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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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haben Sie gesagt, mein Herr? rief Morcerf leichenbleich. Man verleumdet mich also?
    Herr Graf, wir wollen uns nicht weiter erklären.
    Ich soll mich also ruhig dieser Weigerung unterwerfen?
    Welche für mich peinlicher ist als für Sie, denn ich rechnete auf die Ehre einer Verbindung mit Ihnen, und eine fehlgeschlagene Heirat schadet immer mehr der Braut, als dem Bräutigam.
    Es ist gut, mein Herr, sprechen wir nicht mehr davon, sagte Morcerf, und seine Handschuhe mit der größten Wut zerknitternd, verließ er das Zimmer.
    Danglars bemerkte wohl, daß es Morcerf nicht ein einzigesmal gewagt hatte, ihn zu fragen, ob er, Morcerf, die Ursache sei, warum er sein Wort zurücknehme.
    Am Abend fand eine lange Besprechung mit mehreren Freunden statt, und Herr Cavalcanti, der sich beständig im Damensalon aufgehalten hatte, verließ das Haus zuletzt. Am andern Morgen verlangte Danglars sofort nach den Zeitungen. Als man sie ihm brachte, schob er die andern beiseite und griff nach dem Impartial , dessen Redakteur Beauchamp war.
    Er brach rasch den Umschlag auf, öffnete ihn mit nervöser Hast, ging gleichgültig über den Pariser Artikel weg und blieb mit boshaftem Lächeln bei einer kurzen Notiz stehen, die mit den Worten anfing: Man schreibt uns aus Janina ...
    Gut, sagte er, nachdem er gelesen hatte, das ist ein Artikelchen über den Obersten Fernand, das mich aller Wahrscheinlichkeit nach der Mühe überheben wird, ihm nähere Erläuterungen zu geben.
    In demselben Augenblick, nämlich als es neun Uhr schlug, erschien Albert von Morcerf, schwarz gekleidet, mit entschiedenem Schritt in dem Hause in den Champs-Elysees.
    Der Herr Graf ist vor etwa einer halben Stunde ausgefahren, sagte der Hausmeister.
    Hat er Baptistin mitgenommen? fragte Morcerf.
    Nein, Herr Vicomte.
    Rufen Sie Baptistin, ich will mit ihm sprechen.
    Der Hausmeister holte den Kammerdiener und kam einen Augenblick nachher mit ihm zurück.
    Mein Freund, sagte Albert, entschuldigen Sie meine Unbescheidenheit, doch ich wollte Sie selbst fragen, ob Ihr Herr wirklich ausgegangen ist.
    Ja, Herr Vicomte.
    Auch für mich?
    Ich weiß, wie glücklich mein Gebieter ist, den Herrn Vicomte zu empfangen, und würde mich Wohl hüten, ihn sonst abzuweisen.
    Sie haben recht, denn ich muß ihn in einer sehr ernsten Angelegenheit sprechen. Glauben Sie, er wird lange ausbleiben?
    Nein, denn er hat sein Frühstück auf zehn Uhr bestellt.
    Gut, ich werde einen Gang auf den Champs-Elysees machen und um zehn Uhr wieder hier sein; sagen Sie dem Herrn Grafen, wenn er vor mir zurückkehrt, ich bitte ihn, mich zu erwarten.
    Albert ließ vor der Tür des Grafen sein Kabriolett und ging zu Fuß spazieren. –
    Als er an der Allee des Veuves vorüber kam, glaubte er die Pferde des Grafen zu erkennen, die vor der Tür einer dort liegenden Schießbahn standen; er näherte sich, und nachdem er die Pferde erkannt, erkannte er auch den Kutscher.
    Ist der Herr Graf in der Schießbahn? fragte er diesen.
    Als der Kutscher die Frage bejahte, trat Morcerf ein. In dem kleinen Garten stand der Aufwärter.
    Verzeihen Sie, sagte dieser, der Herr Vicomte wird wohl die Gefälligkeit haben, einen Augenblick zu warten.
    Warum, Philipp? fragte Albert, der als Stammgast über dieses Hindernis erstaunt war.
    Weil der Herr, der in diesem Augenblick übt, die Schießbahn für sich allein nimmt und vor niemanden schießt.
    Nicht einmal vor Ihnen, Philipp?
    Sie sehen, ich bin vor der Tür meiner Loge. Sie kennen den Herrn?
    Ich komme, um ihn zu holen; er ist mein Freund.
    Ah! dann ist es etwas anderes. Ich will hineingehen und ihn benachrichtigen.
    Und von seiner eigenen Neugierde getrieben, trat Philipp in die Schießhütte. Eine Sekunde nachher erschien Monte Christo auf der Schwelle.
    Verzeihen Sie, lieber Graf, daß ich Sie bis hierher verfolge, sagte Albert; doch ich muß Ihnen vor allem sagen, daß es nicht der Fehler Ihrer Leute ist und daß ich allein indiskret bin. Ich begab mich zu Ihnen, man sagte mir, Sie seien ausgefahren, würden jedoch um zehn Uhr zum Frühstück zurückkehren. Ich wollte bis zehn Uhr spazieren gehn und sah hier zufällig Ihre Pferde und Ihren Wagen.
    Was Sie mir sagten, gewährt mir die Hoffnung, daß Sie mit mir zum Frühstück kommen.
    Nein, ich danke, es handelt sich jetzt nicht um ein Frühstück; vielleicht frühstücken wir später, doch bei Gott! in schlechter Gesellschaft.
    Was zum Teufel reden Sie da?
    Mein Lieber, ich schlage mich heute.
    Sie? und warum?
    Der Ehre wegen.

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