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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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unsern Bereich kommt.
    Mein Herr, sagte Danglars, wenn ich nun voraussetze, Ihr Antrag, der mich ehrt, werde von meiner Frau und von meiner Tochter angenommen, so fragt es sich noch, mit wem werden wir über das Materielle verhandeln? Es ist dies, scheint mir, ein wichtiges Geschäft, das die Väter allein zum Heil ihrer Kinder abzumachen wissen.
    Mein Vater ist ein weiser Mann. Er hat in Voraussicht des Umstandes, daß ich das Bedürfnis fühlen würde, mich in Frankreich niederzulassen, alle Papiere, die meine Identität erweisen, und einen Brief zurückgelassen, in dem er mir, für den Fall, daß ich eine ihm angenehme Wahl treffe, vom Tage meiner Heirat an eine Rente von 150 000 Franken zusichert. Es ist dies, soviel ich beurteilen kann, der vierte Teil der Einkünfte meines Vaters.
    Ich hatte immer die Absicht, meiner Tochter 500 000 Franken bei ihrer Verheiratung zu geben; überdies ist sie meine einzige Erbin.
    Wohl! sagte Andrea, Sie sehen, die Sache stände vortrefflich, vorausgesetzt, mein Antrag wird von der Frau Baronin Danglars und von Fräulein Eugenie nicht zurückgewiesen. Wir haben dann 175 000 Franken Rente. Nehmen wir an, ich bringe es bei dem Marquis dahin, daß er mir, statt die Rente zu bezahlen, das Kapital gibt, so treiben Sie diese zwei oder drei Millionen um, und zwei oder drei Millionen können in geschickten Händen immerhin zehn Prozent eintragen.
    Ich nehme immer nur zu vier, sagte der Bankier, und sogar zu drei und ein halb. Aber bei meinem Schwiegersohne nehme ich zu fünf, und wir teilen den Nutzen.
    Vortrefflich, Schwiegervater, sagte Cavaleanti, der sich von seiner gemeinen Natur hinreißen ließ, die von Zeit zu Zeit den aristokratischen Firnis sprengte, womit er sie zu bedecken suchte. Doch sofort sagte er, sich verbessernd: Oh! verzeihen Sie, mein Herr, schon die Hoffnung macht mich beinahe verrückt; wie wäre es erst mit der Wirklichkeit!
    Aber, versetzte Danglars, der seinerseits nicht bemerkte, wie dieses, anfangs uneigennützige Gespräch rasch zum Geschäftlichen überging, aber es gibt wohl einen Teil Ihres Vermögens, den Ihnen Ihr Vater nicht verweigern kann?
    Welchen Teil? fragte der junge Mann.
    Den, welcher von Ihrer Mutter herkommt.
    Ah! gewiß, den von meiner Mutter Oliva Corsinari!
    Und wie hoch mag sich dieser Vermögensteil belaufen?
    Meiner Treu, sagte Andrea, ich habe hierüber nie nachgedacht; doch ich schätze ihn auf wenigstens zwei Millionen.
    Danglars fühlte jene freudige Beklemmung, wie sie der Geizige fühlt, der einen verlorenen Schatz wiederfindet.
    Nun, mein Herr, sagte Andrea, sich mit zärtlicher Achtung vor dem Bankier verbeugend, darf ich hoffen? ...
    Mein Herr Andrea, erwiderte Danglars, hoffen Sie und glauben Sie mir, daß die Sache abgeschlossen ist, wenn nicht ein Hindernis von Ihrer Seite den Gang der Angelegenheit aufhält.
    Ah! Sie erfüllen mich mit Freude, mein Herr.
    Doch, wie kommt es? fragte Danglars nachdenkend, wie kommt es, daß der Graf von Monte Christo, Ihr Patron in der Pariser Welt, nicht mit Ihnen erschienen ist, um diese Bitte an mich zu richten?
    Andrea errötete unmerklich und antwortete: Ich war soeben bei dem Grafen; er ist unbestreitbar ein vortrefflicher Mann, aber er hat oft merkwürdige Ideen. Er billigte mein Vorhaben sehr und sagte mir sogar, er glaube nicht, daß mein Vater einen Augenblick zögern werde, mir das Kapital statt der Rente zu geben; er versprach mir, mich dabei mit seinem Einfluß zu unterstützen; doch er erklärte mir zugleich, persönlich habe er nie die Verantwortung dafür, um eine Hand zu bitten, auf sich genommen, und er würde sie auch nie auf sich nehmen. Aber er fügte hinzu, wenn er je dieses Widerstreben beklagt habe, so sei es in diesem Falle, denn er denke, die beabsichtigte Verbindung sei eine schickliche und glückliche. Will er übrigens auch nichts offiziell tun, so behält er sich doch vor, Ihnen zu antworten, wie er sagt, wenn Sie mit ihm sprechen sollten.
    Ah! sehr gut!
    Nun, da die Familienangelegenheit glücklich beendet ist, sagte Andrea mit seinem reizendsten Lächeln, wende ich mich an den Bankier.
    Was wollen Sie von ihm, lassen Sie hören! entgegnete Danglars, ebenfalls lächelnd.
    Übermorgen habe ich so etwa viertausend Franken von Ihnen zu beziehen; doch der Graf hat begriffen, daß der kommende Monat größere Ausgaben mit sich bringen muß, denen mein jetziges kleines Einkommen nicht entspricht, und so hat er mir diese Anweisung von zwanzigtausend Franken

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