiff e aus; er führt einen Plan im Schilde, der vielleicht wahnsinnig, aber auch ebenso furchtbar wie wahnsinnig ist. In dieser Stunde muß er die Insel Elba verlassen haben, um ich weiß nicht wohin zu fahren, aber gewiß, um eine Landung zu versuchen, sei es nun in Neapel, an der toskanischen Küste oder in Frankreich selbst. Eure Majestät wissen vielleicht nicht, daß der Beherrscher der Insel Elba Verbindungen mit Italien und Frankreich unterhalten hat.«
    »Ja, mein Herr, ich weiß das«, sprach der König sehr bewegt, »und noch unlängst erhielt man Kunde, daß bonapartistische Zusammenkünfte in der Rue Saint-Jacques stattgefunden haben. Aber fahren Sie fort, ich bitte Sie! Wie sind diese Tatsachen Ihnen bekannt geworden?«
    »Sire, aus einem Verhör, das ich in Marseille mit einem Menschen angestellt habe, den ich schon seit langer Zeit überwachen und am Tag meiner Abreise verhaften ließ. Dieser Mensch, ein unruhiger Seemann und mir schon

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