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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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spricht nur Neugriechisch.
    Das ist etwas anderes.
    Aber wir werden sie wenigstens sehen, fragte Beauchamp, oder besitzen Sie auch Eunuchen, wie Sie einen Stummen haben?
    Nein, erwiderte Monte Christo, so weit treibe ich den Orientalismus nicht. Jedem von meiner Umgebung steht es frei, mich zu verlassen, und wer mich verläßt, bedarf weder mehr meiner, noch irgend einer andern Person, darum verläßt man mich vielleicht nicht.
    Inzwischen war man längst beim Nachtisch und bei den Zigarren angelangt.
    Mein Lieber, sagte Debray, als er aufstand und wegging, zum Wirt, es hat halb drei Uhr geschlagen, Ihr Gast ist entzückend, aber die Gesellschaft mag so gut sein, wie sie will, man verläßt sie doch endlich ... zuweilen einer schlechten zu Liebe; ich muß in mein Ministerium zurückkehren. Über den Grafen spreche ich mit dem Minister, und wir erfahren sicherlich, wer er ist.
    Nehmen Sie sich in acht, entgegnete Morcerf; die Schlauesten haben darauf Verzicht geleistet.
    Bah! wir haben drei Millionen für unsere Polizei; sie sind allerdings fast immer zum voraus ausgegeben, doch gleichviel, es bleiben immerhin fünfzigtausend Franken, die man hierauf verwenden kann.
    Und wenn Sie wissen, wer er ist, werden Sie es mir sagen?
    Ich verspreche es Ihnen. Auf Wiedersehen, meine Herren!
    Mit diesen Worten verließ Debray die Gesellschaft und rief ganz laut im Vorzimmer: Vorfahren!
    Gut, sagte Beauchamp zu Albert, ich gehe nicht in die Kammer, aber ich habe nun meinen Lesern etwas Besseres zu bieten, als eine Rede von Danglars.
    Ich bitte, Beauchamp, erwiderte Morcerf, ich bitte, kein Wort, hiervon; berauben Sie mich nicht des Verdienstes, ihn vorzustellen. Nicht wahr, er ist interessant?
    Er ist noch mehr, sagte Chateau-Renaud, er ist in der Tat einer der außerordentlichsten Menschen, die ich in meinem Leben gesehen habe. Kommen Sie mit, Morel?
    Lassen Sie mich nur meine Karte dem Grafen geben, der uns einen Besuch zugesagt hat.
    Seien Sie versichert, daß ich nicht verfehlen werde, ihn abzustatten, sagte der Graf mit einer Verbeugung.
    Nachdem hierauf Morel dem Grafen seine Karte überreicht hatte, entfernte er sich mit dem Baron von Chateau-Renaud und ließ Monte Christo mit Morcerf allein.

Dritte Buch

Die Vorstellung.
     
    Als Albert sich mit Monte Christo allein sah, sagte er: Herr Graf, erlauben Sie mir, Ihnen zunächst meine Junggesellenwohnung zu zeigen. An die italienischen Paläste gewöhnt, werden Sie sich freilich wundern, mit wie wenig Raum ein junger Mann hier in Paris auskommen kann.
    Monte Christo kannte bereits das Speisezimmer und den Salon im Erdgeschoß. Albert führte ihn nun in sein bevorzugtes Zimmer, sein Atelier. Der Graf wußte alle die zahllosen Gegenstände darin zu würdigen, und Morcerf, der dem Gaste als Erklärer hatte dienen wollen, machte seinerseits unter Leitung seines Gastes einen Kursus in der Archäologie und Naturwissenschaft durch.
    Man stieg dann in den ersten Stock hinauf, und Albert führte seinen Gast in den Salon, der mit Werken moderner Meister geschmückt war. Wenn er aber erwartet hatte, diesmal wenigstens dem fremden Reisenden etwas Neues zu zeigen, so hörte er zu seinem großen Erstaunen diesen sofort den Namen jedes Meisters nennen, obgleich die Werke häufig nur die Anfangsbuchstaben desselben trugen. Offenbar kannte er nicht nur alle diese Namen, sondern verstand auch jedes dieser Talente zu würdigen.
     

     
    Vom Salon ging man ins Schlafzimmer; es war zugleich ein Muster von Eleganz und von strengem Geschmack; darin glänzte ein einziges künstlerisch ausgeführtes Porträt in mattgoldenem Rahmen. Dieses Bild zog sogleich die Blicke des Grafen an, denn er machte drei rasche Schritte darauf zu.
    Es war das Porträt einer Frau von etwa fünfundzwanzig Jahren, von brauner Gesichtsfarbe, mit feurigem, von schön geformtem Augenlide verschleiertem Blicke, sie trug die malerische Kleidung der katalonischen Fischerinnen mit rot und schwarzem Mieder und goldenen, durch die Haare gesteckten Nadeln; sie schaute auf die See hinaus, und ihr hübsches Profil hob sich von dem doppelten Azur der Wellen und des Himmels ab.
    Es war düster im Zimmer, sonst hätte Albert gesehen, welche Leichenblässe sich über die Wangen des Grafen verbreitete, er hätte das Beben seiner Schultern und seiner Brust bemerken müssen.
    Nach kurzem Stillschweigen sagte der Graf von Monte Christo mit vollkommen ruhiger Stimme: Graf, Sie haben da eine schöne Geliebte, und dieses Ballkostüm steht ihr

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