Der Graf von Monte Christo
Ritter der Ehrenlegion ernannt, und so trägt er das Band nicht an seiner Westentasche, wie man glauben könnte, sondern hübsch am Knopfloch seines Frackes.
Oh! rief Morcerf lachend, Beauchamp, Beauchamp, sparen Sie sich das für das Journal Amüsant und den Charivari, aber schonen Sie in meiner Gegenwart meinen künftigen Schwiegervater!
Sich an Monte Christo wendend, fragte Morcerf: Sie haben soeben seinen Namen ausgesprochen, wie einer, der den Grafen kennt?
Ich kenne ihn nicht, antwortete Monte Christo mit nachlässigem Tone, werde jedoch wahrscheinlich bald seine Bekanntschaft machen, da ich einen offenen Kredit auf ihn durch das Haus Thomson und French in Rom habe.
Beim Aussprechen dieser Namen warf der Graf aus einem Winkel seines Auges Morel einen Blick zu.
Hatte der Fremde auf Morel eine Wirkung hervorzubringen gehofft, so täuschte er sich nicht. Morel zitterte, wie vom elektrischen Schlag getroffen. Thomson und French, sagte er, kennen Sie dieses Haus?
Es sind meine Bankiers in der Hauptstadt der christlichen Welt, antwortete ruhig der Graf, kann ich Ihnen bei diesen Herren in irgend einer Beziehung nützlich sein?
Oh! Herr Graf, Sie könnten uns vielleicht in Nachforschungen unterstützen, die bis jetzt fruchtlos gewesen sind. Dieses Haus hat einst dem unsrigen einen großen Dienst geleistet, diesen Dienst aber, ich weiß nicht warum, stets abgeleugnet.
Ich stehe zu Befehl, sagte der Graf, sich verbeugend.
Aber wir sind vom Gegenstande unseres Gespräches abgekommen, bemerkte Morcerf. Es war davon die Rede, eine taugliche Wohnung für den Grafen von Monte Christo auszusuchen. Also meine Herren, wir wollen uns besinnen! Wo werden wir unsern neuen Gast einquartieren?
Im Faubourg Saint-Germain, sagte Chateau-Renaud, der Herr findet dort ein reizendes kleines Hotel zwischen Garten und Hof.
Bah! Chateau-Renaud, rief Debray, Sie kennen nur Ihren öden, langweiligen Faubourg Saint-Germain. Hören Sie nicht auf ihn, Herr Graf! Wohnen Sie in der Chaussée-d'Antin, das ist der wahre Mittelpunkt von Paris.
Boulevard de l'Opéra, sagte Beauchamp, im ersten Stock, ein Haus mit Balkon, der Herr Graf läßt Kissen von Silberstoff dahin bringen und sieht, seinen Tschibuk rauchend oder seine Pillen schluckend, die ganze Hauptstadt vor seinen Augen vorüberziehen.
Haben Sie keinen Gedanken, Morel, daß Sie nichts vorschlagen? sagte Chateau-Renaud.
Doch wohl, erwiderte lächelnd der junge Mann; ich habe einen Gedanken, wartete aber, ob sich der Herr Graf nicht durch einen von den glänzenden Vorschlägen, die man ihm macht, verführen lassen würde. Nun, da er nicht geantwortet, glaube ich ihm eine Wohnung in einem reizenden kleinen Hotel ... ganz Pompadour ... anbieten zu dürfen, das meine Schwester seit einem Jahr in der Rue Meslay gemietet hat.
Sie haben eine Schwester? fragte Monte Christo.
Ja, mein Herr, eine vortreffliche Schwester.
Verheiratet?
Seit bald neun Jahren, und so glücklich, als es ein menschliches Geschöpf nur sein kann, antwortete Maximilian; sie hat den Mann geheiratet, den sie liebte, der uns in unserem Unglück treu geblieben ist: Emanuel Raymond.
Monte Christo lächelte unmerklich.
Ich wohnte dort während meines halbjährigen Urlaubs, fuhr Maximilian fort, und stehe mit meinem Schwager Emanuel mit jeder Auskunft zu Diensten, deren der Herr Graf bedürfen sollte.
Einen Augenblick, rief Morcerf, noch ehe der Graf von Monte Christo Zeit gehabt hatte zu antworten. Bedenken Sie wohl, was Sie tun, Herr Morel; Sie wollen einen freien, schrankenlosen Reisenden, Simbad den Seefahrer, an das Familienleben fesseln; Sie wollen aus einem Mann, der gekommen ist, Paris zu sehen und zu genießen, einen Patriarchen machen.
Oh nein, erwiderte Morel lächelnd. Meine Schwester ist fünfundzwanzig Jahre alt, mein Schwager dreißig; sie sind beide jung, heiter und glücklich. Zudem wird der Graf in eigenen Räumen leben, völlig sein eigener Herr sein und seine Wirte nur sehen, so oft es ihm beliebt, sich zu ihnen zu begeben.
Ich danke, ich danke, sagte Monte Christo, ich werde mich begnügen, Ihrer Schwester und Ihrem Schwager durch Sie vorgestellt zu werden, wenn Sie mir diese Ehre erweisen wollen; aber ich nehme keines von den Anerbieten der Herren an, da schon eine Wohnung für mich bereit steht.
Wie? rief Morcerf, Sie wollen im Gasthof absteigen? Das wird sehr unbequem für Sie sein.
War ich denn in Rom so übel dran? fragte Monte Christo.
Oh! in Rom, entgegnete Morcerf, dort haben Sie
Weitere Kostenlose Bücher