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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht, am Ende jedes Monats habe ich Gewissensbisse, so daß ich gestern die zweihundert Franken nicht nehmen wollte.
    Ja, du wolltest mit mir sprechen; doch waren es wirklich Gewissensbisse?
    Wahre Gewissensbisse; und dann ist mir ein Gedanke gekommen. Es ist erbärmlich, immer auf das Ende des Monats warten zu müssen.
    Ei! bemerkte philosophisch Andrea, der entschlossen war, seinen Gefährten kommen zu sehen, ei, vergeht das Leben nicht mit Warten? Ich, zum Beispiel, tue ich etwas anderes? Wohl, ich fasse Geduld, nicht wahr?
    Ja, weil du statt elende zweihundert Franken zu erwarten, fünf- oder sechstausend, vielleicht zehn-, vielleicht sogar zwölftausend erwartest; denn du bist ein Geheimniskrämer. Du hattest früher auch immer kleine Börsen, Sparbüchsen, die du dem armen Freunde Caderousse zu entziehen suchtest. Zum Glück hatte der fragliche Freund eine feine Nase.
    Du fängst wieder an, abzuschweifen und abermals von der Vergangenheit zu sprechen; wozu soll es nützen, frage ich dich, die Dinge so wiederzukäuen?
    Ah! du bist einundzwanzig Jahre alt und kannst die Vergangenheit vergessen; ich zähle fünfzig und muß mich ihrer erinnern. Doch gleichviel, kommen wir auf die Geschäfte zurück. Ich wollte dir sagen, wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich realisieren ...
    Wie! Du würdest realisieren?
    Ja, ich würde mir ein Semester zum voraus erbitten, unter dem Vorwand, ich wolle durch Erwerbung von Grundbesitz politischen Einfluß gewinnen, dann würde ich mich mit meinem Semester aus dem Staube machen.
    Halt, halt, halt! rief Andrea, das ist vielleicht nicht so schlecht gedacht.
    Mein lieber Freund, iß aus meiner Küche und befolge meine Ratschläge, du wirst dich dabei physisch und moralisch nicht schlecht befinden.
    Doch warum befolgst du nicht selbst den Rat, den du mir gibst, warum realisierst du nicht ein Semester, ein ganzes Jahr sogar und ziehst dich nach Brüssel zurück? Statt wie ein ehemaliger Bäcker wirst du dann aussehen, wie ein in Ausübung seiner Funktionen begriffener Bankerottierer.
    Wie zum Teufel soll ich mich mit zwölfhundert Franken zurückziehen?
    Ah! Caderousse, wie anspruchsvoll du wirst! Vor zwei Monaten starbst du beinahe vor Hunger.
    Der Appetit kommt beim Essen, sagte Caderousse. Auch habe ich einen Plan gemacht.
    Caderousses Pläne erschreckten Andrea noch mehr, als seine Gedanken; die Gedanken waren nur der Keim, der Plan war die Verwirklichung. Laß deinen Plan hören, sagte er, der muß hübsch sein!
    Warum nicht? Von wem war der Plan, mittels dessen wir die Anstalt des Herrn So und So verlassen haben? Von mir, denke ich; er war darum nicht schlimmer, wie mir scheint, insofern wir nun hier sind.
    Ich leugne das nicht, antwortete Andrea, du ersinnst zuweilen etwas Gutes; doch laß deinen Plan hören!
    Sage, fuhr Caderousse fort, kannst du mir, ohne einen Sou auszugeben, so etwa 15 000 Franken zukommen lassen ... Nein, mit 15 000 Franken ist es nicht genug, mit weniger als 30 000 Franken ist es mir nicht möglich, ein ehrlicher Mann zu werden.
    Nein, sagte Andrea trocken, nein, das kann ich nicht.
    Du hast mich, wie es scheint, nicht begriffen, entgegnete Caderousse kalt und mit ruhiger Miene, ich sagte dir, ohne einen Sou auszugeben.
    Soll ich etwa stehlen, damit man uns wieder dorthin führt?
    Oh! mir ist es gleichgültig, ob man mich wieder packt oder nicht; ich bin ein komischer Bursche; weißt du. Ich sehne mich zuweilen nach den Kameraden; es ist nicht wie bei dir, der du ohne Herz bist und sie gern nie wiedersehen möchtest. Andrea bebte und erbleichte.
    Still, Caderousse, keine Albernheiten, sagte er.
    Oh, nein! sei unbesorgt, mein kleiner Benedetto; doch gib mir ein Mittelchen an, wie ich diese dreißigtausend Franken gewinnen kann, ohne daß du dich in irgend etwas zu mischen brauchst; du läßt mich nur einfach machen.
    Wohl! ich werde sehen, sagte Andrea.
    Einstweilen jedoch erhöhst du mein Monatgeld auf fünfhundert Franken, nicht wahr, Kleiner? Ich habe eine Leidenschaft, ich möchte gern eine Wirtschafterin nehmen.
    Du sollst deine fünfhundert Franken haben, doch es wird mir schwer, mein armer Caderousse ... du mißbrauchst ...
    Bah! rief Caderousse, du schöpfst aus Kassen, die keinen Grund haben.
    Man hätte glauben sollen, Ardrea erwartete seinen Gefährten bei diesem Punkte, so sehr erglänzte sein Auge von einem raschen Blitz, der allerdings sogleich wieder erlosch.
    Es ist dies eine Wahrheit, antwortete Andrea, und mein Beschützer ist

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