Der Graf von Monte Christo
vortrefflich gegen mich.
Dieser liebe Beschützer, versetzte Caderousse, er gibt dir also monatlich? ...
Fünftausend Franken.
So viel tausend, als du mir hundert gibst: in der Tat, nur die Bastarde haben Glück Fünftausend Franken monatlich ... was zum Teufel kann man damit alles machen!
Ei, mein Gott! das ist schnell ausgegeben; auch bin ich wie du, ich möchte gern ein Kapital haben.
Ein Kapital ... ja ... ich begreife, jeder möchte gern ein Kapital haben.
Wohl! ich werde eins haben.
Und wer wird es dir geben? Dein Prinz?
Ja, mein Prinz; leider muß ich auf seinen Tod warten, weil er mich in seinem Testament bedacht hat.
Wirklich? Mit wieviel? – Mit fünfmal hunderttausend.
Nicht möglich! – Caderousse, bist du mein Freund?
Auf Leben und Tod! – Wohl, ich werde dir ein Geheimnis mitteilen.
Andrea hielt inne und schaute umher.
Habe keine Furcht, wir sind allein. – Ich glaube, ich habe meinen Vater wiedergefunden. – Deinen wahren Vater oder den Vater Cavalcanti? – Nein, denn dieser ist wieder abgereist. – Und dieser wahre Vater ist ...
Nun, Caderousse, ist der Graf von Monte Christo; du begreifst, nun erklärt sich alles. Er kann es nicht laut gestehen, wie es scheint; doch er läßt mich durch Herrn Cavalcanti anerkennen, dem er hierfür 50 000 Franken gibt.
50 000 Franken, um dein Vater zu sein! Ich hätte es für die Hälfte, für 15 000 Franken, getan. Warum hast du nicht an mich gedacht, Undankbarer?
Wußte ich es, da sich alles machte, während wir dort waren?
Ah! es ist wahr. Und du sagst, durch sein Testament? ...
Vermacht er mir fünfmal hunderttausend Franken.
Bist du dessen gewiß?
Er hat es mir gezeigt! Doch das ist noch nicht alles.
Findet sich ein Kodizill dabei?
Wahrscheinlich, worin er mich anerkennt.
Oh! der gute Mann von einem Vater, der allerehrlichste Mann von einem Vater!
Sage mir nun noch einmal, ich hätte Geheimnisse vor dir!
Nein, und dein Vertrauen ehrt dich in meinen Augen. Dein fürstlicher Vater ist also außerordentlich reich?
Ich glaube wohl. Er kennt sein Vermögen selbst nicht. Verdammt, ich sehe es wohl, ich, der zu jeder Stunde bei ihm ein- und ausgehen kann. Einmal brachte ihm ein Bankdiener 50 000 Franken in einem Portefeuille so dick wie deine Serviette; gestern brachte ihm sein Bankier 100 000 Franken in Gold.
Caderousse war betäubt; es kam ihm vor, als hätten die Worte des jungen Mannes den Ton des Metalls, und als hörte er Kaskaden von Goldstücken rollen.
Und du besuchst dieses Haus? – Wann ich will.
Caderousse blieb einen Augenblick nachdenklich; man konnte leicht sehen, daß er in seinem Innern einen großen Gedanken erwog. Dann rief er plötzlich: Wie gern möchte ich dies alles sehen, und wie schön muß es sein!
Es ist in der Tat prachtvoll!
Wohnt er nicht in der Avenue des Champs-Elysees?
Ja, Nummer dreißig, in einem schönen, einzeln stehenden Hause zwischen Vorhof und Garten, es läßt sich leicht erkennen.
Wohl möglich; doch es ist weniger das Äußere, was mich beschäftigt, als das Innere. Das schöne Gerät, das man dort finden muß! Sage mir, Andrea, da muß gut bücken sein, wenn der brave Herr Monte Christo seine Börse fallen läßt?
Oh, mein Gott! es ist nicht der Mühe wert, darauf zu warten, das Geld findet sich in seinem Hause wie das Obst auf einem Baumgute.
Sage, Andrea, du solltest mich einmal dahin führen.
Ist dies möglich? Unter welchem Titel?
Ich werde mich als Parkettwichser vorstellen.
Es sind überall Teppiche gelegt.
Ah verdammt! dann muß ich mich begnügen, die Sache in der Einbildungskraft zu sehen.
Ich glaube, das ist das beste.
Suche mir wenigstens begreiflich zu machen, wie das Anwesen eingeteilt ist.
Ich müßte Papier haben, um einen Plan zu machen.
Hier hast du, rief Caderousse lebhaft und holte aus einem alten Schranke Papier, Tinte und Feder.
Andrea nahm die Feder mit unmerklichem Lächeln und begann: Das Haus liegt, wie ich dir gesagt habe, zwischen Vorhof und Garten; siehst du, so. Und er machte eine Skizze vom Garten, vom Hof und vom Hause.
Hohe Mauern? – Nein, höchstens acht bis zehn Fuß. – Das ist nicht klug.
Andrea führte seinen Plan weiter aus.
Das Erdgeschoß? fragte Caderousse.
Im Erdgeschoß ein Speisesaal, zwei Salons, ein Billardzimmer, die Vorderhaustreppe und eine kleine Geheimtreppe.
Die Fenster? – Die Fenster prächtig, so schön und so breit, daß ein Mann von deiner Gestalt durch jede Scheibe schlüpfen könnte. Läden,
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