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Der Graf von Monte Christo

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Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Einflüsterungen zurück, von denen er aus Zartgefühl dem Baron kein Wort sagte.
    Der Baron betete auch den Grafen Andrea Cavaleanti an. Von Fräulein Eugenie konnte man nicht das gleiche sagen. In ihrem instinktartigen Hasse gegen die Ehe hatte sie sich Andreas als eines Mittels, Morcerf zu entfernen, bedient; nun aber, da sich Andrea ihr zu sehr näherte, fing sie an, einen sichtbaren Widerwillen gegen ihn zu empfinden. Vielleicht hatte es der Baron bemerkt. Er stellte sich aber, als bemerkte er nichts.
    Mittlerweile war die Beauchamp gewährte Frist abgelaufen. Morcerf hatte übrigens jetzt erkannt, daß Monte Christos Rat, die Sache auf sich beruhen zu lassen, gut gewesen war; denn niemand hatte die Mitteilung auf den General bezogen, kein Mensch hatte daran gedacht, in dem Offizier, der das Schloß von Janina ausgeliefert, den edlen in der Pairskammer sitzenden Grafen zu erkennen.
    Aber Albert fühlte sich darum nicht minder beleidigt, denn die Absicht der Beleidigung lag offenbar vor. Überdies hatte die Art und Weise, wie Beauchamp bei ihrer Besprechung verfahren war, eine bittere Erinnerung in seinem Innern zurückgelassen. Beauchamp selbst hatte man seit dem Tage, an dem ihm Albert den Besuch gemacht, nicht wiedergesehen, und fragte man nach ihm, so hieß es, er sei auf kurze Zeit verreist.
    Eines Morgens wurde Albert durch seinen Kammerdiener aufgeweckt, der ihm Beauchamp meldete.
    Albert rieb sich die Augen, befahl, Beauchamp in seinem kleinen Rauchsalon im Erdgeschoß warten zu lassen, kleidete sich rasch an und ging hinab. Beauchamp schritt im Zimmer auf und ab, blieb aber, als er Morcerf erblickte, stehen.
    Der Schritt, den Sie tun, indem Sie sich freiwillig und ohne den Besuch abzuwarten, den ich Ihnen heute zugedacht hatte, bei mir einfinden, scheint mir ein gutes Vorzeichen zu sein, sagte Albert; reden Sie geschwind, darf ich Ihnen die Hand reichen und sagen: Beauchamp, gestehen Sie ein Unrecht und bewahren Sie mir einen Freund? Oder muß ich ganz einfach fragen: Welche Waffen wählen Sie?
    Albert, erwiderte Beauchamp traurig, wir wollen uns setzen und miteinander reden.
    Es scheint mir im Gegenteil, mein Herr, daß Sie mir zu antworten haben, ehe wir uns setzen.
    Albert, erwiderte der Journalist, es gibt Umstände, wo die Schwierigkeit gerade in der Antwort liegt.
    Ich werde sie Ihnen leicht machen, mein Herr, indem ich Ihnen die Frage wiederhole: Wollen Sie zurücknehmen, ja oder nein?
    Morcerf, man begnügt sich nicht, ja oder nein auf Fragen zu antworten, bei denen es sich um die Ehre, die gesellschaftliche Stellung, das Leben eines Mannes, wie des Herrn Generalleutnants Grafen von Morcerf, Pairs von Frankreich, handelt.
    Was tut man denn?
    Man tut, was ich getan habe, Albert; man sagt: Geld, Zeit und Anstrengung kommen nicht in Betracht, wenn Ruf und Interessen einer Familie auf dem Spiele stehen. Man sagt: Man braucht mehr als Wahrscheinlichkeit, man braucht Gewißheit, um ein Duell auf Leben und Tod mit einem Manne anzunehmen, dem man drei Jahre lang die Hand gereicht hat; man sagt: Kreuze ich den Degen, oder feure ich eine Pistole auf einen Freund ab, so muß ich mit dem ruhigen Herzen und dem lauteren Gewissen kommen, dessen ein Mann bedarf, wenn sein Arm ihm sein Leben retten soll.
    Nun! fragte Morcerf ungeduldig, was soll das bedeuten?
    Das soll bedeuten, daß ich von Jannia komme.
    Von Janina? Unmöglich!
    Mein lieber Albert, hier ist mein Paß; sehen Sie die Stempel: Genf, Mailand, Venedig, Triest, Delvino, Janina.
    Albert schaute auf den Paß und sah dann wieder erstaunt zu Beauchamp auf.
    Albert, wären Sie für mich ein Fremder, ein Unbekannter, so würde ich mir, wie Sie wohl begreifen, keine solche Mühe gegeben haben; aber ich dachte, ich sei Ihnen dieses Zeichen der Achtung schuldig. Ich brauchte acht Tage zur Reise nach Janina, acht Tage zur Rückkehr. Dazu kamen vier Tage Quarantäne und achtundvierzig Stunden Aufenthalt; das macht gerade drei Wochen. Ich bin in dieser Nacht angekommen und stehe nun vor Ihnen.
    Mein Gott, wie viele Umschweife, Beauchamp, warum zögern Sie, mir zu sagen, was ich von Ihnen erwarte?
    Es ist in der Tat ...
    Man sollte glauben, Sie hätten Furcht, zu gestehen, daß Ihr Korrespondent Sie getäuscht hat. – Nein.
    Oh! keine Eitelkeit, Beauchamp, gestehen Sie immerhin, Ihr Mut kann nicht in Zweifel gezogen werden.
    Oh! das ist es nicht, murmelte der Journalist; im Gegenteil ...
    Albert erbleichte furchtbar; er versuchte zu sprechen, aber das Wort

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