Der Graf von Monte Christo
angeboten. Sie ist von seiner Hand unterzeichnet, wie Sie sehen; sind Sie damit zufrieden?
Bringen Sie mir solche Anweisungen für eine Million, und ich nehme sie Ihnen alle ab, sagte Danglars, den Schein in die Tasche steckend. Sagen Sie mir, wann Sie morgen zu Hause sind, und mein Kassenbote kommt zu Ihnen.
Morgen vormittag um zehn Uhr; je eher, desto besser, denn ich möchte morgen aufs Land fahren.
Es sei; morgen um zehn Uhr!
Am andern Tage waren mit einer Pünktlichkeit, die dem Bankier Ehre machte, die zwanzigtausend Franken bei dem jungen Manne, der wirklich ausfuhr und zweihundert Franken für Caderousse zurückließ.
Mit dieser Fahrt bezweckte Andrea hauptsächlich, seinem gefährlichen Freunde aus dem Wege zu gehen; auch kam er am Abend so spät als möglich zurück.
Doch kaum war er ausgestiegen, als er den Portier vor sich stehen sah. Mein Herr, der Mensch ist gekommen, sagte er.
Was für ein Mensch? fragte nachlässig Cavalcanti.
Der Mensch, dem Euere Exzellenz die kleine Rente gibt.
Ah! ja, sagte Andrea, der alte Diener meines Vaters. Nun, Sie haben ihm die zweihundert Franken, die ich ihm zurückgelassen, übergeben?
Ja, Exzellenz, pünktlich. Aber er wollte sie nicht nehmen.
Andrea erbleichte. Wie? Er wollte sie nicht nehmen? versetzte er mit leicht bewegter Stimme.
Nein, er wollte mit Eurer Exzellenz sprechen. Ich entgegnete ihm, Sie seien ausgegangen, er blieb hartnäckig; endlich aber schien er sich überzeugen zu lassen und gab mir diesen Brief, den er versiegelt mitgebracht hatte.
Geben Sie! sagte Andrea.
Und er las bei der Laterne seines Phaetons: Du weißt, wo ich wohne, ich erwarte dich morgen um halb neun.
Andrea betrachtete das Siegel, um zu sehen, ob der Brief nicht von Neugierigen aufgemacht sei; das Siegel war jedoch völlig unverletzt.
Sehr gut, sagte er, armer Mensch! Ein vortreffliches Geschöpf!
Und der Portier, von diesen Worten erbaut, wußte nicht, was er mehr bewundern sollte, den jungen Herrn oder den alten Diener.
Spanne rasch aus und komm zu mir herauf! sagte Andrea zu seinem Diener.
Mit zwei Sprüngen war der junge Mann in seinem Zimmer und verbrannte Caderousses Brief.
Ich habe, sagte er sodann zu dem eintretenden Diener, mit einer Grisette zu tun, der ich weder meinen Titel, noch meinen Stand sagen will; leih mir deine Livree und bringe mir deine Papiere, damit ich, im Falle der Not, in einem Wirtshause schlafen kann.
Fünf Minuten nachher verließ Andrea, völlig verkleidet, das Hotel, nahm einen Wagen und ließ sich zum Wirtshaus zum roten Roß fahren.
Am andern Tage verließ er dieses Wirtshaus, ging über den Boulevard bis zur Rue Menilmontant, blieb vor der Tür des dritten Hauses links stehen und sah sich vergebens nach einem Portier um.
Wen suchen Sie, mein hübscher Junge? fragte die Obsthändlerin gegenüber.
Herrn Palletin, einen ehemaligen Bäcker, meine gute Mama, antwortete Andrea.
Hinten im Hofe, links im dritten Stocke.
Andrea schlug den bezeichneten Weg ein und zog übelgelaunt an einer Klingel. Nach einigen Sekunden erschien Caderousses Gesicht hinter dem in der Tür angebrachten Gitter.
Ah! du bist pünktlich, sagte er und öffnete.
Andrea warf bei seinem Eintritte seine Livreemütze von sich, die neben den Stuhl auf die Erde fiel.
Ruhig, ärgere dich nicht, Kleiner, sagte Caderousse. Sieh, ich habe an dich gedacht, schau einmal das gute Frühstück an, das wir genießen werden. Gottes Donner! lauter Dinge, die du gern hast.
Atem schöpfend sog Andrea einen Küchengeruch ein, dessen grobes Aroma auf einen ausgehungerten Magen nicht ohne Reiz sein mochte. Es war eine Mischung von frischem Fett und Knoblauch, wozu noch der Duft von geschmortem Fleisch und vor allem der scharfe Geruch der Muskate und Gewürznelke kam. Dieser Mischgeruch entstieg zwei auf zwei Kohlenbecken stehenden Platten und einer Kasserolle, deren Inhalt in einer Ofenröhre kochte. In dem anstoßenden Zimmer sah Andrea überdies einen ziemlich reinlichen Tisch mit zwei Gedecken, dazu zwei versiegelte Flaschen, die eine grün, die andere gelb, ein gutes Maß Branntwein in einer Flasche und etwas Obst auf einem Teller.
Wie kommt dir das vor, Kleiner? fragte Caderousse, nicht wahr, das duftet? Ah! du weißt, ich war damals ein guter Koch, du erinnerst dich, wie man sich die Finger nach meiner Küche leckte? Du hast zuerst von meiner Küche gekostet und, denk' ich, sie nicht verachtet. Und Caderousse fing an, Zwiebeln abzuklauben.
Schon gut, schon gut, jagte
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