Der Graf von Monte Christo
sind, um Rechenschaft von mir zu verlangen, so hätten Sie nicht von Freundschaft und anderen Dingen sprechen sollen, die ich seit einer halben Stunde anzuhören die Geduld habe. Wollen Sie nun auf dieses Terrain übergehen?
Ja, wenn Sie die Verleumdung nicht widerrufen!
Einen Augenblick Geduld, keine Drohungen, wenn es gefällig ist, Herr Fernand Mondego, Vicomte von Morcerf, ich dulde sie nicht von meinen Feinden und noch viel weniger von meinen Freunden. Sie wollen also, daß ich die Behauptung über den General Fernand, an der ich bei meinem Ehrenworte keinen Anteil genommen habe, widerrufe?
Ja, ich will es! sagte Albert, dessen Kopf sich zu verwirren anfing.
Sonst werden wir uns schlagen? fuhr Beauchamp mit derselben Ruhe fort.
Ja, erwiderte Albert, die Stimme erhebend.
Wohl! hören Sie meine Antwort, mein lieber Herr: Diese Behauptung ist nicht von mir eingerückt worden, ich kannte sie nicht. Doch Sie haben durch Ihren Schritt meine Aufmerksamkeit auf die Tatsache gelenkt, an der ich festhalte; die Sache wird also bestehen bleiben, bis sie irgend jemand mit Fug und Recht widerlegt oder bestätigt hat.
Mein Herr, sagte Albert aufstehend, ich werde die Ehre haben, Ihnen meine Zeugen zu schicken; sie werden sich mit Ihnen über den Ort und die Waffen besprechen.
Sehr gut, mein lieber Herr.
Und heute abend, wenn es Ihnen beliebt, oder morgen spätestens treffen wir uns.
Nein! nein! Ich werde mich zur Stelle einfinden, wenn es sein muß, doch meiner Ansicht nach ist die Stunde noch nicht gekommen. Ich verlange drei Wochen; dann treffen wir uns, und ich sage Ihnen: Ja, die Behauptung ist falsch, und widerrufe sie, oder: Ja, die Sache ist wahr, und ich ziehe nach Ihrer Wahl den Degen aus der Scheide, oder nehme die Pistole aus dem Kasten.
Drei Wochen, rief Albert, drei Wochen sind drei Jahrhunderte, während deren ich entehrt bin.
Wären Sie mein Freund geblieben, so hätte ich gesagt: Geduld, Freund. Nun haben Sie sich zu meinem Feinde gemacht, und ich sage Ihnen: Was liegt mir daran, mein Herr!
Wohl, es sei, in drei Wochen! rief Morcerf. Doch bedenken Sie, nach drei Wochen kann Sie weder ein Aufschub, noch eine Ausflucht mehr frei machen ...
Herr von Morcerf, sagte Beauchamp, ebenfalls aufstehend, ich kann Sie erst in drei Wochen zur Tür hinauswerfen, und Sie sind erst zu dieser Zeit berechtigt, mir den Kopf zu spalten. Bis dahin ersparen wir uns alles Gebelle zweier Doggen, die einander gegenüber an der Kette liegen.
Hierauf grüßte Beauchamp den jungen Mann mit ernster Miene und ging in seine Druckerei.
Albert entfernte sich, und während er über den Boulevard fuhr, erblickte er Morel, der mit erhobenem Haupte und strahlenden Augen in der Richtung nach der Madeleine vorüberging.
Ah! sagte er seufzend, das ist ein glücklicher Mensch.
Zufällig täuschte er sich nicht.
Die Limonade.
Morel war wirklich sehr glücklich. Herr Noirtier hatte nach ihm geschickt, und es drängte ihn, die Veranlassung dazu zu erfahren. Er begab sich also in größter Eile nach dem Faubourg Saint-Honoré, so daß der arme Barrois Mühe hatte, ihm zu folgen. Morel war einunddreißig Jahre alt, Barrois sechzig; Morel war liebestrunken, Barrois von der großen Hitze angegriffen. Als sie am Ziele waren, ließ der alte Diener Morel durch die besondere Tür eintreten, schloß die Tür des Kabinetts, und bald kündigte ein Streifen des Kleides auf dem Boden Valentines Besuch an, die in ihren Trauergewändern zum Entzücken schön war, Der Traum wurde so süß für Morel, daß er fast die Unterredung mit Noirtier ganz vergessen hätte: doch bald ließ sich der auf dem Boden rollende Lehnstuhl des Greises hören, und er erschien.
Noirtier nahm wohlwollend die Danksagungen entgegen, mit denen ihn Morel für die wunderbare Vermittelung überhäufte, die ihn und Valentine vor der Verzweiflung gerettet hatte. Dann begann Valentine, die schüchtern und fern von Morel da saß, nachdem Noirtiers Blick sie zum Reden aufgefordert hatte: Herr Morel, mein guter Papa Noirtier hat Ihnen tausend Dinge zu sagen, die er mir seit drei Tagen mitgeteilt hat. Heute läßt er Sie rufen, damit ich sie Ihnen mitteile; ich werde Ihnen alles, ohne ein Wort zu ändern, wiederholen, da er mich zu seiner Dolmetscherin gewählt hat.
Oh! ich höre mit der größten Ungeduld, antwortete der junge Mann, sprechen Sie, mein Fräulein.
Valentine schlug die Augen nieder, es war dies ein Vorzeichen, das Morel süß dünkte, denn Valentine war nur im
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