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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie mit ihrer ganzen Stimme, mit ihrer ganzen Physiognomie, mit ihrer ganzen Seele, so daß sogar lebensvolle Gespräche zwischen dem Mädchen und dem Mann mit dem ungeheuren Wissen, dem unerhörten Scharfsinne und dem mächtigen Willen stattfinden konnten.
    Valentine hatte also das seltsame Problem gelöst, die Gedanken des Greises zu verstehen und ihm ihre Gedanken verständlich zu machen; und infolgedessen kam es nur selten vor, daß sie bei den gewöhnlichen Vorkommnissen des Lebens nicht genau das Verlangen dieser lebendigen Seele oder das Bedürfnis dieses halb unempfindlichen Körpers erraten hätte. Der Diener Barrois kannte alle Gewohnheiten seines Herrn, und Noirtier brauchte nur ausnahmsweise etwas von ihm zu verlangen.
    Villefort bedurfte keiner Unterstützung, um mit seinem Vater das seltsame Gespräch anzuknüpfen, das er mit ihm zu führen gedachte, denn auch er kannte, wie gesagt, vollkommen das Wörterbuch des Greises, und wenn er sich desselben nicht häufiger bediente, so geschah dies aus Überdruß oder Gleichgültigkeit. Er ließ also vorher Valentine in den Garten hinabgehen, entfernte Barrois, setzte sich rechts von seinem Vater, während Frau von Villefort ihren Platz zu seiner Linken nahm, und begann: Mein Herr, wundern Sie sich nicht, daß Valentine nicht mit uns heraufgekommen ist, und daß ich Barrois entfernte, denn die Unterredung, die wir untereinander haben werden, kann nicht in Gegenwart eines jungen Mädchens oder eines Dieners stattfinden; Frau von Villefort und ich haben Ihnen eine Mitteilung zu machen.
    Noirtiers Gesicht blieb unempfindlich, während Villeforts Auge bis in die tiefste Seele des Greises dringen zu wollen schien.
    Diese Mitteilung, fuhr der Staatsanwalt mit dem eisigen Tone fort, der nie einen Widerspruch zuzulassen schien, diese Mitteilung, Frau von Villefort und ich sind fest davon überzeugt, wird Sie erfreuen.
    Das Auge des Greises blieb teilnahmlos, er hörte nur.
    Mein Herr, sagte Villefort, wir verheiraten Valentine.
    Ein Gesicht von Wachs wäre bei dieser Kunde nicht kälter geblieben, als das Gesicht des Greises.
    Die Heirat wird binnen drei Monaten stattfinden, fügte Villefort hinzu.
    Das Auge des Greises blieb immer gleich leblos.
    Frau von Villefort nahm ebenfalls das Wort und sagte hastig:
    Wir dachten, diese Mitteilung hätte Interesse für Sie, mein Herr; überdies schien Valentine sich stets Ihrer Zuneigung zu erfreuen; wir haben Ihnen also nur noch den Namen des für sie bestimmten jungen Mannes zu sagen. Es ist eine von den ehrenvollsten Partien, auf die Valentine Anspruch machen kann. Der junge Mann besitzt Vermögen, einen schönen Namen, und sein Benehmen und sein Geschmack bieten die vollkommene Gewähr, daß sie glücklich sein wird. Sein Name kann Ihnen nicht unbekannt sein: es handelt sich um Franz von Quesnel, Baron d'Epinay.
    Während der kurzen Rede seiner Frau heftete Villefort einen noch aufmerksameren Blick als zuvor auf den Greis. Sobald Frau von Villefort den Namen Franz aussprach, bebte Noirtiers Auge, das sein Sohn so gut kannte, und ließ einen Blitz hervorleuchten.
    Der Staatsanwalt, der mit der früheren politischen Feindschaft, die zwischen seinem Vater und Franzens Vater bestanden hatte, vertraut war, begriff diesen Feuerblick und diese Aufregung; doch er ließ beides scheinbar unbemerkt vorübergehen und nahm die Rede da wieder auf, wo seine Frau abgebrochen hatte.
    Mein Herr, sagte er, Sie begreifen, es ist von Wichtigkeit, daß Valentine, die nunmehr ihrem neunzehnten Jahre nahe steht, ihre häusliche Versorgung findet. Nichtsdestoweniger haben wir Sie bei unseren Konferenzen nicht vergessen, und wir haben uns zum voraus vergewissert, daß Valentines Gatte einwilligen würde, wenn nicht bei uns zu leben, was für ein junges Ehepaar vielleicht lästig wäre, wenigstens Sie, den Valentine ganz besonders liebt, und der die gleiche Zuneigung für sie zu besitzen scheint, bei sich aufzunehmen. Dann würden Sie keine von Ihren Gewohnheiten aufzugeben brauchen und statt eines zwei Kinder haben, die über Ihre alten Tage wachten.
    Noirtiers Augenblitz wurde gleichsam blutig. Es ging offenbar etwas Furchtbares im Innern des Greises vor, sicherlich stieg ihm der Schrei des Schmerzes und der Wut in die Kehle und erstickte ihn beinahe, da er nicht ausbrechen konnte, denn sein Gesicht wurde purpurrot, und seine Lippen erbleichten.
    Villefort öffnete ruhig ein Fenster und sagte: Es ist sehr warm hier, die Wärme bekommt Herrn Noirtier

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