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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Nachdruck auf diesen Namen legte, den er zum erstenmal aussprach.
    Mit großem Vergnügen; wenn Sie nach Paris kommen, werde ich es Ihnen vergelten.
    Ich weise das nicht von mir ab, denn ich gedenke eines Tages dorthin zu gehen und werde dann, wenn Sie es mir erlauben, an Ihre Tür klopfen.
    Alle drei gingen hinab und schlugen den Weg über die Piazza di Spagna nach der Via Frattina ein, die sie gerade an den Palast Rospoli führte. Franz schaute nach diesem Palaste; er hatte das im Kolosseum zwischen dem Manne mit dem Mantel und dem Trasteveriner verabredete Signal nicht vergessen.
    Welche Fenster gehören Ihnen? fragte er den Grafen mit dem natürlichsten Tone, den er anzunehmen vermochte.
    Die drei letzten, erwiderte der Graf mit einer Nachlässigkeit, die nichts Geheucheltes hatte.
    Franzens Augen richteten sich rasch nach den drei Fenstern. An den beiden Seitenfenstern erblickte er Vorhänge von gelbem Damast, an dem mittleren einen Vorhang von weißem Damast mit rotem Kreuz. Der Mann mit dem Mantel hatte dem Trasteveriner Wort gehalten; es unterlag keinem Zweifel mehr, der Mann mit dem Mantel war der Graf. Die drei Fenster waren noch leer. Man traf übrigens auf allen Seiten Vorbereitungen, man stellte Stühle, schlug Gerüste auf und behing die Fenster. Erst mit dem Klange der Glocke durften die Masken erscheinen und die Wagen fahren.
    Franz, Albert und der Graf setzten ihren Weg auf dem Korso fort. Je mehr sie sich der Piazza del popolo näherten, desto dichter wurde die Menge, und schon sah man über den Häuptern des Volkes zwei Gegenstände emporragen: im Mittelpunkt des Platzes den Obelisken, überragt von einem Kreuze, und davor die beiden obersten Balken des Schafotts, zwischen denen das runde Eisen glänzte.
    An der Ecke der Straße fand man den Intendanten des Grafen, der seinen Herrn erwartete. Das gemietete Fenster gehörte zu dem zweiten Stocke des zwischen der Strada del Babuino und dem Monte Pincio liegenden großen Palastes. Es lag in einem Ankleidekabinett, das in ein Schlafzimmer ging; schloß man die Tür des Schlafzimmers, so waren die Mieter des Kabinetts für sich allein; auf den Stühlen lagen die zierlichsten Bajazzo-Anzüge von weiß-blauem Atlas.
    Da Sie mir die Wahl der Tracht überließen, so wählte ich diese, sagte der Graf. Einmal wird sie in diesem Jahre am meisten Mode sein, und dann ist sie das Bequemste für die Konfetti, da man das Mehl nicht darauf bemerkt.
    Franz hörte kaum die Worte des Grafen, denn seine ganze Aufmerksamkeit war von dem Schauspiel, das die Piazza del popolo bot, und von dem furchtbaren Werkzeuge gefesselt, das zu dieser Stunde ihren Hauptzierrat bildete. Er sah zum erstenmal eine Guillotine.
    Zwei Männer, die Gehilfen des Nachrichters, die auf dem Brette saßen, woraus man den Verurteilten legt, frühstückten in Erwartung der Dinge und aßen, soviel Franz sehen konnte, Brot und Würste; der eine hob das Brett auf, zog eine Flasche Wein hervor, trank einen Schluck und reichte sie seinem Kameraden. Schon bei diesem Anblick fühlte Franz den Schweiß an den Wurzeln seiner Haare hervorbrechen.
    Am Abend zuvor von den neuen Gefängnissen in die kleine Kirche Santa-Maria-del-Popolo geführt, hatten die Verurteilten, jeder unter dem Beistande von zwei Priestern, die Nacht in einer schwarz ausgeschlagenen Kapelle zugebracht, die mit einem Gitter verschlossen war, vor dem Schildwachen auf und ab gingen. Eine doppelte Reihe von Carabinieri stand von der Kirchentür bis zum Blutgerüst, um das herum sich diese Doppelreihe schloß. Der ganze übrige Platz war mit Männer- und Frauenköpfen wie gepflastert, während viele Frauen ihre Kinder auf den Schultern hielten.
    Der Monte Pincio sah aus wie ein weites Amphitheater, dessen Plätze insgesamt mit Zuschauern überfüllt waren; die Balkone der Kirchen waren von bevorzugten Neugierigen vollgepfropft; jeder Mauervorsprung trug lebendige Statuen. Was der Graf sagte, entsprach also der Wahrheit: das Interessanteste im Leben ist das Schauspiel des Todes. Und dennoch stieg statt des Stillschweigens, das die Feierlichkeit dieser Szene zu fordern schien, ein Geräusch aus dieser Menge empor, das sich aus Gelächter, Gezisch und freudigem Geschrei zusammensetzte; die Hinrichtung war eben, wie der Graf ebenfalls gesagt hatte, für all dieses Volk nichts anderes, als der Anfang des Karnevals.
    Plötzlich hörte der Lärm wie durch einen Zauberschlag auf; die Tür der Kirche hatte sich geöffnet. Mönche von der Brüderschaft

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