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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Stirn.
    Herr Noirtier, fuhr Herr d'Avrigny fort, hatte kürzlich gegen Ihre Familie zu Gunsten der Armen testiert; Herr Noirtier wird verschont, man erwartet nichts von ihm. Doch, er hat sein erstes Testament umgestoßen und ein anderes gemacht, worauf man, ohne Zweifel aus Furcht, er könnte ein drittes machen, auch ihn angreift. Das Testament ist, glaube ich, von vorgestern, Sie sehen, man hat keine Zeit verloren.
    Oh! Gnade, Herr d'Avrigny!
    Keine Gnade, mein Herr! Ist das Verbrechen begangen worden, so kommt es dem Arzte zu, die Tatsache zu enthüllen.
    Gnade für meine Tochter, Herr! murmelte Villefort.
    Sie sehen, Sie haben sie genannt, Sie, ihr Vater?
    Gnade für Valentine! Hören Sie, es ist unmöglich. Ich würde lieber mich selbst anklagen! Valentine, ein Herz von Diamant, eine Lilie der Unschuld!
    Keine Gnade, Herr Staatsanwalt, das Verbrechen ist unleugbar. Fräulein von Villefort hat selbst die Medikamente eingepackt, die an Herrn von Saint-Meran abgeschickt worden sind, und Herr von Saint-Meran ist gestorben. – Fräulein von Villefort hat die Tisanen für Frau von Saint-Meran bereitet, und Frau von Saint-Meran ist gestorben. Fräulein von Villefort hat aus Barrois' Händen die Flasche mit Limonade genommen, die der Greis gewöhnlich am Morgen genießt, und der Greis ist nur durch ein Wunder entkommen. Fräulein von Villefort ist die Schuldige! Sie ist die Giftmischerin! Herr Staatsanwalt, ich zeige Fräulein von Villefort bei Ihnen an; tun Sie Ihre Pflicht!
    Doktor, ich widerstehe nicht länger, ich verteidige mich nicht mehr, ich glaube Ihnen; doch haben Sie Mitleid, schonen Sie mein Leben, meine Ehre!
    Herr von Villefort, erwiderte der Doktor mit wachsender Kraft, es gibt Umstände, wo ich alle Grenzen der albernen menschlichen Bedachtsamkeit überschreite. Hätte Ihre Tochter nur ein Verbrechen begangen, uns ich sähe sie auf ein neues sinnen, so würde ich zu Ihnen sagen: Warnen Sie Ihre Tochter, mag sie den Rest ihres Lebens in einem Kloster zubringen, um zu weinen und zu beten. Hätte sie ein zweites Verbrechen begangen, so würde ich Ihnen sagen: Hören Sie, Herr von Villefort, hier ist ein Gift, das die Giftmischerin nicht kennt, ein Gift, das kein bekanntes Gegengift hat, ein Gift, schnell wie der Gedanke, rasch wie der Blitz, geben Sie ihr dieses Gift, empfehlen Sie Ihre Seele Gott, und retten Sie so Ihre Seele und Ihr Leben, denn nunmehr gedenkt sie Ihre Tage abzukürzen, und ich sehe sie mit ihrem heuchlerischen Lächeln und ihren sanften Ermahnungen an Ihr Bett treten ... Wehe Ihnen, Herr von Villefort, wenn Sie sich nicht beeilen, zuerst zu schlagen. Das würde ich Ihnen sagen, hätte sie nur zwei Personen getötet; aber sie hat drei Todeskämpfe gesehen, hat drei Sterbende betrachtet, bei drei Leichen gekniet; der Henker für die Giftmischerin! der Henker! Sie sprechen von Ihrer Ehre, tun Sie, was ich Ihnen sage!
    Villefort rief: Hören Sie, ich besitze nicht die Kraft, die Sie haben, oder die Sie vielleicht nicht hätten, wenn es sich, statt um meine Tochter, um Ihre Tochter Madeleine handelte.
    Der Doktor erbleichte.
    Doktor, jeder Sohn einer Frau ist geboren, um zu leiden und zu sterben; ich werde leiden und den Tod erwarten.
    Nehmen Sie sich in acht, sagte d'Avrigny, dieser Tod kann langsam sein; Sie werden ihn vielleicht herannahen sehen, nachdem Ihr Vater, Ihre Frau, Ihr Sohn getroffen ist.
    Keuchend preßte Villefort den Arm des Doktors und rief:
    Hören Sie mich, beklagen Sie mich, helfen Sie mir ... Nein, meine Tochter ist nicht schuldig ... Schleppen Sie uns vor ein Tribunal; ich werde abermals sagen: Nein, meine Tochter ist nicht schuldig ... Es gibt kein Verbrechen in meinem Hause ... Ich will nicht, hören Sie, ich will nicht, daß es ein Verbrechen in meinem Hause gibt; denn wenn das Verbrechen irgendwo eintritt, so ist es wie der Tod: es tritt nicht allein ein. Hören Sie, was ist Ihnen daran gelegen, wenn ich ermordet sterbe? ... Sind Sie mein Freund, sind Sie ein Mensch, haben Sie ein Herz? ... Nein, Sie sind Arzt! ... Wohl! ich sage Ihnen, nein, meine Tochter wird nicht durch mich in die Hände des Henkers geschleppt werden ... Ha! das ist ein Gedanke, der mich verzehrt, der mich wie einen Wahnsinnigen aufreibt. Und wenn Sie sich täuschten! Wenn es ein anderer wäre, als meine Tochter! ... wenn ich eines Tages, bleich wie ein Gespenst, käme und zu Ihnen sagte: Mörder, du hast meine Tochter getötet! ... Hören Sie, wenn dies geschähe, ich bin ein Christ, Herr

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