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Der Graf von Monte Christo

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Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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ähnlichen Schmerz dem bereiten wollen, der ihn mir verursacht hätte. Auge um Auge, Zahn um Zahn, wie die Orientalen sagen ... unsere Meister in allen Dingen, diese Auserwählten der Schöpfung, die sich ein Leben der Träume und ein Paradies der Wirklichkeit zu bereiten gewußt haben. – Aber auf Ehre, meine Herren, wir führen da ein sonderbares Gespräch für einen Karnevalstag; setzen wir uns vor allem zu Tische, denn man meldet, daß aufgetragen ist.
    Ein Diener öffnete eine von den vier Türen des Salons. Die jungen Männer standen auf und gingen in den Speisesaal. Während des Frühstücks, das aus allen möglichen Leckerbissen bestand und mit dem feinsten Luxus serviert wurde, suchte Franz mit den Augen Alberts Blick, um darin den Eindruck zu lesen, den die Worte ihres Wirtes, wie er nicht zweifelte, auf ihn hervorgebracht haben mußten. Er fand aber seinen Gefährten nicht im geringsten ergriffen; er erwies im Gegenteil dem Mahle die schuldige Ehre. Der Graf dagegen, den Alberts Person merkwürdig zu beunruhigen schien, berührte die Schüsseln kaum. Es war, als erfüllte er, wenn er sich mit seinen Gästen zu Tische setzte, nur eine einfache Pflicht der Höflichkeit, und als erwarte er ihr Fortgehen, um sich irgend ein besonderes Gericht vorsetzen zu lassen. Dies erinnerte Franz unwillkürlich an den Schrecken, den der Graf der Gräfin G… eingeflößt, und an ihre Überzeugung, der Mann, den er ihr in der Loge gegenüber der ihrigen gezeigt, sei ein Vampir. Als das Frühstück zu Ende war, zog Franz seine Uhr.
    Nun! ... sagte der Graf zu ihm, was machen Sie denn?
    Sie werden uns entschuldigen, Herr Graf, erwiderte Franz, wir haben noch tausenderlei zu besorgen. Wir besitzen zum Beispiel noch keine Maskenanzüge, und heute ist die Verkleidung strengstes Gebot.
    Sorgen Sie nicht hierfür! Wir haben auf der Piazza del popolo ein besonderes Zimmer; ich lasse dahin die Kostüme bringen, die Sie mir gefälligst bezeichnen wollen, und wir maskieren uns, während wir dort verweilen.
    Nach der Hinrichtung? rief Franz.
    Nachher, während derselben oder vorher, wie Sie wollen.
    Im Angesicht des Schafotts?
    Das Schafott bildet einen Teil des Festes.
    Vorwärts also, da Sie es so wollen, sagte Franz; doch wünschte ich beim Gange nach der Piazza del popolo über den Korso zu kommen.
    Gut, über den Korso! Wir schicken den Wagen voraus mit dem Befehl, uns auf der Piazza del popolo zu erwarten; überdies ist es nur auch nicht unangenehm, wenn wir den Korso passieren, denn ich kann mich bei dieser Gelegenheit überzeugen, ob meine Befehle vollzogen worden sind.
    In diesem Augenblick öffnete ein Diener die Tür und meldete: Exzellenz, ein Mensch in der Tracht eines Büßers wünscht Sie zu sprechen.
    Ah ja, sagte der Graf, ich weiß. Meine Herren, wollen Sie in den Salon zurückkehren, Sie finden auf dem Tische einige Havanna; ich folge Ihnen sogleich.
    Die jungen Männer standen auf und gingen zu einer Tür hinaus, während sich der Graf, nachdem er seine Entschuldigung wiederholt hatte, durch die andere entfernte.
    Nun, sagte Franz zu Albert, was denken Sie von dem Grafen von Monte Christo?
    Was ich denke? erwiderte dieser, sichtbar erstaunt, daß Franz eine solche Frage an ihn richtete. Ich denke, er ist ein sehr angenehmer Mann, der vortrefflich die Honneurs seines Hauses macht, viel gesehen, viel nachgedacht, viel studiert hat, der einem Brutus der stoischen Schule gleicht, und der, fügte er hinzu, indem er eine Rauchwolke ausstieß, die in einer Schneckenlinie zum Plafond aufstieg, und der ausgezeichnete Zigarren besitzt.
    Dies war die Ansicht, die Albert über den Grafen äußerte. Da Franz aber wußte, sein Freund urteile nur nach eigener Überzeugung, er bilde seine Ansicht über Menschen und Dinge erst nach reiflicher Erwägung, so bemerkte er nichts dagegen und fragte nur: Doch haben Sie die Aufmerksamkeit bemerkt, mit der er Sie betrachtete?
    Albert dachte nach.
    Ah! rief er, einen Seufzer ausstoßend, darüber darf man sich nicht wundern. Ich bin fast ein Jahr von Paris abwesend und muß Kleider wie ein Hinterwäldler haben. Der Graf wird mich für einen Menschen aus der Provinz halten; ich bitte Sie, klären Sie ihn darüber bei der nächsten Gelegenheit auf.
    Franz lächelte; einen Augenblick nachher kehrte der Graf zurück.
    Hier bin ich, meine Herren, sagte er, und ich stehe nun ganz zu Ihren Diensten. Nehmen Sie von diesen Zigarren, Herr von Morcerf, fügte er hinzu, indem er einen seltsamen

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