Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
gehöre.
    Albert war ganz betäubt von dem, was er vernommen hatte.
    Leeren Sie Ihre Tasse, sagte der Graf zu ihm; die Geschichte ist zu Ende.

Fünftes Buch

Man schreibt uns aus Janina.
     
    Franz verließ Noirtiers Zimmer so schwankend und verwirrt, daß Valentine selbst Mitleid mit ihm empfand.
    Villefort, der nur einige Worte ohne Zusammenhang gesprochen hatte und in sein Kabinett entflohen war, erhielt zwei Stunden nachher folgenden Brief:
    »Nach dem, was mir heute morgen enthüllt worden ist, kann Herr Noirtier von Villefort nicht annehmen, es sei eine Verbindung zwischen seiner Familie und der des Herrn Franz d'Epinay möglich. Herr Franz d'Epinay denkt mit Schrecken daran, daß Herr von Villefort, der, wie es scheint, die Ereignisse kannte, ihm nicht in diesem Gedanken zuvorgekommen ist.«
    Wer den Staatsanwalt in diesem Augenblick in seiner Zerknirschung gesehen hätte, würde nicht geglaubt haben, daß er auch nur entfernt an diese Möglichkeit gedacht hätte. In der Tat hatte er ein solches Dazwischentreten seines Vaters schon deshalb für ganz ausgeschlossen gehalten, weil sich der alte Jakobiner nie die Mühe genommen hatte, ihn über den genauen Verlauf der Ereignisse aufzuklären, und der Staatsanwalt daher stets der Meinung gewesen war, der General von Quesnel sei ermordet worden.
    Der schroffe Brief des jungen Mannes, der ihm bis dahin Ehrfurcht bewiesen hatte, verwundete Villeforts Stolz tödlich. Kaum befand er sich in seinem Kabinett, als seine Frau, deren Lage nach dem Verschwinden des Herrn d'Epinay dem Notar und den Zeugen gegenüber jeden Augenblick peinlicher geworden war, eintrat.
    Herr von Villefort beschränkte sich darauf, ihr zu sagen, infolge einer Erklärung zwischen ihm, Herrn Noirtier und Herrn d'Epinay sei die Heirat als aufgegeben zu betrachten. Es war unangenehm, dies den Wartenden mitzuteilen. Als Frau von Villefort zurückkehrte, sagte sie auch nur, Herr Noirtier habe am Anfang der Besprechung eine Art von Schlaganfall gehabt, und die Unterzeichnung des Vertrags sei dadurch natürlich um einige Tage verschoben.
    Die Zuhörer sahen einander bei dieser Mitteilung erstaunt an und entfernten sich, ohne ein Wort zu sagen.
    Zugleich glücklich und erschrocken, umarmte Valentine den schwachen Greis, der mit einem Schlage die Kette zerbrochen hatte, die sie bereits für unauflöslich hielt, dankte ihm und bat ihn sodann um Erlaubnis, sich zu ihrer Erholung in ihr Zimmer zurückziehen zu dürfen. Doch statt in ihre Wohnung hinaufzugehen, eilte Valentine durch den Gang und von da durch die kleine Tür in den Garten. Inmitten aller der Ereignisse, die einander drängten, hatte ein dumpfer Schrecken beständig ihr Herz zusammengepreßt. Jeden Augenblick erwartete sie Morel bleich und drohend erscheinen zu sehen.
    Es war in der Tat Zeit, daß sie zu dem Gitter kam. Da Morel das Kommende vermutete, als er Franz mit Herrn von Villefort den Kirchhof verlassen sah, war er ihm nachgefolgt. Er beobachtete dann, daß er wieder das Haus verließ und bald mit Albert und Chateau-Renaud zurückkehrte. Nun gab es für ihn keinen Zweifel mehr. Er eilte in sein Gehege, für jedes Ereignis bereit und fest überzeugt, Valentine werde im ersten freien Augenblick zu ihm eilen.
    Er täuschte sich nicht; sein an die Bretter gedrücktes Auge sah nach langem, bangem Harren endlich das Mädchen erscheinen, das ohne die gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln nach dem Gitter lief. Mit dem ersten Blicke auf sie war er beruhigt; bei dem ersten Worte, das sie sprach, hüpfte er vor Freude.
    Gerettet! sagte Valentine.
    Gerettet! wiederholte Morel, der kaum an ein solches Glück glauben konnte, und durch wen?
    Durch meinen Großvater. Oh! du mußt ihn sehr lieb haben, Maximilian!
    Doch wie war es möglich? fragte Morel; welches seltsame Mittel hat er angewendet?
    Valentine öffnete den Mund, um alles zu erzählen; doch sie bedachte, daß dem allen ein furchtbares Geheimnis zu Grunde lag, das nicht ihrem Großvater allein gehörte.
    Später werde ich dir alles erzählen, sagte sie.
    Wann? – Wenn ich einmal deine Frau bin.
    Dies hieß das Gespräch auf ein Kapitel bringen, das Morel leicht alles verstehen ließ; er verstand sogar, daß er sich mit dem, was er wußte, begnügen solle, und das fiel ihm auch bei der guten Nachricht nicht schwer. Er willigte jedoch erst ein, sich zu entfernen, als ihm Valentine für den nächsten Abend ein Wiedersehen versprach.
    Frau von Villefort war mittlerweile zu Herrn Noirtier

Weitere Kostenlose Bücher