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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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diese gute Handlung gesegnet.
    Statt einer Antwort gab ich ihr die Hälfte der Windel, die ich behalten hatte, um das Kind eines Tages, wenn wir reicher wären, zurückzufordern.
    Mit welchen Buchstaben war die Windel gezeichnet? fragte der Graf.
    Mit einem H und N, und darüber eine Baronenkrone.
    Fahren Sie fort! Ich bin begierig, zu erfahren, was aus dem Kleinen geworden ist, und welches Verbrechens man Sie beschuldigte, als Sie einen Beichtiger verlangten und der Abbé Busoni Sie darauf im Gefängnis aufsuchte.
    Bertuccio fuhr in seiner Erzählung fort: Halb um die Erinnerungen zu vertreiben, die mich beständig quälten, halb um die Bedürfnisse der armen Witwe zu bestreiten, legte ich mich wieder mit allem Eifer auf das Schmugglerhandwerk. Dieses Gewerbe ist sehr einträglich, wenn man dabei mit einigem Verstand und Geschick zu Werke geht. Ich für meine Person lebte im Gebirge, denn ich hatte nun eine doppelte Ursache, die Gendarmen und Zöllner zu fürchten. Da ich tausendmal lieber getötet als verhaftet werden wollte, vollführte ich erstaunliche Dinge. Meine Unternehmungen wurden immer ausgedehnter und immer vorteilhafter. Assunta war eine gute Wirtschafterin, und unser kleines Vermögen rundete sich allmählich. Als ich eines Tages eine neue Wanderung antrat, sagte sie zu mir: Geh, bei deiner Rückkehr bereite ich dir eine Überraschung.
    Mein Ausflug dauerte beinahe sechs Wochen; als ich zurückkam, war das erste, was ich erblickte, ein Kind von sieben bis acht Monaten, in einer im Verhältnis zu unserer sonstigen Ausstattung sehr kostbaren Wiege. Ich stieß einen Freudenschrei aus. Die einzigen traurigen Gedanken, die mich seit der Ermordung des Staatsanwaltes heimgesucht, waren durch das Verlassen des Kindes verursacht worden. Es versteht sich von selbst, daß ich in Beziehung auf den Mord selbst keine Gewissensbisse fühlte.
    Die arme Assunta hatte alles erraten; sie hatte, um nichts zu vergessen, den Tag und die Stunde, wo das Kind im Hospiz niedergelegt worden war, genau aufgeschrieben und war, mit der Windel versehen, nach Paris gereist, um den Kleinen zurückzufordern. Man machte keine Einwendung, und sie erhielt das Kind.
    Ah! ich gestehe, Herr Graf, als ich das arme Kind in seiner Wiege schlafend erblickte, dehnte sich meine Brust aus, und Tränen traten in meine Augen. In der Tat, Assunta, rief ich, du bist eine vortreffliche Frau, und die Vorsehung wird dich segnen.
    Dies ist weniger Philosophie, sagte der Graf, als Glaube.
    Ach! Exzellenz, sagte Bertuccio, Sie haben ganz recht, gerade dieses Kind wählte Gott zum Werkzeug meiner Bestrafung. Nie offenbarte sich früher eine verderbte Natur, und dennoch kann man nicht sagen, daß es schlecht erzogen wurde, denn meine Schwester behandelte es wie den Sohn eines Fürsten. Es war ein Knabe von reizender Gesichtsbildung, mit hellblauen Augen; nur verliehen die etwas feurig blonden Haare dem Gesichte des Jungen einen seltsamen Ausdruck, den die Lebhaftigkeit seines Auges und die Schlauheit seines Lächelns noch verstärkten. Nach dem Sprichwort sind die Roten entweder ganz gut oder ganz böse; dieses Sprichwort log nicht in Beziehung auf Benedetto; er zeigte sich schon von seiner frühesten Jugend ganz böse. Es ist nicht zu leugnen, daß die Sanftmut seiner Mutter seine ersten üblen Neigungen ungemein begünstigte; denn während meine arme Schwägerin auf den Markt der fünf bis sechs Stunden entlegenen Stadt ging, um die ersten Früchte und das wohlschmeckendste Zuckerwerk zu kaufen, zog der Knabe die Kastanien und Äpfel, die er dem Nachbar stahl, vor.
    Eines Tages – Benedetto mochte etwa fünf Jahre alt sein – kam der Nachbar Wasilio, der nach, der Gewohnheit unsers Landes weder seine Börse, noch seine Schmucksachen verschloß – der Herr Graf weiß, daß es in Korsika keine Diebe gibt, – zu uns und klagte, es sei ein Louisd'or aus seiner Börse verschwunden. Man glaubte, er habe falsch gezählt; aber er behauptete, seiner Sache gewiß zu sein. Benedetto hatte das Haus schon am Morgen verlassen, und wir gerieten in nicht geringe Unruhe, als wir ihn am Abend mit einem Affen zurückkehren sahen, den er gefesselt am Fuße eines Baumes gefunden zu haben vorgab. Seit einem Monat war es das leidenschaftliche Trachten des Kindes gewesen, einen Affen zu besitzen. Ein Gaukler, der durch Rogliano kam und mehrere solche Tiere besaß, deren Possen unsern Jungen sehr ergötzten, hatte ihm ohne Zweifel dieses unglückliche Verlangen eingeflößt.
    Man

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