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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinabsteige.
    Feiger Schwachkopf.
    Was wollen Sie aus mir machen?
    Das frage ich dich. Ich versuchte, einen glücklichen Menschen aus dir zu machen, und du wurdest ein Mörder.
    Herr Abbé, wagen Sie noch einen letzten Versuch.
    Es sei, sagte der Graf. Höre, du weißt, daß ich ein Mann von Wort bin? – Ja.
    Wenn du unversehrt nach Hause kommst, so verlasse Paris, verlasse Frankreich, und ich werde dir überall, wo du auch sein magst, solange du dich ehrlich aufführst, eine kleine Pension zusenden; denn wenn du unversehrt nach Hause kommst, nun wohl ...
    Nun? fragte Caderousse bebend.
    Nun wohl! so glaube ich, daß dir Gott verziehen hat, und werde dir auch verzeihen.
    So wahr ich ein Christ bin, stammelte Caderousse zurückweichend, ich sterbe vor Angst.
    Vorwärts! sagte der Graf, mit dem Finger das Fenster bezeichnend.
    Wenig beruhigt durch das Versprechen des Grafen, schwang sich Caderousse auf das Fenster und setzte den Fuß auf die Leiter. Hier hielt er zitternd an.
    Nun, steige hinab, sprach der Abbé, die Arme kreuzend.
    Caderousse fing an zu begreifen, daß von dieser Seite nichts zu befürchten war, und stieg hinab.
    Monte Christo kehrte in sein Schlafzimmer zurück und sah mit einem raschen Blick auf die Straße zuerst Caderousse, der, nachdem er hinabgestiegen war, einen Umweg im Garten machte und seine Leiter an das äußerste Ende der Mauer stellte, um an einem anderen Platze hinauszusteigen, als wo er hereingekommen war.
    Dann sah er den Menschen, der zu warten schien, parallel in der Straße fortlaufen und sich hinter dieselbe Ecke stellen, wo Caderousse herabsteigen wollte. Caderousse stieg langsam auf die Leiter und streckte, als er die obersten Stufen erreicht hatte, den Kopf über die Mauerkappe, um sich zu überzeugen, ob die Straße leer sei.
    Man sah niemand, man hörte niemand. Auf dem Invalidenhause schlug es ein Uhr.
    Da setzte sich Caderousse rittlings auf die Mauerkappe, zog die Leiter an sich, hob sie über die Mauer und fing an hinabzusteigen oder ließ sich vielmehr an den Holmen hinabgleiten, mit einer Geschicklichkeit, die von großer Übung zeugte.
    Aber während er so herabrutschte, konnte er nicht mehr anhalten, obwohl er einen Menschen aus dem Schatten hervorstürzen sah, und obwohl ein Arm sich in dem Augenblicke erhob, wo er die Erde berührte. Dieser Arm stieß ihn so wütend in den Rücken, daß er die Leiter losließ und um Hilfe rief. Ein zweiter Stoß drang in derselben Sekunde in seine Seite, und er stürzte mir dem Ausruf: Mörder! nieder. Als er sich endlich auf der Erde wälzte, faßte ihn sein Gegner und brachte ihm einen dritten Stoß in die Brust bei. Caderousse wollte abermals schreien; doch er konnte nur einen Seufzer ausstoßen und ließ bebend das Blut seinen drei Wunden entströmen.
    Als der Mörder sah, daß er nicht mehr schrie, hob er seinen Kopf bei den Haaren in die Höhe; Caderousse hatte die Augen geschlossen und den Mund verdreht. Der Mörder glaubte, er sei tot, ließ den Kopf zurückfallen und verschwand.
    Sobald Caderousse jedoch merkte, daß der andere sich entfernte, richtete er sich auf seinen Ellenbogen auf und rief mit äußerster Anstrengung: Mörder! ich sterbe! zu Hilfe!
    Der klägliche Ruf durchdrang die Schatten der Nacht. Es öffnete sich eine Tür der Geheimtreppe, dann die kleine Gartentür, und Ali und sein Herr liefen mit Lichtern herbei.

Die Hand Gottes
     
    Was gibt es? fragte Monte Christo.
    Zu Hilfe! wiederholte Caderousse; man hat mich ermordet.
    Hier sind wir, Mut gefaßt!
    Ah! es ist vorbei. Sie kommen zu spät! Oh die Stöße! Oh das Blut! Und er fiel in Ohnmacht.
    Ali und sein Herr nahmen den Verwundeten und trugen ihn in ein Zimmer. Hier ließ ihn der Graf von Ali auskleiden und bemerkte die drei furchtbaren Wunden, die man ihm beigebracht hatte.
    Mein Gott! sagte er, deine Rache läßt zuweilen auf sich warten, aber ich glaube, sie trifft dann nur um so vollständiger.
    Ali schaute seinen Herrn an, als wollte er ihn fragen, was zu tun sei. Suche den Herrn Staatsanwalt von Villefort auf, der im Faubourg Saint-Germain wohnt, und führe ihn hierher! Im Vorbeigehen bringst du einen Arzt mit!
    Ali gehorchte und ließ seinen Herrn mit dem immer noch ohnmächtigen Caderousse allein.
    Als der Unglückliche die Augen wieder öffnete, schaute ihn der Graf, der ein paar Schritte von ihm entfernt saß, mit einem düstern Ausdrucke des Mitleids an, und seine Lippen schienen ein Gebet zu murmeln.
    Einen Wundarzt, Herr Abbé, einen

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