Der Graf von Monte Christo
nicht mehr als fünfzehnhundert; ich war am Ende meiner Reise und mein Kredit erschöpft. Ich schrieb an Franz, daß ich mich, wenn er nicht um sechs Uhr morgens mit den 4000 Talern käme, zehn Minuten später in der Gesellschaft der Heiligen und glorreichen Märtyrer befinden würde, und Luigi Vampa, dies ist der Name meines Räuberhauptmanns, hätte gewissenhaft sein Wort gehalten, das dürfen Sie glauben.
Doch Franz kam mit den 4000 Talern? sagte Chateau-Renaud. Zum Teufel! Man ist um 4000 Taler nicht in Verlegenheit, wenn man Franz d'Epinay oder Albert von Morcerf heißt!
Nein, er kam einfach in Begleitung des Gastes, den ich Ihnen ankündige und vorzustellen hoffe.
Oh! dieser Herr ist also ein Herkules.
Nein, er ist ein Mann etwa von meiner Figur.
Bis unter die Zähne bewaffnet?
Er hatte nicht einmal eine Stricknadel bei sich.
Unterhandelte er wegen Ihres Lösegeldes?
Er sagte dem Anführer zwei Worte ins Ohr, und ich war frei.
Man entschuldigte sich sogar bei Ihnen, daß man Sie festgenommen hatte? sagte Beauchamp.
Allerdings, sagte Morcerf.
Der Mann war also ein Geisterbanner?
Es war der Graf von Monte Christo.
Es gibt keinen Grafen von Monte Christo, sagte Debray.
Ich glaube nicht, fügte Chateau-Renaud mit der überlegenen Miene eines Mannes bei, der sein europäisches Adelsbuch an den Fingern auswendig weiß, daß irgend wer irgend was von einem Grafen von Monte Christo gehört hat.
Verzeihen Sie, meine Herren, sagte Maximilian, ich glaube, ich kann Ihnen einen Fingerzeig geben. Monte Christo ist eine kleine Insel, von der ich die Matrosen im Dienste meines Vaters oft sprechen hörte ... ein Sandkorn im Mittelländischen Meere.
Ganz richtig, versetzte Albert. Nun, dieses Sandkorns Gebieter und König ist der, von dem ich eben rede; er wird das Grafendiplom irgendwo in Toskana gekauft haben.
Ihr Graf ist also reich?
Haben Sie Tausendundeine Nacht gelesen?
Bei Gott, eine schöne Frage!
Wissen Sie denn, ob die Leute, die man dort sieht, reich oder arm sind? Ob ihre Getreidekörner nicht Diamanten oder Rubinen sind? Sie sehen aus wie armselige Fischer, nicht wahr? Plötzlich öffnen Sie Ihnen eine geheimnisvolle Höhle, worin Sie einen Schatz finden, für den man Indien kaufen könnte.
Nun?
Nun, mein Graf von Monte Christo ist einer von diesen Fischern. Er hat sogar einen entsprechenden Namen angenommen, denn er nennt sich Simbad der Seefahrer und besitzt eine Höhle voll Gold.
Und haben Sie diese Höhle gesehen, Morcerf? sagte Beauchamp.
Ich nicht, aber Franz. Doch still! Man darf kein Wort davon in seiner Gegenwart sprechen. Franz stieg mit verbundenen Augen in die Höhle hinab und wurde von Stummen und von Frauen bedient, gegen die Kleopatra nur eine Lorette ist. Nur ist er nicht ganz sicher in Beziehung auf diese Frauen, weil er sie erst gesehen hat, nachdem er Haschisch gegessen hatte, so daß möglicherweise das, was er für tanzende Frauen hielt, eine Quadrille von Statuen war.
Die jungen Leute schauten Morcerf mit Augen an, als wollten sie sagen: Sind Sie wahnsinnig, oder wollen Sie unser spotten?
In der Tat, sagte Morel nachdenklich, ich habe einen alten Matrosen namens Penelon etwas erzählen hören, was mit Herrn von Morcerfs Erzählung übereinstimmt.
Ah! rief Albert, es ist ein Glück, daß mir Herr Morel zu Hilfe kommt. Nicht wahr, es ärgert Sie, daß er einen Faden in mein Labyrinth wirft?
Verzeihen Sie, lieber Freund, entgegnete Debray, Sie erzählen uns so unwahrscheinliche Dinge.
Ja, aber mein Graf von Monte Christo existiert.
Bei Gott! Die ganze Welt existiert, ein schönes Wunder also!
Allerdings existiert die ganze Welt, aber nicht unter ähnlichen Bedingungen. Nicht die ganze Welt hat schwarze Sklaven, fürstliche Galerien, Waffen wie in der Kasauba, Pferde für 6000 Franken das Stück, eine griechische Geliebte.
Haben Sie die griechische Geliebte gesehen?
Ja, ich habe sie gesehen und gehört, gesehen im Teatro Argentina, gehört eines Tages, als ich bei dem Grafen frühstückte.
Ihr außerordentlicher Mann ißt also?
Meiner Treu, wenn er es tut, ist es so wenig, daß es sich nicht der Mühe lohnt, nur davon zu sprechen.
Sie werden sehen, es ist ein Vampir.
Lachen Sie, wenn Sie wollen. Das war auch die Ansicht der Gräfin G… .
Falbes Auge, dessen Stern sich nach Belieben vermindert oder erweitert, sagte Debray; stark hervortretende Gesichtswinkel, herrliche Stirn, Leichenblässe, schwarzer Bart, weiße, spitzige Zähne, Höflichkeit ebenso.
Ganz
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