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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich; die Krise war vorüber, er seufzte und erhob sich auf ein Knie. D'Avrigny und Villefort trugen ihn auf ein Ruhebett.
    Was befehlen Sie, Doktor? fragte Villefort.
    Man bringe mir Wasser und Äther, etwas Terpentinöl und ein Brechmittel, Sie haben doch alles im Hause? Sodann entferne sich jedermann!
    Ich auch? fragte Valentine schüchtern.
    Ja, mein Fräulein, Sie besonders, erwiderte der Doktor mit strengem Tone.
    Valentine schaute Herrn d'Avrigny erstaunt an, küßte Herrn Noirtier auf die Stirn und ging hinaus. – Hinter ihr schloß der Arzt die Tür.
    Sehen Sie! sagte Villefort, Doktor, er kommt wieder zu sich, es war nur ein Anfall ohne Bedeutung.
    Herr d'Avrigny lächelte düster und fragte: Wie fühlen Sie sich, Barrois?
    Ein wenig besser, mein Herr.
    Können Sie dieses Glas Wasser mit Äther trinken?
    Ich will es versuchen, doch berühren Sie mich nicht, es kommt mir vor, als müßte sich der Anfall wiederholen, wenn Sie mich berühren, und wäre es auch nur mit der Fingerspitze.
    Barrois nahm das Glas, näherte es seinen blauen Lippen und leerte es ungefähr bis zur Hälfte.
    Wo leiden Sie? – Überall; ich habe furchtbare Krämpfe.
    Haben Sie Verdunkelungen, Blendungen? – Ja.
    Ein Klingeln in den Ohren? – Gräßlich.
    Wann ist dieser Anfall gekommen? – Soeben ganz plötzlich.
    Nichts gestern? nichts vorgestern? – Nichts.
    Keine Schlafsucht? Keine Schwere? – Nein.
    Was haben Sie heute gegessen? – Ich habe nichts gegessen, ich habe nur ein Glas Limonade von dem Herrn getrunken und sonst nichts.
    Barrois machte mit dem Kopfe eine Gebärde, um Herrn Noirtier zu bezeichnen, der von seinem Lehnstuhle diese furchtbare Szene betrachtete, ohne daß ihm die geringste Bewegung oder auch nur ein Wort entging.
    Wo ist die Limonade? – In der Küche.
    Soll ich sie holen, Doktor? fragte Villefort.
    Nein, bleiben Sie hier und machen Sie, daß der Kranke den Rest dieses Glases Wasser trinke, ich gehe selbst.
    D'Avrigny machte einen Sprung, öffnete die Tür, stürzte nach der Treppe, die nach der Küche führte, und hätte beinahe Frau von Villefort, die ebenfalls nach der Küche ging, umgeworfen. Sie stieß einen Schrei aus.
    D'Avrigny achtete nicht daraus; von einem einzigen Gedanken fortgerissen, sprang er die letzten paar Stufen hinab, stürzte in die Küche und erblickte die zu drei Vierteln leere Flasche auf der Platte, auf die er sich warf, wie ein Adler auf seine Beute. Keuchend stieg er dann in das Erdgeschoß hinauf und kehrte ins Zimmer zurück, während Frau von Villefort langsam die Treppe emporstieg, die in ihre Wohnung führte.
    Ist dies die Flasche? fragte er. – Ja, Herr Doktor.
    Was für einen Geschmack fanden Sie in der Limonade? – Einen bittern Geschmack.
    Der Doktor goß ein paar Tropfen Limonade in seine hohle Hand, schlürfte sie mit den Lippen ein und spuckte dann die Flüssigkeit wieder aus.
    Es ist dieselbe, sagte er. Und Sie haben auch davon getrunken, Herr Noirtier? – Ja, machte der Greis.
    Und Sie haben denselben bittern Geschmack gefunden? – Ja.
    Ach! Herr Doktor, rief Barrois, es packt mich wieder! Mein Gott und Vater, habe Mitleid mit mir!
    Der Doktor lief zu dem Kranken.
    Das Brechmittel, Villefort, sehen Sie, ob es kommt.
    Villefort stürzte hinaus und schrie: Das Brechmittel! das Brechmittel! Hat man es gebracht?
    Niemand antwortete. Es herrschte der tiefste Schrecken im Hause.
    Wenn ich nur imstande wäre, ihm Luft in die Lunge zu blasen, sagte d'Avrigny, im Zimmer umherschauend, vielleicht vermöchte man dem Schlage vorzubeugen. Doch nein! nein! nichts!
    Oh! Herr, werden Sie mich so ohne Hilfe sterben lassen? rief Barrois. Oh, ich sterbe! mein Gott! ich sterbe!
    Eine Feder! eine Feder! sagte der Doktor.
    D'Avrigny erblickte eine auf dem Tische und suchte sie in den Mund des Kranken zu stecken, der mitten unter Krämpfen sich anstrengte, sich zu erbrechen; aber die Kinnbacken waren so zusammengepreßt, daß die Feder nicht hindurch gebracht werden konnte.
    Barrois hatte einen noch heftigeren Anfall als das erstemal. Er war von dem Ruhebette auf die Erde herabgesunken und streckte sich steif auf dem Boden aus. Der Doktor überließ ihn diesem Anfalle, bei dem er ihm keine Erleichterung verschaffen konnte, ging auf Noirtier zu und sagte hastig und mit leiser Stimme zu ihm: Wie befinden Sie sich? Gut? – Ja.
    Leicht im Magen oder schwer? Leicht? – Ja.
    Wie wenn Sie die Pille genommen haben, die ich Ihnen jeden Sonntag geben lasse? – Ja.
    Hat Barrois Ihre

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