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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Valentine, weil du mich liebst.
    Der Greis machte ein bejahendes Zeichen.
    Und du fürchtest, ich könnte unglücklich werden?
    Ja.
    Du liebst Herrn Franz nicht?
    Seine Augen wiederholten drei- oder viermal: Nein.
    Dann bist du wohl sehr bekümmert, lieber Vater?
    Ja.
    Wohl, so höre, sagte Valentine, vor Noirtier niederknieend und ihre Arme um seinen Hals schlingend. Ich bin auch sehr bekümmert, denn ich liebe Herrn Franz d'Epinay ebenfalls nicht.
    Ein Blitz der Freude erleuchtete die Augen des Greises.
    Als ich mich ins Kloster zurückziehen wollte, warst du so sehr aufgebracht gegen mich.
    Eine Träne befeuchtete das trockene Augenlid Noirtiers.
    Nun wohl, fuhr Valentine fort, ich dachte hieran, um dieser Heirat zu entgehen, die mich in Verzweiflung bringt.
    Noirtiers Atem wurde keuchend.
    Diese Heirat macht dir also großen Kummer, guter Vater? Oh, mein Gott! wenn du mir beistehen könntest, wenn wir beide diesen Plan zu vereiteln vermöchten! Aber du bist ohne Kraft gegen sie, du, dessen Geist doch so lebhaft, dessen Wille noch so fest ist; wenn es sich aber darum handelt, zu kämpfen, so bist du schwach und sogar noch schwächer als ich. Ach! du wärest in den Tagen deiner Kraft und deiner Gesundheit ein so mächtiger Beschützer für mich gewesen; aber heute vermagst du nur noch mich zu begreifen und dich mit mir zu freuen oder zu betrüben; es ist dies ein letztes Glück, das mir Gott mit den andern zu nehmen vergessen hat.
    In Noirtiers Augen lag ein solcher Ausdruck von Kraft und Tiefe, daß das junge Mädchen darin die Worte zu lesen glaubte: Du täuschest dich, ich vermag noch viel für dich.
    Du vermagst noch etwas für mich, lieber, guter Papa?
    Ja.
    Noirtier schlug die Augen zum Himmel auf. Dies war das zwischen ihm und Valentine verabredete Zeichen, wenn er etwas wünschte.
    Was willst du, lieber, guter Papa?
    Valentine suchte einen Augenblick in ihrem Geiste, drückte laut ihre Gedanken aus, wie sie ihr hintereinander kamen, und als sie sah, daß der Greis auf alles, was sie sagen mochte, beständig: Nein! antwortete, rief sie: Wohl, wir müssen zu den großen Mitteln greifen, da ich so dumm bin.
    Dann sagte sie hintereinander alle Buchstaben des Alphabets her vom A bis zum N, während ihr Lächeln das Auge des Gelähmten befragte; beim N machte Herr Noirtier ein bejahendes Zeichen.
    Ah! sagte Valentine, die Sache, die du begehrst, fängt mit dem Buchstaben N an; laß einmal sehen, na, ne, ni, no ...
    Ja, ja, ja, machte der Greis.
    Ah, es ist no.
    Valentine holte ein Wörterbuch, das sie vor Noirtier legte; sie öffnete es, und während das Auge des Greises auf die Blätter geheftet war, lief ihr Finger rasch auf den Seiten herab.
    Die Übung seit den sechs Jahren, da Noirtier in seinen betrübten Zustand verfallen, machten ihr die Proben so leicht, daß sie so rasch den Gedanken des Greises erriet, als hätte dieser selbst in dem Wörterbuch suchen können.
    Bei dem Worte Notar gab ihr Noirtier ein Zeichen, einzuhalten.
    Notar? sagte sie; du willst einen Notar, guter Papa?
    Der Greis machte ein Zeichen, daß er wirklich einen Notar verlange.
    Darf es mein Vater wissen?
    Ja.
    Dann wird man dir ihn sogleich holen!
    Valentine lief nach der Glocke, rief einen Bedienten und bat ihn, Herrn oder Frau von Villefort zu dem Großvater zu bitten.
    Bist du zufrieden? sagte Valentine und lächelte ihrem Großvater zu, wie eine Mutter ihrem Kinde.
    Herr von Villefort trat, von Barrois gerufen, wieder ein.
    Was wollen Sie, mein Herr? fragte er den Gelähmten.
    Mein Großvater verlangt nach einem Notar, sagte Valentine.
    Bei diesem seltsamen und so unerwarteten Verlangen wechselte Herr von Villefort einen Blick mit dem Gelähmten.
    Ja, machte der letztere mit einer Festigkeit, die ausdrücken wollte, er sei mit Hilfe von Valentine und seinem alten Diener, der nun wußte, was er haben wollte, bereit, den Kampf aufzunehmen.
    Warum? fragte Villefort.
    Der Blick des Gelähmten blieb unbeweglich und folglich stumm, was besagen wollte: Ich beharre auf meinem Willen.
    Um uns einen schlimmen Streich zu spielen? versetzte Villefort, lohnt sich das der Mühe?
    Wenn der gnädige Herr einen Notar haben will, so bedarf er seiner offenbar, sagte Barrois mit der, alten Bedienten eigentümlichen Hartnäckigkeit. Also werde ich einen Notar holen.
    Barrois erkannte keinen andern Herrn an, als Noirtier, und gab nie zu, daß seinem Willen in irgend einer Beziehung widersprochen wurde.
    Ja, ich will einen Notar, machte der Greis und

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