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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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sein Augenlid.
    Tretet ein, sagte Herr Morel, denn ich vermute, ihr seid alle vor der Türe.
    Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als Frau Morel schluchzend eintrat; Emanuel folgte ihr; im Vorzimmer sah man die rauhen Gesichter von sieben bis acht halbnackten Matrosen. Beim Anblick dieser Menschen bebte der Engländer; er machte einen Schritt, als wollte er auf sie zugehen, aber er bezwang sich und drückte sich im Gegenteil in den dunkelsten Winkel des Zimmers. Frau Morel setzte sich in den Lehnstuhl und nahm die Hand ihres Gatten, während Julie, an die Brust ihres Vaters gelehnt, stehen blieb.
    Wie ist es zugegangen? fragte Herr Morel. Tretet näher, Penelon, und erzählt! Wo ist der Kapitän?
    Was den Kapitän betrifft, Herr Morel, so ist er krank in Palma geblieben; doch wird es wohl nichts weiter sein, und Sie werden ihn in einigen Tagen wohl und gesund ankommen sehen.
    Gut ... nun sprecht, Penelon.
    Penelon erzählte, wie der Pharao bei Kap Blanc von einem heftigen Sturm überfallen wurde und trotz heldenmütigem Widerstande untergegangen sei, nachdem sich die Mannschaft und der Kapitän in ein Boot gerettet hatten.
    Als der Alte geendet hatte, sagte Herr Morel: Gut, mein Freund, ihr seid brave Leute, und ich wußte zum voraus, daß bei dem Unglück, das mir begegnet ist, nichts anders schuld war als mein Verhängnis. Es ist der Wille Gottes und nicht der Fehler der Menschen. Nun sagt, wieviel Sold bin ich euch schuldig?
    Ah! bah ... sprechen wir nicht davon, Herr Morel.
    Im Gegenteil sprechen wir davon, erwiderte der Reeder mit traurigem Lächeln. Cocles, bezahlen Sie jedem von diesen braven Leuten zweihundert Franken. Zu andrer Zeit hätte ich gesagt: Geben Sie jedem zweihundert Franken über seinen Lohn, aber die Zeiten sind ungünstig, meine Freunde, und das wenige Geld, das mir übrig bleibt, ist nicht mehr mein Eigentum; entschuldigt mich also und liebt mich darum nicht minder!
    Penelon zeigte eine gerührte Miene, er wandte sich gegen seine Gefährten um, sprach einige Worte mit ihnen, kam dann zurück und sagte: Was das betriffst, Herr Morel, was das betrifft ...
    Nun?
    Nun, Herr Morel, die Kameraden meinen, sie hätten für den Augenblick mit fünfzig Franken jeder genug, und sie könnten mit dem Reste warten.
    Ich danke, meine Freunde, rief Herr Morel, tief erschüttert, ihr seid brave Leute; aber nehmt nur, nehmt, und wenn ihr einen guten Dienst findet, tretet ein, ihr seid frei.
    Diese letzten Worte brachten eine wunderbare Wirkung auf die Matrosen hervor; sie schauten einander mit bestürzter Miene an. Penelon, dem es an Atem fehlte, hätte beinahe seinen Kautabak verschluckt; zum Glück fuhr er zu rechter Zeit mit der Hand an seine Zunge.
    Wie, Herr Morel! sagte er mit zusammengepreßter Stimme, wie? Sie schicken uns weg, Sie sind also unzufrieden mit uns?
    Nein, Kinder, erwiderte der Reeder, nein, ich bin nicht unzufrieden mit euch, im Gegenteil; nein, ich schicke euch nicht weg. Aber was wollt ihr, ich habe kein Schiff mehr, und bedarf folglich auch keiner Matrosen.
    Wie? Sie haben keine Schiffe mehr? rief Penelon; wohl, Sie lassen andere bauen, und wir warten.
    Ich habe kein Geld mehr, um Schiffe bauen zu lassen, Penelon, entgegnete Herr Morel traurig lächelnd; ich kann also euer Anerbieten nicht annehmen, so freundlich es auch ist.
    Wohl, wenn Sie kein Geld haben, so dürfen Sie uns nicht bezahlen, wir machen es, wie es der arme Pharao gemacht hat, wir laufen aufs Trockene.
    Genug, genug, meine Freunde, erwiderte Herr Morel, dem vor Rührung beinahe die Sprache versagte. Wir werden uns in besseren Zeiten wiederfinden. Emanuel, begleiten Sie diese braven Leute, und seien Sie dafür besorgt, daß meine Wünsche erfüllt werden.
    Also wenigstens auf Wiedersehen, nicht wahr, Herr Morel? versetzte Penelon.
    Ja, meine Freunde, ich hoffe wenigstens; geht!
    Auf ein Zeichen seiner Hand marschierte Cocles voran. Die Matrosen folgten dem Kassierer, und Emanuel folgte den Matrosen.
    Nun laßt mich einen Augenblick allein, sagte der Reeder zu seiner Frau und zu seiner Tochter, ich habe mit diesem Herrn zu sprechen.
    Und seine Augen richteten sich auf den Vertreter des Hauses Thomson und French, der während des beschriebenen Auftritts unbeweglich in seiner Ecke stehen geblieben war. Die Frauen schauten den Fremden an, den sie völlig vergessen hatten, und entfernten sich sodann; nur die Tochter warf im Weggehen dem Engländer einen inständig bittenden Blick zu, den er mit einem Lächeln erwiderte. Die

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