Der Graf von Monte Christo
Sie es wie Debray, kosten Sie meinen Xeres und meine Zwiebacke.
Gut, ich bleibe; ich muß mich heute unbedingt zerstreuen.
Sie machen's gerade wie Debray, doch mir scheint, wenn das Ministerium traurig ist, sollte die Opposition heiter sein.
Ah! sehen Sie, lieber Freund, sagte Debray, Sie wissen nicht, was mir droht. Ich werde heute in der Deputiertenkammer eine Rede von Herrn Danglars hören. Der Teufel hole die konstitutionelle Regierung!
Ich begreife, Sie bedürfen eines Vorrats an Heiterkeit.
Machen Sie Herrn Danglars' Reden nicht schlecht, sagte Albert zu Beauchamp, wenn er auch zur Opposition gehört. Erinnern Sie sich doch, daß die Pariser Chronik von einer Heirat zwischen mir und Fräulein Eugenie Danglars spricht. Ich kann Sie also nicht mit gutem Gewissen die Beredsamkeit eines Mannes anzweifeln lassen, der mir eines Tages sagen soll: Herr Vicomte, Sie wissen, daß ich meiner Tochter zwei Millionen mitgebe.
Still doch! sagte Beauchamp, diese Heirat wird nie stattfinden. Der König konnte ihn zum Grafen machen, er kann ihn zum Pair ernennen, aber er wird ihn nie zum Edelmann machen, und der Graf von Morcerf ist ein viel zu aristokratischer Degen, um gegen zwei armselige Millionen in eine Mesalliance zu willigen. Der Vicomte von Morcerf darf nur eine Marquise heiraten.
Lassen Sie ihn reden, Morcerf, versetzte Debray nachlässig, und heiraten Sie! Sie heiraten die Etikette eines gewissen Sacks, nicht wahr? Wohl, was liegt Ihnen daran? Es ist besser, ein Wappenschild weniger bei dieser Etikette und eine Null mehr; Sie haben sieben Amseln in Ihrem Wappen, Sie geben Ihrer Frau drei, und es bleiben Ihnen immer noch vier; das ist eine mehr, als Herr von Guise gehabt hat, der beinahe König von Frankreich geworden wäre, und dessen Vetter Kaiser von Deutschland war.
Meiner Treu, ich glaube, Sie haben recht, erwiderte Albert zerstreut.
Herr von Chateau-Renaud! Herr Maximilian Morel, sagte der Kammerdiener, zwei neue Gäste meldend.
Vollzählig also! rief Beauchamp, denn wenn ich mich nicht täusche, erwarteten Sie nur noch zwei Personen, Albert?
Morel! murmelte Albert erstaunt; Morel, wer ist das?
Doch ehe er vollendet hatte, nahm Herr von Chateau-Renaud, ein junger Mann von etwa dreißig Jahren, ein Edelmann vom Scheitel bis zur Zehe, Albert bei der Hand und sagte zu ihm: Erlauben Sie mir, mein Lieber, Ihnen den Spahi-Kapitän, Herrn Maximilian Morel, meinen Freund und meinen Retter, vorzustellen, obgleich ein solcher Mann wohl keiner Vorstellung bedarf. Begrüßen Sie meinen Helden, Vicomte.
Und er trat auf die Seite, um den großen, edeln, jungen Mann mit der breiten Stirne, mit dem durchdringenden Auge, mit dem schwarzen Schnurrbart vorzustellen, den unsere Leser bereits in Marseille unter so dramatischen Umständen kennen gelernt haben. Eine reiche, halb französische, halb orientalische, stolz getragene Uniform ließ seine breite, mit dem Kreuze der Ehrenlegion geschmückte Brust und die kühnen Linien seines Wuchses noch besser hervortreten.
Der junge Mann verbeugte sich mit anmutreicher Höflichkeit.
Mein Herr, sagte Albert mit zuvorkommender Freundlichkeit, Herr von Chateau-Renaud wußte zum voraus, welches Vergnügen er mir durch Ihre Bekanntschaft bereiten würde; Sie gehören zu seinen Freunden, lassen Sie sich auch zu den unsern zählen.
Sehr gut, rief Chateau-Renaud, Sie können nur wünschen, daß er eintretendenfalls für Sie tun möge, was er für mich getan hat.
Und was hat er denn getan? fragte Albert.
Oh! es ist nicht der Mühe wert, davon zu reden, sagte Morel; der Herr übertreibt.
Wie? entgegnete Chateau-Renaud, es ist nicht der Mühe wert, davon zu reden? Das Leben ist nicht wert, daß man davon spricht ...? In der Tat, was Sie da sagen, ist zu philosophisch, mein lieber Herr Morel. Gut für Sie, der Sie Ihr Leben jeden Tag aufs Spiel setzen, aber nicht für mich, der es zufällig einmal in Gefahr brachte.
Aus Ihren Worten entnehme ich, daß Ihnen Kapitän Morel das Leben gerettet hat, unterbrach ihn Albert.
Ja, es ist so, erwiderte Chateau-Renaud.
Bei welcher Gelegenheit? fragte Beauchamp.
Sie wissen alle, daß mir der Gedanke kam, nach Afrika zu gehen.
Das ist ein Weg, den Ihnen Ihre Ahnen, die Kreuzfahrer, vorgezeichnet haben, mein lieber Chateau-Renaud, bemerkte Morcerf höflich.
Ja, doch ich zweifle, daß es bei Ihnen auch die Befreiung des Grabes Christi galt, warf Beauchamp ein.
Sie haben recht, Beauchamp, versetzte der junge Aristokrat. Ich ging nur, um mich
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