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Der Graf von Monte Christo

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Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Morel, dem bei dem Gedanken, daß er zum erstenmal in seinem Leben vielleicht seiner Unterschrift nicht entsprechen könnte, die Schamröte ins Gesicht stieg. Ist das alles?
    Ich habe noch auf Ende nächsten Monats diese Papiere, die das Haus Pascale und das Haus Wild und Turner in Marseille an uns verkauften, etwa 55000 Franken, im ganzen 287500 Franken.
    Es läßt sich nicht beschreiben, was der unglückliche Morel während dieser Aufzählung litt.
    287500 Franken, wiederholte er mechanisch.
    Ja, sagte der Engländer. Ich kann Ihnen nun nicht verbergen, fuhr er nach kurzem Stillschweigen fort, daß, so sehr man auch Ihre bis jetzt vorwurfsfreie Redlichkeit schätzt, in Marseille doch das Gerücht geht, Sie seien nicht imstande, Ihren Verpflichtungen nachzukommen.
    Bei dieser rücksichtslosen Offenheit erbleichte Herr Morel furchtbar.
    Mein Herr, sagte er, bis jetzt, und es sind mehr als zwanzig Jahre, seitdem ich das Haus aus den Händen meines Vaters übernommen habe, der es selbst fünfunddreißig Jahre führte, bis jetzt ist kein von Morel und Sohn unterzeichnetes Papier an der Kasse präsentiert worden, ohne daß wir Zahlung dafür geleistet hätten.
    Ja, ich weiß dies; doch sprechen Sie offenherzig, wie ein Ehrenmann zum andern! Werden Sie diese Papiere mit derselben Pünktlichkeit bezahlen?
    Morel bebte und schaute den Engländer ängstlich an.
    Auf eine so offenherzig gestellte Frage, antwortete er, muß ich auch offenherzig Antwort geben. Ja, mein Herr, ich bezahle, wenn mein Schiff, wie ich hoffe, glücklich im Hafen einläuft, denn seine Ankunft wird mir den Kredit wiedergeben, den mir schnell aufeinander folgende Unglücksfälle geraubt haben; bliebe aber der Pharao , die letzte Quelle, auf die ich zähle, aus ...
    Die Tränen traten dem armen Reeder in die Augen.
    Nun? fragte der Engländer, bliebe diese letzte Quelle aus?
    Es ist grausam zu sagen ... doch, bereits an das Unglück gewöhnt, muß ich mich auch an die Schmach gewöhnen ... ich glaube, ich wäre dann genötigt, meine Zahlungen einzustellen.
    Haben Sie keine Freunde, die Sie unter diesen Umständen unterstützen könnten? fragte der Engländer.
    Herr Morel lächelte traurig und erwiderte: Im Geschäftsleben hat man keine Freunde, wie Sie wissen, sondern nur Korrespondenten.
    Das ist wahr, murmelte der Engländer. Sie haben also keine Hoffnung mehr?
    Eine einzige; die letzte.
    Und wenn diese Hoffnung sich nicht verwirklicht?
    Bin ich völlig zu Grunde gerichtet.
    Als ich zu Ihnen kam, lief ein Schiff im Hafen ein.
    Ich weiß, doch ist es nicht das meine, sondern ein bordolesisches Schiff, die Gironde ; es kommt ebenfalls von Indien.
    Vielleicht bringt es Ihnen vom Pharao Kunde.
    Soll ich es Ihnen sagen, mein Herr, ich fürchte beinahe ebensosehr, Nachricht von meinem Dreimaster zu erhalten, als in Ungewißheit zu bleiben. Die Ungewißheit ist noch Hoffnung. Dann fügte Herr Morel mit dumpfem Tone bei: Dieses Zögern ist nicht natürlich; der Pharao ist am 5. Februar in Kalkutta abgegangen und ist seit mehr als einem Monat hier fällig.
    In diesem Augenblicke hörte man Lärm auf der Treppe; verschiedene Personen näherten sich, sogar ein Schmerzensruf ließ sich vernehmen. Morel stand auf, um die Tür zu öffnen, doch es gebrach ihm an Kraft, und er fiel in seinen Stuhl zurück. Während die beiden Männer einander gegenüber saßen, Morel an allen Gliedern zitternd, der Engländer ihn mit einem Ausdrucke tiefen Mitleids anschauend, öffnete sich die Tür, und man sah das Mädchen, in Tränen gebadet, erscheinen. Morel stand zitternd auf und stützte sich, um nicht zu fallen, auf den Arm seines Lehnstuhls.
    Oh! Vater! sagte das Mädchen, die Hände faltend, verzeihen Sie Ihrem Kinde, daß es Ihnen schlimme Botschaft bringt.
    Morel wurde furchtbar bleich; Julie warf sich in seine Arme.
    Oh, Vater! Vater! rief sie, Mut gefaßt!
    Der Pharao ist also zu Grunde gegangen? fragte Morel mit zusammengeschnürter Stimme.
    Das Mädchen antwortete nicht, sondern machte nur ein bejahendes Zeichen mit seinem an die Brust des Vaters gelehnten Haupte.
    Und die Mannschaft? fragte Morel.
    Gerettet, antwortete das Mädchen, gerettet durch das bordolesische Schiff, das soeben in den Hafen eingelaufen ist.
    Morel hob seine Hände mit einem Ausdruck voll Ergebenheit und erhabener Dankbarkeit zum Himmel empor und sagte: Ich danke, mein Gott, ich danke; wenigstens schlägst du nur mich allein.
    So phlegmatisch der Engländer war, so befeuchtete doch eine Träne

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