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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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verwundet, vielleicht werde ich noch nicht sterben, vielleicht kann man mich noch retten.
    Du bist so sicher auf den Tod verwundet, daß du ohne die drei Tropfen, die ich dir soeben gegeben, bereits verschieden wärest. Höre also!
    Ah! murmelte Caderousse, was für ein seltsamer Priester sind Sie, der Sie die Sterbenden in Verzweiflung bringen, statt sie zu trösten.
    Höre, fuhr der Abbé fort, als du deinen Freund verraten hattest, fing Gott an, nicht dich zu schlagen, sondern zu warnen. Du versankst in Armut und littest Hunger; du hattest die Hälfte deines Lebens statt mit Arbeit mit Neid hingebracht und dachtest bereits an Verbrechen, als Gott ein Wunder für dich tat und dir durch meine Hände mitten in deinem Elend ein für dich glänzendes Vermögen schickte. Doch dieses unverhoffte Vermögen genügte dir nicht mehr, sobald du es besaßest; du wolltest es verdoppeln, durch welches Mittel? Durch einen Mord. Da faßte dich Gott und führte dich vor die menschliche Gerechtigkeit.
    Nicht ich wollte den Juden töten, sondern die Carconte.
    Ja, auch gestattete der stets barmherzige Gott, daß deine Richter von deinen Worten gerührt wurden und dir das Leben ließen.
    Ja, vortrefflich, um mich für mein ganzes Dasein in das Bagno zu schicken: eine schöne Gnade!
    Diese Gnade, Elender, hast du doch als eine Gnade betrachtet, als man sie dir gewährte; dein feiges Herz, das vor dem Tode zitterte, hüpfte vor Freude bei der Ankündigung einer ewigen Schmach, denn du sagtest dir: Es gibt eine Tür am Bagno, das Grab aber hat keine. Und du hattest recht, denn diese Tür öffnete sich unerwartet für dich; ein Engländer besuchte Toulon, er hatte das Gelübde getan, zwei Menschen der Ehrlosigkeit zu entziehen, und seine Wahl fällt auf dich und deinen Gefährten. Ein zweites Glück kommt für dich vom Himmel herab, du findest zugleich Gold und Ruhe, du kannst wieder anfangen, das Leben aller redlichen Menschen zu führen. Da versuchst du Gott zum drittenmale. Ich habe nicht genug, sagst du, während du mehr hattest, als je, und du begehst ein drittes Verbrechen, ohne Grund, ohne Entschuldigung. Gott war müde, Gott bestrafte dich.
    Caderousse wurde sichtbar immer schwächer.
    Zu trinken! sagte er; ich habe Durst ... ich brenne!
    Monte Christo reichte ihm ein Glas Wasser.
    Verfluchter Benedetto! sagte Caderousse, das Glas zurückgebend, er wird entkommen!
    Niemand wird entkommen, das sage ich dir, Caderousse, ... Benedetto wird bestraft werden.
    Dann werden Sie auch bestraft, erwiderte Caderousse, denn Sie haben Ihre Priesterpflicht nicht getan ... Sie hätten Benedetto verhindern sollen, mich zu töten.
    Ich! sagte der Graf mit einem Lächeln, das den Sterbenden vor Schrecken in Eis verwandelte, ich, Benedetto verhindern, dich zu töten, in dem Augenblick, wo du dein Messer an meinem Panzerhemde zerbrochen hattest! ... Ja, vielleicht; ... würde ich dich demütig und voll Reue gefunden haben, so hätte ich Benedetto am Ende abgehalten, dich zu töten; aber ich fand dich hochmütig und blutgierig und ließ Gottes Willen sich erfüllen.
    Ich glaube nicht an Gott! heulte Caderousse, du glaubst ebensowenig an ihn, du lügst!
    Schweig! sagte der Abbé, Du glaubst nicht an Gott und stirbst, von Gott getroffen! ... Und Gott, der doch nur ein Gebet, eine Träne, ein Wort verlangt, um zu verzeihen ... Gott, der den Dolch des Mörders so lenken konnte, daß du auf der Stelle verschieden wärest, Gott hat dir eine Viertelstunde zur Reue gegeben ... Gehe also in dich, Unglücklicher, und bereue!
    Nein, sagte Caderousse, ich bereue nicht, es gibt keinen Gott, keine Vorsehung, es gibt nur einen Zufall.
    Es gibt eine Vorsehung, es gibt einen Gott, sagte Monte Christo, und zum Beweise dient, daß du hier liegst, in Verzweiflung, Gott leugnend, während ich, aufrecht, reich, glücklich, gesund vor dir stehe und die Hände vor diesem Gotte falte, den du leugnen willst, während du im Grunde deines Herzens doch an ihn glaubst.
     

     
    Aber wer sind Sie denn? fragte Caderousse, seine sterbenden Augen auf den Grafen heftend.
    Schau mich wohl an, versetzte der Graf, sich die Kerze an das Gesicht haltend.
    Nun! der Abbé ... der Abbé Busoni ... Monte Christo nahm die entstellende Perrücke ab und ließ die schönen, schwarzen Haare zurückfallen, die so harmonisch sein bleiches Gesicht umrahmten.
    Oh! rief Caderousse erschrocken, wenn nicht diese schwarzen Haare wären, so würde ich sagen, Sie seien der Engländer, ich würde sagen, Sie

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