Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
einen ins Gespräch geworfenen Wort habe er sich das Recht erkauft, sich nun schweigend zu verhalten, klemmte Lucien sein Lorgnon ins Auge, biß auf den goldenen Knopf seines Stöckchens und schritt, mit aller Aufmerksamkeit die Waffen und Gemälde betrachtend, im Zimmer umher.
    Ah! rief Monte Christo, nach Ihren Worten hätte ich nicht an eine so schnelle Lösung geglaubt.
    Was wollen Sie? Die Dinge entwickeln sich, ohne daß man's merkt. Wenn wir auch nicht an sie denken, denken sie an uns, und wenn wir uns umdrehen, sind wir erstaunt darüber, wie sie vorgeschritten sind. Mein Vater und Herr Danglars haben miteinander in Spanien gedient, mein Vater bei der eigentlichen Armee, Herr Danglars beim Train. Mein Vater, den die Revolution zu Grunde gerichtet hatte, und Herr Danglars, der von Haus aus vermögenslos war, legten dort den Grund, mein Vater zu seinem großen politischen und militärischen Glück, Herr Danglars zu seinem bewunderungswürdigen politischen und finanziellen Glück.
    Ja, in der Tat, erwiderte Monte Christo, ich glaube, Herr Danglars erzählte mir davon während des Besuches, den ich ihm machte; und, sagte er, einen Seitenblick auf Lucien werfend, der in einem Album blätterte, und ist Fräulein Eugenie hübsch?
    Sehr hübsch; aber von einer Schönheit, die ich nicht zu schätzen weiß, ich Unwürdiger.
    Sie sprechen, als ob Sie bereits ihr Gatte wären.
    Oh! rief Albert, und sah sich dabei ebenfalls nach seinem Freunde um.
    Wissen Sie, sagte Monte Christo, die Stimme dämpfend, wissen Sie, daß Sie mir nicht eben sehr begeistert für diese Heirat zu sein scheinen.
    Fräulein Danglars ist zu reich für mich, und das erschreckt mich, erwiderte Morcerf.
    Bah! versetzte Monte Christo, ein schöner Grund; sind Sie nicht selbst reich?
    Mein Vater hat etwa fünfzigtausend Franken Rente und wird mir vielleicht zehn bis zwölf bei meiner Verheiratung geben.
    Das sieht allerdings bescheiden aus, besonders in Paris, sagte der Graf; aber das Vermögen ist nicht alles auf dieser Welt, ein schöner Name und eine hohe gesellschaftliche Stellung haben auch ihren Wert. Ihr Name ist berühmt. Ihre Stellung glänzend, der Graf von Morcerf ist ein Soldat, und man sieht gern die Unantastbarkeit eines Ritters ohne Furcht und Tadel mit der Armut eines Kreuzritters vereinigt. Die Uneigennützigkeit ist der schönste Sonnenstrahl, in dem ein edler Degen erglänzen kann. Ich finde im Gegenteil diese Verbindung im höchsten Grade passend; Fräulein Danglars bereichert Sie, und Sie adeln das Fräulein!
    Albert schüttelte den Kopf und blieb nachdenklich. Es ist dabei noch etwas anderes, sagte er.
    Ich gestehe, daß ich diesen Widerwillen gegen ein junges, reiches und schönes Mädchen nicht begreifen kann, sagte der Graf.
    Oh, mein Gott! rief Morcerf, dieser Widerwille, wenn wirklich ein Widerwille stattfindet, kommt nicht ganz von meiner Seite.
    Von welcher Seite denn? Sagten Sie mir nicht, Ihr Vater wünschte diese Heirat?
    Er kommt von meiner Mutter, und meine Mutter hat ein sicheres Auge. Sie lächelt nicht zu dieser Verbindung, sie hat ein Vorurteil gegen die Danglars.
    Oh! das läßt sich begreifen, sagte der Graf mit etwas gezwungenem Tone; die Frau Gräfin von Morcerf, welche die Vornehmheit, der Adel, die Feinheit in der Person ist, scheut sich, eine gemeinbürgerliche, plumpe, rohe Hand zu berühren, und das ist natürlich.
    Ich weiß nicht, ob dies der Fall ist, entgegnete Albert, weiß jedoch, daß diese Heirat, wenn sie wirklich stattfindet, meine Mutter unglücklich machen wird. Schon vor sechs Wochen sollte eine Familienversammlung zur Besprechung des Heiratsvertrages stattfinden, aber meine Mutter wurde dergestalt von der Migräne befallen, ohne Zweifel infolge ihrer Abneigung dagegen, daß man die Zusammenkunft auf zwei Monate verschob. Sie begreifen, es eilt nicht, ich bin noch nicht einundzwanzig Jahre alt und Eugenie erst siebzehn; doch die zwei Monate sind in der nächsten Woche abgelaufen, und man muß sich am Ende entscheiden. Sie können sich nicht vorstellen, mein lieber Graf, in welcher Verlegenheit ich mich befinde ... Ah! wie glücklich sind Sie doch, Sie freier Mann!
    Nun so seien Sie auch frei, wer hindert Sie daran?
    Oh, es würde meinem Vater einen so großen Verdruß bereiten, wenn ich Fräulein Danglars nicht heiratete.
    So heiraten Sie das Fräulein, sagte der Graf mit einer seltsamen Bewegung der Achsel.
    Ja, aber meiner Mutter würde diese Verbindung nicht Verdruß, sondern Schmerz

Weitere Kostenlose Bücher