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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

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schlecht.
    Dann kam er zurück, jedoch ohne sich zu setzen.
    Die erwähnte Heirat, fügte Frau von Villefort hinzu, ist Herrn d'Epinay und seiner Familie sehr angenehm; übrigens besteht diese Familie nur aus einem Oheim und einer Tante. Seine Mutter starb in dem Augenblick, wo sie ihn zur Welt brachte, und da sein Vater 1815, das heißt, als das Kind kaum zwei Jahre alt war, ermordet wurde, so braucht er nur dem eigenen Willen zu folgen.
    Ein geheimnisvoller Mord, dessen Urheber unbekannt geblieben sind, obgleich der Verdacht sich auf verschiedene lenkte, sagte Villefort.
    Noirtier machte eine solche Anstrengung, daß seine Lippen sich wie zu einem Lächeln zusammenzogen.
    Die wahren Schuldigen aber, fuhr Villefort fort, diejenigen, die da wissen, daß sie das Verbrechen begangen haben; diejenigen, welche die Gerechtigkeit der Menschen während ihres Lebens und die Gerechtigkeit Gottes nach ihrem Tode treffen kann, sollten glücklich sein, wenn sie sich an unserem Platze befänden und Herrn Franz d'Epinay eine Tochter bieten könnten, um auch den Schein des Verdachtes zu ersticken.
    Noirtier hatte sich mit einer Gewalt beruhigt, die man bei dieser gebrochenen Organisation nicht hätte erwarten sollen.
    Ja, ich begreife, antwortete er Villefort mit einem Blicke, der zugleich tiefe Verachtung und sittlichen Zorn ausdrückte.
    Villefort erwiderte diesen Blick, dessen Inhalt er gelesen hatte, mit einem leichten Achselzucken. Dann bedeutete er seiner Frau durch ein Zeichen, sie möge aufstehen.
    Mein Herr, genehmigen Sie nun den Ausdruck meiner Achtung, sagte Frau von Villefort. Erlauben Sie, daß Eduard Ihnen seine Ehrfurcht bezeugt?
     

     
    Verabredetermaßen drückte der Greis durch ein Schließen der Augen seine Billigung, seine Weigerung durch ein wiederholtes Blinzeln, und irgend einen Wunsch dadurch aus, daß er seine Augen zum Himmel aufschlug. Verlangte er nach Valentine, so schloß er nur das rechte Auge, verlangte er nach Barrois, so schloß er das linke Auge.
    Auf Frau von Villeforts Frage blinzelte er heftig.
    Als Frau von Villefort den Vorschlag mit einer offenbaren Weigerung aufgenommen sah, kniff sie die Lippen zusammen.
    Ich werde Ihnen also Valentine schicken? sagte sie.
    Ja, antwortete der Greis, rasch die Augen schließend.
    Herr und Frau von Villefort grüßten und entfernten sich mit dem Befehle, Valentine zu rufen, der indessen schon gesagt worden war, sie sollte sich im Verlaufe des Tages bei Herrn Noirtier einfinden.
    Kaum hatten sich die Eltern entfernt, so trat Valentine, noch ganz rosig vor Aufregung, bei dem Greise ein. Ein Blick sagte ihr, wie sehr ihr Großvater litt, und wieviel er ihr zu sagen hatte.
    Ah, guter Papa, rief sie, was ist denn geschehen? Nicht wahr, man hat dich geärgert, und du bist aufgebracht?
    Ja, erwiderte er, die Augen schließend.
    Gegen wen? Gegen meinen Vater? Nein. Gegen Frau von Villefort? Nein. Gegen mich?
    Der Greis machte ein bejahendes Zeichen.
    Gegen mich! versetzte Valentine erstaunt.
    Der Greis wiederholte das Zeichen.
    Was habe ich dir denn getan, lieber, guter Papa? rief Valentine. – Keine Antwort; sie fuhr fort: Ich habe dich den ganzen Tag nicht gesehen, man hat dir irgend etwas über mich gesagt.
    Ja, sagte mit Heftigkeit der Blick des Greises.
    Vergebens suche ich zu erraten. Mein Gott! ich schwöre dir, guter Vater ... Ah! nicht wahr, Herr und Frau Villefort gingen soeben von hier weg?
    Ja.
    Und sie sind es, welche dir Dinge gesagt haben, die dich ärgern? Was ist es denn? Mein Gott! Was konnten sie dir sagen? Und sie suchte, endlich sagte sie, die Stimme dämpfend und sich dem Greise nähernd. Oh! ich habe es, sie sprachen vielleicht von meiner Verheiratung?
    Ja, antwortete der zornige Blick.
    Ich begreife, du grollst mir wegen meines Stillschweigens. Oh! siehst du, sie hatten mir so oft eingeschärft, dir nichts davon zu sagen! Sie hätten mir selbst nichts davon gesagt, würde ich es nicht durch einen Zufall selbst erfahren haben; deshalb war ich so zurückhaltend gegen dich. Vergib mir, guter Papa Noirtier!
    Wieder starr und ausdruckslos geworden, schien der Blick zu antworten: Es ist nicht allein dein Stillschweigen, was mich betrübt.
    Was ist es denn? fragte das junge Mädchen; du glaubst vielleicht, ich würde dich verlassen, guter Vater, meine Heirat könnte mich vergeßlich machen?
    Nein, erwiderte der Greis.
    Warum bist du dann ärgerlich? Die Augen des Greises nahmen einen Ausdruck von unendlicher Sanftmut an.
    Ja, ich begreife, sagte

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