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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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sehe, daß ich mich nicht täuschte, du bist ein braver Junge, und es ist ein Segen, wenn das Glück bei Leuten deiner Art einkehrt. Erzähle doch, wie dein Glück gekommen ist.
    Ich habe meinen Vater wieder gefunden. – Deinen wahren Vater? – Verdammt! Solange er bezahlt ... – Wirst du es glauben und ihn ehren, das ist ganz richtig. Wie nennt sich dein Vater? – Major Cavalcanti. – Und wer half dir dazu, daß du deinen Vater wiederfandest? – Der Graf von Monte Christo. – Der, von dem du herkamst? – Ja. – Ei, so versuche es doch, mich bei ihm als nächsten Verwandten anzubringen, da er solche Geschäfte treibt.
    Wohl; ich werde mit ihm über dich sprechen.
    Du bist sehr gut, daß du es tun willst, sagte Caderousse.
    Da du so viel Anteil an mir nimmst, versetzte Andrea, so erlaubst du wohl, mir auch einige Auskunft über dich zu erbitten.
    Das ist richtig ... Ich will ein Zimmer in einem ehrlichen Hause mieten, mich mit einem anständigen Kleide bedecken, mich alle Tage rasieren lassen und das Kaffeehaus besuchen, um die Zeitungen zu lesen. Am Abend gehe ich mit irgend einem Claqueur ins Schauspiel; ich sehe dann aus wie ein Bäcker, der sich vom Geschäft zurückgezogen hat, und das ist mein Ideal.
    Sehr gut! Willst du diesen Plan ausführen und vernünftig sein, so wird alles gut gehen. Und nun, da du hast, was du willst, und da wir an Ort und Stelle sind, springe aus meinem Wagen und verschwinde.
    Nein, Kleiner, bedenke doch ein rotes Tuch auf dem Kopf, so gut wie keine Schuhe, keine Spur von Papieren und zehn Napoleons in Gold in der Tasche – man würde mich unfehlbar am Tor anhalten; zu meiner Rechtfertigung wäre ich dann genötigt, zu sagen, du habest mir diese zehn Napoleons gegeben. Dann erfolgt eine Nachforschung, eine Untersuchung; man erfährt, daß ich Toulon verlassen habe, ohne Abschied zu nehmen, und man führt mich ohne Gnade an das Mittelländische Meer zurück. Ich werde wieder ganz einfach Nr. 106, und dahin ist mein Ideal, einem ehemaligen Bäcker zu gleichen! Nein, mein Sohn, ich ziehe es vor, ganz ehrlich in der Hauptstadt zu bleiben.
    Andrea runzelte die Stirn; der vermeintliche Sohn des Majors von Cavalcanti war, wie er sich dessen selbst gerühmt hatte, ein ziemlich schlimmer Kopf. Er hielt einen Augenblick an, warf einen raschen Blick umher und steckte dann die Hand verstohlen in seine Hosentasche, wo er den Bügel einer Taschenpistole zu streicheln begann.
    Caderousse aber, der seinen Gefährten nicht aus den Augen verlor, griff mit seinen Händen hinter seinen Rücken und öffnete ganz sacht ein langes, spanisches Messer, das er für jeden Fall bei sich trug.
    Die beiden würdigen Freunde verstanden einander, wie man sieht. Andreas Hand kam harmlos wieder aus der Tasche hervor und stieg bis zu seinem roten Schnurrbarte hinauf, den er eine Zeitlang zwischen den Fingern drehte.
    Gut, Caderousse, sagte er, du willst also glücklich werden?
    Ich werde mein möglichstes tun, erwiderte der Wirt vom Pont du Gard, während er sein Messer wieder in die Scheide steckte.
    Vorwärts, fahren wir in die Stadt hinein! Doch wie willst du es machen, um durch das Tor zu kommen, ohne Verdacht zu erwecken? Mir scheint, mit deiner Tracht wagst du noch mehr im Wagen, als zu Fuß.
    Warte, das wirst du sehen, erwiderte Caderousse.
    Er nahm den Mantel mit großem Kragen, den der Bediente an seinem Platze zurückgelassen hatte, und legte ihn auf seine Schultern; dann griff er nach Cavalcantis Hut und setzte ihn sich auf, worauf er die Stellung eines Bedienten, dessen Herr selbst fährt, einnahm.
    Und ich, sagte Andrea, soll ich etwa barhaupt bleiben?
    Bah! Es weht ein so starker Wind, daß er dir wohl deinen Hut fortgenommen haben kann.
    Vorwärts also, daß wir zu Ende kommen!
    Sie gelangten ohne Unfall durch das Tor. Bei der ersten Querstraße hielt Andrea sein Pferd an, Caderousse sprang zu Boden.
    Nun, sagte Andrea, und der Mantel und mein Hut?
    Oh! erwiderte Caderousse, du wirst nicht wollen, daß ich den Schnupfen bekomme. Und er verschwand in einem Gäßchen.
    Ach! kann man denn in dieser Welt nie ganz glücklich sein! sagte Andrea, einen Seufzer ausstoßend.

Eheliche Szene.
     
    Morel, Chateau-Renaud und Debray waren aus der Gesellschaft gemeinsam fortgeritten bis zum Platze Ludwigs XVI.; hier trennten sich die jungen Leute; Morel schlug den Weg über die Boulevards ein, Chateau-Renaud ritt über den Pont de la Revolution, und Debray folgte dem Kai.
    Morel und Chateau-Renaud kehrten

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