Der Graf von Monte Christo
Tür; der Graf sagte einige arabische Worte zu Ali, der im Flur stand, und nahm Morcerf am Arme.
Ali schloß die Tür wieder und stellte sich davor; es bildete sich im Gange eine ganze Versammlung um den Nubier.
In der Tat, sagte Monte Christo, Ihr Paris ist eine seltsame Stadt, und Ihre Pariser sind ein seltsames Volk. Schauen Sie, wie sie sich um Ali drängen, der nicht weiß, was das bedeuten soll.
Glauben Sie mir, daß sich Ali dieser Popularität nur erfreut, weil er Ihnen gehört und Sie in diesem Augenblick der Mann der Mode sind.
Wirklich? Und was erwirbt mir diese Gunst?
Bei Gott! Sie selbst. Sie verschenken Gespanne von tausend Louisd'or; Sie retten Staatsanwaltsfrauen das Leben; Sie lassen unter dem Namen Major Black Vollblutpferde mit Jockeys so groß wie Quistitis rennen.
Und wer zum Teufel hat Ihnen alle diese Tollheiten erzählt?
Zuerst, Frau Danglars, die vor Verlangen stirbt, Sie in Ihrer Loge zu sehen; sodann das Journal von Beauchamp und endlich meine eigene Einbildungskraft. Warum nennen Sie Ihr Rennpferd Vampa, wenn Sie das Inkognito behaupten wollen?
Ah! Sie haben recht, das war eine Unklugheit. Doch sagen Sie mir, kommt der Graf von Morcerf nicht auch zuweilen in die Oper? Ich habe ihn überall mit den Augen gesucht und nirgends bemerkt.
Ich glaube, er wird heute abend in die Loge der Baronin kommen.
Die reizende Person, welche bei ihr sitzt, ist ihre Tochter?
Ja.
Ich mache Ihnen mein Kompliment. Doch mein lieber Graf, wir sprechen später hiervon. Was sagen Sie aber zu der Musik? Morcerf lächelte und erwiderte: Zu welcher Musik?
Zu der, die Sie soeben gehört haben.
In diesem Augenblick ertönte das Glöckchen.
Sie werden mich entschuldigen, sagte der Graf, nach seiner Loge zurückkehrend.
Wie, Sie gehen?
Sagen Sie der Gräfin G ..., wenn Sie sie sprechen, viel Schönes von ihrem Vampir.
Und der Baronin?
Ich werde die Ehre haben, wenn sie es mir erlaubt, ihr heute abend meine Aufwartung zu machen.
Während des dritten Aktes fand sich der Graf von Morcerf, wie er versprochen hatte, bei Frau Danglars ein. Der Graf war keiner von den Menschen, die in einem Saale einen Aufruhr hervorbringen; auch bemerkte niemand seine Ankunft außer den Personen in seiner Loge.
Monte Christo sah ihn indessen, und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
Haydee sah nichts, solange der Vorhang ausgezogen war; wie jede Urnatur betete sie alles an, was zum Ohr und zum Gesicht spricht.
Nach dem dritten Akt verließ der Graf seine Loge und erschien einen Augenblick nachher in der der Baronin Danglars.
Die Baronin konnte sich nicht enthalten, einen Schrei freudigen Erstaunens auszustoßen.
Ah! Sie kommen, Herr Graf, rief sie; es drängte mich in der Tat, meinen mündlichen Dank dem schriftlichen hinzuzufügen, den ich bereits bei Ihnen abgestattet habe.
Oh! gnädige Frau! Sie erinnern sich noch dieser Kleinigkeit? Ich hatte sie bereits vergessen, sagte der Graf.
Ja; aber das vergißt man nicht, Herr Graf, daß Sie am andern Tage meine arme Freundin aus der Gefahr errettet haben, der sie durch eben diese Pferde preisgegeben war.
Auch diesmal, gnädige Frau, verdiene ich Ihren Dank nicht; es war Ali, mein Nubier, der das Glück hatte, Frau von Villefort diesen ausgezeichneten Dienst zu leisten.
War es auch Ali, der meinen Sohn den Händen der römischen Banditen entriß? sagte der Graf von Morcerf.
Nein, Herr Graf, sagte Monte Christo, die Hand drückend, die ihm der General reichte, nein, diesmal nehme ich den Dank für meine Rechnung an; aber Sie haben mir diesen Dank bereits abgestattet, und ich habe ihn angenommen, und es beschämt mich in der Tat, daß ich Sie noch erkenntlich finde. Ich bitte Sie, erweisen Sie mir die Ehre, Frau Baronin, mich Ihrer Fräulein Tochter vorzustellen.
Oh! Sie sind schon vorgestellt, wenigstens dem Namen nach, denn seit einigen Tagen sprechen wir nur von Ihnen. Eugenie, fuhr die Baronin, sich gegen ihre Tochter umwendend, fort, der Herr Graf von Monte Christo.
Der Graf verbeugte sich; Fräulein Danglars machte eine leichte Bewegung mit dem Kopfe.
Sie haben eine bewunderungswürdige Person bei sich, sagte Eugenie, ist es Ihre Tochter?
Nein, mein Fräulein, erwiderte Monte Christo, erstaunt über diese außerordentliche Offenherzigkeit oder diese merkwürdige Entschiedenheit, es ist eine arme Griechin, deren Vormund ich bin.
Und sie heißt?
Haydee, antwortete Monte Christo.
Eine Griechin! murmelte der Graf von Morcerf.
Ja, Graf, sagte Frau
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