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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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machen.
    Eduard hat den Unfall mit wunderbarem Mut ertragen. Er ist ohnmächtig geworden, aber er hat weder vorher einen Schrei ausgestoßen noch nachher eine Träne vergossen. Sie werden wieder sagen, meine Mutterliebe mache mich blind; aber es wohnt eine Seele von Eisen in diesem kleinen zarten Körperchen.
    Unsere liebe Valentine läßt Ihre liebe Eugenie vielmals grüßen; ich küsse Sie von ganzem Herzen.
    Heloise von Villefort.
    PS. Richten Sie es doch so ein, daß ich mit dem Grafen von Monte Christo bei Ihnen zusammentreff e; ich will ihn durchaus wiedersehen.
    Übrigens habe ich von Herrn von Villefort erreicht, daß er ihm einen Besuch macht, und hoff e, daß er ihn erwidern wird.«
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    Der Graf von Monte Christo hatte den Besuch des Herrn von Villefort empfangen und den Staatsanwalt eben bis an die Tür seines Arbeitszimmers hinausbegleitet.
    »Nun genug des Giftes«, sagte Monte Christo, »suchen wir jetzt, wo mein Herz davon voll ist, das Gegengift.«
    Er klingelte. »Ich gehe zu Madame hinauf«, sagte er zu Ali. »Daß mein Wagen in einer halben Stunde bereit ist!«
    Es war Mittag. Die Zimmer der jungen Griechin waren, wie bereits gesagt, von der Wohnung des Grafen vollständig getrennt.
    Diese Zimmer waren ganz nach orientalischer Weise ausgestattet, die Fußböden waren mit dicken türkischen Teppichen belegt, Brokatstoff e bedeckten die Wände, und in jedem Zimmer befand sich ein Diwan mit Kissen, der an den vier Wänden entlanglief.
    Haidee hatte drei französische und eine griechische Zofe. Die drei französischen Zofen hielten sich in dem ersten Zimmer auf, bereit, auf den Ton einer kleinen goldenen Glocke herbeizueilen und der griechischen Sklavin zu gehorchen, die genug Französisch verstand, um ihnen die Befehle ihrer Herrin zu übersetzen. Monte Christo hatte dafür gesorgt, daß Haidee bedient wurde wie eine Königin.
    Das junge Mädchen befand sich in dem hintersten Gemach, einer Art runden Boudoirs, das sein Licht von oben durch rosa Fenster-scheiben empfi ng. Sie lag auf dem Boden auf einem blauen Satinkis-sen, das mit Silber durchwirkt war, und lehnte sich an den Diwan; den rechten Arm hatte sie in weicher Biegung um den Kopf gelegt, während sie mit der linken Hand die Korallenspitze einer türkischen Pfeife hielt, deren biegsamer Schlauch den Rauch, den ihr sanfter Atem einsog, erst zu ihrem Munde gelangen ließ, nachdem er durch Benzoëwasser hindurchgegangen und parfümiert worden war.
    Ihre für eine Orientalin ganz natürliche Haltung hätte bei einer Französin vielleicht den Eindruck absichtlicher Koketterie gemacht.
    Sie trug den Anzug der epirotischen Frauen, Beinkleider von weißem, mit rosa Blumen durchwirkten Satin, die ihre Kinderfüßchen frei lie-
    ßen – man hätte meinen können, sie wären aus parischem Marmor gemeißelt gewesen, wenn sie nicht mit zwei kleinen, mit Gold und Perlen bestickten Sandalen mit aufwärts gebogenen Spitzen gespielt hätten; eine Jacke mit langen blauen und weißen Streifen, weiten, ge-schlitzten Ärmeln, silbernen Knopfl öchern und Knöpfen aus Perlen und dazu eine Art Mieder, dessen herzförmiger Ausschnitt den Hals und einen Teil der Brust frei ließ und das über dem Busen von drei Diamantknöpfen geschlossen wurde. Der untere Teil des Mieders und der obere Teil der Beinkleider verloren sich in einem kostbaren Gürtel von lebhaften Farben mit langen seidenen Fransen.
    Auf dem Kopf trug sie ein goldenes, mit Perlen gesticktes Käppchen, das auf eine Seite gerückt war und unter dem an dieser Seite eine purpurfarbene Rose aus den Haaren hervorsah, die so schwarz waren, daß sie blau erschienen.
    Das Gesicht zeigte die griechische Schönheit in der Vollkommen-heit ihres Typus, mit großen, schwarzen, samtnen Augen, gerader Nase, Korallenlippen und Perlenzähnen.
    Und über diesem reizenden Ganzen lag der Hauch der Jugend in seinem ganzen Glanz und mit seinem ganzen Duft. Haidee konnte neunzehn oder zwanzig Jahre zählen.
    Monte Christo rief die griechische Dienerin und ließ Haidee um die Erlaubnis bitten, bei ihr eintreten zu dürfen. Statt jeder Antwort gab Haidee der Dienerin ein Zeichen, den Vorhang der Tür zurück-zuschlagen, deren Rahmen sie gleich einem reizenden Gemälde einfaßte. Monte Christo trat ein.
    Haidee richtete sich auf dem Ellbogen auf, reichte dem Grafen lächelnd die Hand und sagte in der klangreichen Sprache der Mädchen von Sparta und Athen: »Warum läßt du mich um die Erlaubnis bitten, bei mir

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