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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sprechen; die französischen Kammerfrauen sollen ihre neue Gebieterin nur begrüßen und sich dann zurückziehen. Du wachst darüber, daß die griechische Kammerfrau nicht mit den französischen Frauen verkehrt.
    Ali verbeugte sich.
    Bald hörte man den Hausmeister anrufen; das Gitter öffnete sich, ein Wagen hielt vor der Freitreppe. Der Graf ging hinab; der Kutschenschlag war bereits offen; er reichte seine Hand einer Frau, die in einen großen, seidenen, ganz mit Gold gestickten, von ihrem Haupte herabfallenden Schleier gehüllt war. Die junge Frau nahm die ihr dargebotene Hand, küßte sie mit ehrfurchtsvoller Liebe und ließ ein paar zärtliche Worte laut werden, auf die der Graf mit sanftem Ernste antwortete. Dann wurde die junge Frau, eine junge Griechin, in ihre Gemächer begleitet.

Der unbegrenzte Kredit.
     
    Am andern Tage, gegen zwei Uhr nachmittags, hielt eine mit zwei prächtigen Pferden bespannte Kalesche vor der Tür des Grafen. Ein Mann von etwa fünfzig Jahren in blauem Frack und weißer Weste mit ungeheurer goldener Uhrkette streckte seinen Kopf aus dem Coupé, auf dessen Füllung eine Baronenkrone gemalt war, und schickte seinen Diener zum Hausmeister, um zu fragen, ob der Graf von Monte Christo zu Hause sei.
    Inzwischen betrachtete er mit großer Aufmerksamkeit das Äußere des Hauses und die Livree einiger Bedienten, die hin und her gingen. Sein Auge war lebhaft, aber mehr verschmitzt als geistreich; seine Lippen waren so dünn, daß sie, statt gegen außen vorzuspringen, in den Mund zurücktraten; die breiten und hervorragenden Backenknochen, die niedergedrückte Stirn, die Ausbuchtung des Hinterhauptes, die übermäßige Ohrmuschel trugen dazu bei, für jeden Physiognomiker dem Gesichte dieser Person einen fast abstoßenden Charakter zu verleihen.
    Der Diener klopfte an das Fenster des Hausmeisters und fragte: Wohnt hier nicht der Graf von Monte Christo?
    Seine Exzellenz wohnt hier, antwortete der Hausmeister; aber ... Er befragte Ali mit einem Blicke. Ali machte ein verneinendes Zeichen.
    Aber Seine Exzellenz ist nicht zu sprechen, sagte der Hausmeister.
    Dann nehmen Sie diese Karte des Herrn Baron von Danglars und geben sie dem Herrn Grafen. Sagen Sie ihm, daß mein Herr, der jetzt zur Kammer fährt, einen Umweg macht, um sich die Ehre zu geben, ihm einen Besuch abzustatten.
    Der Diener kehrte zum Wagen zurück und meldete, was man ihm gesagt.
    Oh! oh! rief Danglars, dieser Herr ist also so vornehm, das; man ihn Exzellenz nennt, und daß nur sein Kammerdiener mit ihm sprechen darf; gleichviel, da er einen Kredit auf mich hat, muß ich ihn besuchen, für den Fall, daß er Geld zu erheben wünscht.
    Und er warf sich in seinen Wagen zurück und rief dem Kutscher so laut zu, daß man es auf der andern Seite der Straße hören konnte: In die Deputiertenkammer!
    Durch eine Jalousie hatte Monte Christo den Baron gesehen und ihn mit derselben Aufmerksamkeit gemustert, mit der Danglars das Haus, den Garten und die Livreen besichtigt hatte.
    Dieser Mensch, sagte er, ist offenbar ein häßliches Geschöpf; erkennt man nicht sofort, wenn man ihn sieht, die Schlange an der platten Stirn, den Geier an dem gewölbten Schädel und den Habicht an dem scharfen Schnabel?
    In demselben Augenblick trat der Intendant ein. Monte Christo wandte sich an ihn und sagte: Haben Sie die Pferde gesehen, die soeben vor meiner Tür hielten?
    Allerdings, Exzellenz, sie sind sehr schön.
    Wie kommt es, fragte Monte Christo, die Stirn faltend, daß es, wenn ich die zwei schönsten Pferde von Paris verlange, hier noch zwei andere Pferde gibt, die so schön sind, wie die meinigen, und daß diese Pferde nicht in meinem Stalle stehen?
    Herr Graf, sagte Bertuccio, die Pferde, von denen Sie sprechen, waren nicht käuflich.
    Monte Christo zuckte die Achseln und erwiderte: Lassen Sie sich sagen, mein Herr Intendant, daß stets alles für den käuflich ist, der den Preis zu machen weiß.
    Herr Danglars hat 16 000 Franken dafür bezahlt.
    Dann hätte man ihm 32 000 bieten müssen; er ist Bankier, und ein Bankier versäumt nie eine Gelegenheit, sein Kapital zu verdoppeln.
    Spricht der Herr Graf im Ernste? fragte Bertuccio.
    Monte Christo schaute den Intendanten wie ein Mensch an, der darüber erstaunt, daß man eine solche Frage an ihn zu richten wagt, und sagte sodann: Ich habe heute abend einen Besuch zu erwidern, die zwei Pferde müssen dann mit neuem Geschirr an meinen Wagen gespannt sein.
    Bertuccio verbeugte sich, um wegzugehen;

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