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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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damit sagen, mein Herr, daß seit vierzehn Tagen neue Umstände ...
    Erlauben Sie mir, spielen wir Komödie?
    Wie, Komödie?
    Ja, wir wollen uns kategorisch erklären.
    Das kann mir nur lieb sein.
    Haben Sie Herrn von Monte Christo gesehen?
    Ich sehe ihn sehr häufig, antwortete Danglars, er gehört zu meinen Freunden.
    Wohl, bei einem seiner letzten Besuche in Ihrem Hause sagten Sie ihm, ich schiene vergeßlich, unentschlossen, in Beziehung auf diese Heirat. – Das ist wahr.
    Nun! hier bin ich. Ich bin weder vergeßlich, noch unentschlossen, wie Sie sehen, denn ich komme, um Sie aufzufordern, Ihr Versprechen zu halten.
    Danglars antwortete nicht.
    Haben sich Ihre Ansichten so bald geändert? fügte Morcerf hinzu, oder haben Sie mich nur herausgefordert, um mich zu demütigen?
    Danglars begriff, daß die Sache, wenn er das Gespräch in dem Tone, wie er es angefangen, fortsetzte, eine schlimme Wendung für ihn nehmen konnte.
    Herr Graf, sagte er, Sie müssen mit vollem Rechte über meine Zurückhaltung erstaunt sein. Glauben Sie mir, ich begreife dies und bedaure es sehr. Seien Sie überzeugt, daß mir diese Zurückhaltung durch gebieterische Umstände vorgeschrieben wird.
    Das sind Worte in die Luft gesprochen, mein lieber Herr, mit denen sich der erste beste begnügen könnte. Der Graf von Morcerf ist aber nicht der erste beste, und wenn ein Mann wie ich einen andern Mann aufsucht, ihn an ein gegebenes Wort erinnert, und dieser Mann sein Wort nicht hält, so hat er wenigstens das Recht, auf der Stelle zu verlangen, daß man ihm einen vernünftigen Grund angibt.
    Danglars war feige, aber er wollte es nicht scheinen; von Morcerfs Ton gereizt, erwiderte er: Es fehlt mir auch nicht an einem vernünftigen Grunde.
    Was wollen Sie damit sagen?
    Daß ich einen vernünftigen Grund habe, daß er aber schwer anzugeben ist.
    Sie fühlen doch, mein Herr, entgegnete Morcerf, daß ich mich damit nicht abspeisen lassen kann. Eines ist allerdings sehr klar, nämlich, daß Sie eine Verbindung mit mir ausschlagen.
    Nein, mein Herr, sagte Danglars, ich verschiebe nur meinen Entschluß bis auf weiteres.
    Doch Sie werden wohl nicht die Anmaßung haben, zu glauben, daß ich mich Ihren Launen füge und demütig auf die Rückkehr Ihrer Gunst warte?
    Wenn Sie nicht warten können, Herr Graf, so wollen wir unsere Pläne als nicht geschehen betrachten.
    Der Graf biß sich bis aufs Blut in die Lippen, um den Ausbruch zurückzudrängen, zu dem ihn sein stolzer, reizbarer Charakter trieb. Da er jedoch begriff, die Lächerlichkeit wäre unter diesen Umständen auf seiner Seite, so ging er bereits zur Tür des Salons, besann sich aber bald wieder eines andern und kehrte zurück. Eine Wolke zog über seine Stirn hin und ließ darauf, statt des beleidigten Stolzes, die Spur einer unbestimmten Unruhe zurück.
    Lieber Herr Danglars, sagte er, wir kennen uns seit langen Jahren und müssen folglich einige Schonung gegeneinander üben. Sie sind mir eine Erklärung schuldig, und es ist doch das mindeste, daß ich erfahre, welchem Unglücklichen Ereignis mein Sohn den Verlust Ihrer guten Absichten in Beziehung auf ihn zuzuschreiben hat.
    Es betrifft den Vicomte nicht persönlich, mehr kann ich Ihnen nicht sagen, antwortete Danglars, der wieder frech wurde, als er sah, daß Morcerf sich besänftigte.
    Und wen betrifft es denn? fragte Morcerf, dessen Stirn sich mit Blässe bedeckte, bebend.
    Danglars, dem keines dieser Symptome entging, heftete auf ihn einen ungewöhnlich festen Blick und sagte: Danken Sie mir, daß ich mich nicht näher erkläre.
    Ein zweifellos dem unterdrückten Zorne entspringendes nervöses Zittern schüttelte Morcerf, und er erwiderte, sich gewaltsam bezwingend: Ich bin berechtigt, eine Erklärung von Ihnen zu verlangen. Haben Sie etwas gegen Frau von Morcerf? Ist mein Vermögen nicht hinreichend? Sind es meine politischen Ansichten ...
    Nichts von dem allem, sagte Danglars; ich wäre unentschuldbar, denn dies alles ist mir schon jahrelang bekannt. Nein, suchen Sie nicht weiter, lassen Sie uns hierbei stehen bleiben. Einigen wir uns auf dem Worte Aufschub, das weder einen Bruch noch eine zweifellose Verbindlichkeit bedeutet. Mein Gott! nichts drängt uns. Meine Tochter ist siebzehn Jahre alt, Ihr Sohn einundzwanzig. Inzwischen schreitet die Zeit fort, sie führt die Ereignisse herbei. Die Dinge, die noch gestern dunkel schienen, sind heute vielleicht klar; oft enthüllen sich an einem Tage die grausamsten Verleumdungen.
    Verleumdungen,

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