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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gewicht zu verleihen, machte Caderousse abermals einen Schritt auf den Abbé zu, der unbeweglich und ruhig stehen blieb.
    Sie lügen, sagte der Abbé mit einem unbeschreiblich gebieterischen Ausdruck. Sie lügen! Dieser Mensch ist noch Ihr Freund, und Sie bedienen sich seiner vielleicht als Genossen!
    Oh, Herr Abbé! ...
    Wie haben Sie gelebt, seitdem Sie Toulon verlassen? Antworten Sie. – Wie ich konnte.
    Sie lügen! wiederholte der Graf zum dritten Male noch gebieterischer, so daß ihn Caderousse erschrocken anschaute.
    Sie haben von dem Gelde gelebt, das er Ihnen gegeben.
    Ja, es ist wahr, sagte Caderousse, Benedetto ist der Sohn eines vornehmen Herrn.
    Wie kann er der Sohn eines vornehmen Herrn sein?
    Der natürliche Sohn.
    Wie heißt dieser vornehme Herr?
    Graf von Monte Christo, der hier wohnt.
    Benedetto, der Sohn des Grafen? versetzte Monte Christo ebenfalls erstaunt.
    Verdammt! ich muß es wohl glauben, da der Graf selbst einen falschen Vater für ihn gefunden hat, da ihm der Graf viertausend Franken monatlich gibt, da ihm der Graf eine halbe Million vermacht.
    Ah! ah! rief der falsche Abbé, der zu begreifen anfing; und wie nennt sich dieser junge Mensch?
    Andrea Cavalcanti.
    Also ist es der junge Mann, den mein Freund, der Graf von Monte Christo, bei sich empfängt, und der Fräulein Danglars heiraten wird? – Ganz richtig.
    Und Sie dulden dies, Elender! Sie, der Sie sein Leben und seine Brandmarkung kennen?
    Warum soll ich meinen Kameraden verhindern, glücklich zu werden?
    Es ist richtig, es kommt nicht Ihnen zu, Herrn Danglars zu warnen, das ist meine Sache.
    Tun Sie das nicht, Herr Abbé! ...
    Warum nicht?
    Wir würden dadurch unser Brot verlieren!
    Und Sie glauben, um Elenden, wie ihr seid, das Brot zu erhalten, werde ich mich zum Begünstiger ihrer ruchlosen Streiche, zum Mitschuldigen ihrer Verbrechen machen?
    Herr Abbé ... sagte Caderousse, sich abermals nähernd.
    Ich werde Herrn Danglars alles sagen.
    Donner und Teufel! rief Caderousse, ein blankes Messer aus seiner Weste ziehend und den Grafen mitten auf die Brust stoßend, du wirst nichts sagen, Abbé!
    Zu Caderousses großem Erstaunen sprang der Dolch, statt in die Brust des Grafen zu dringen, stumpf ab. Zu gleicher Zeit packte der Graf mit der linken Hand das Faustgelenk des Mörders und drehte es mit einer solchen Kraft, daß das Messer aus den erstarrten Fingern fiel und Caderousse einen Schmerzensschrei ausstieß. Aber der Graf drehte trotzdem weiter das Handgelenk des Banditen, bis dieser mit ausgerenktem Arme zuerst auf die Knie und dann mit dem Gesicht auf die Erde fiel.
    Der Graf stützte seinen Fuß auf Caderousses Kopf und sagte: Ich weiß nicht, was mich zurückhält, dir den Schädel einzutreten, Bösewicht!
    Ah! Gnade! Gnade!
    Der Graf zog seinen Fuß zurück und rief: Stehe auf!
    Caderousse stand auf und sagte, seinen gequetschten Arm streichend: Mein Gott! welche Faust haben Sie, Herr Abbé!
    Still! Gott verleiht mir die Kraft, ein wildes Tier, wie du bist, zu bändigen; ich handle im Namen Gottes, dessen erinnere dich wohl, Elender, und dich in diesem Augenblick verschonen, heißt abermals den Absichten Gottes dienen. Nimm diese Feder und dieses Papier und schreibe, was ich dir diktieren werde!
    Ich kann nicht schreiben, Herr Abbé.
    Du lügst; nimm die Feder und schreibe!
    Von dem stärkeren Willen bezwungen, setzte sich Caderousse und schrieb: Mein Herr, der Mensch, den Sie bei sich empfangen und dem Sie Ihre Tochter bestimmen, ist ein ehemaliger, mit mir aus dem Bagno von Toulon entwichener Galeerensklave; er hatte die Nummer 59 und ich die Nummer 58. Er hieß Benedetto; aber er weiß seinen wahren Namen nicht, da er nie seine Eltern gekannt hat.
    Unterzeichne! fuhr der Graf fort.
    Sie wollen mich also ins Verderben stürzen?
    Wenn ich dies wollte, so würde ich dich in die nächste Wachtstube schleppen; überdies wirst du zu der Stunde, wo das Billett an seine Adresse abgegeben wird, wahrscheinlich nichts mehr zu befürchten haben. Unterzeichne also!
    Caderousse unterzeichnete, und nachdem er noch die Adresse des Barons Danglars daraufgeschrieben hatte, nahm der Abbé das Billett und sagte: Nun gehe!
    Wo hinaus? – Wo du hereingekommen bist.
    Sie führen etwas gegen mich im Schilde, Herr Abbé?
    Dummkopf, was soll ich denn gegen dich im Schilde führen?
    Herr Abbé, sagen Sie mir, daß Sie meinen Tod nicht wollen. – Ich will, was Gott will.
    Aber schwören Sie mir, daß Sie mich nicht schlagen werden, während ich

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