Der Graf von Monte Christo
der fleckenlose Name eines Vaters seinem Sohne einflößt. Oh! Beauchamp, Beauchamp! wie werde ich nun meinem Vater ansehen? Werde ich meine Stirn zurückziehen, wenn er ihr seine Lippen, meine Hand, wenn er ihr seine Hand nähert? Oh, Beauchamp, ich bin der unglücklichste Mensch. Ah! meine Mutter, meine arme Mutter! rief Albert durch seine in Tränen gebadeten Augen das Portrait seiner Mutter anschauend; wenn du das gewußt, wieviel hättest du leiden müssen!
Auf, Mut gefaßt, mein Freund! sagte Beauchamp, ihn bei den Händen fassend.
Aber woher kam die Meldung in Ihrer Zeitung? Dahinter steckt ein unbekannter Haß, ein unsichtbarer Feind.
Wohl! ein Grund mehr. Mut gefaßt, Albert! keine Spuren von Aufregung auf Ihrem Gesichte! Bewahren Sie Ihre Kräfte, mein Freund, bis zu dem Augenblicke, wo der Ausbruch erfolgt!
Oh! Sie glauben also, wir seien noch nicht am Ziele? – Ich glaube nichts, mein Freund; doch es ist am Ende alles möglich; sagen Sie mir, heiraten Sie noch Fräulein Danglars?
Warum fragen Sie mich dies im Augenblick, Beauchamp?
Weil mir die Antwort darauf mit dem Gegenstande, der uns zu dieser Stunde beschäftigt, in Verbindung zu stehen scheint.
Wie? rief Albert, dessen Stirn sich entflammte, Sie glauben, Herr Danglars ...
Ich frage Sie nur, wie es sich mit Ihrer Heirat verhält. Sehen Sie in meinen Worten nichts anderes, als das, was ich darein legen will, und geben Sie ihnen nicht mehr Gewicht, als sie haben.
Nein, erwiderte Albert, die Heirat ist abgebrochen.
Gut, sagte Beauchamp. Als er aber sah, daß der junge Mann wieder in seine Schwermut verfiel, fügte er hinzu: Glauben Sie mir, es wird das beste sein, wir gehen ins Freie. Eine Fahrt nach dem Walde oder ein Spazierritt wird Sie zerstreuen; wir frühstücken bei unserer Rückkehr irgendwo, Sie gehen an Ihre Geschäfte und ich an die meinigen.
Gern, erwiderte Albert, wir gehen zu Fuß aus, ich denke, etwas Anstrengung wird mir gut tun. – Es sei.
Die Freunde gingen auf den Boulevard. Als sie die Madeleine erreicht hatten, sagte Beauchamp: Hören Sie, da wir auf dem Wege sind, wollen wir doch Herrn von Monte Christo besuchen; er wird Sie zerstreuen, denn er versteht es bewunderungswürdig, die Geister zu beschwichtigen, indem er nie fragt. Meiner Ansicht nach sind die Leute, die nie fragen, die besten Tröster.
Gut, lassen Sie uns zu ihm gehen!
Die Reise
Monte Christo stieß einen Freudenschrei aus, als er die jungen Leute beisammen sah. Ah! ah! sagte er. Nun, ich hoffe, es ist alles abgemacht, alles aufgeklärt, geordnet?
Ja, sagte Beauchamp. Alberne Gerüchte, die von selbst gefallen sind, und wenn sie sich wiederholen würden, mich nun zum ersten Gegner hätten. Reden wir nicht mehr davon!
Albert wird Ihnen sagen, daß dies meinem Rat entspricht, versetzte der Graf. Hören Sie, fügte er hinzu, Sie sehen mich den abscheulichsten Morgen vollenden, den ich, glaube ich, in meinem Leben gehabt habe.
Was machen Sie, sagte Albert, Sie bringen, wie mir scheint, Ordnung in Ihre Papiere?
In meine Papiere? Gott sei Dank, nein! In meinen Papieren herrscht stets eine wunderbare Ordnung, insofern ich keine habe, sondern in die Papiere des Herrn Cavalcanti.
Des Herrn Cavalcanti? fragte Beauchamp.
Ah! ja, wissen Sie nicht, daß dies ein junger Mann ist, den der Graf in die Gesellschaft bringt? fragte Morcerf.
Nein, verstehen wir uns wohl, entgegnete Monte Christo, ich bringe niemand in die Gesellschaft und Herrn von Cavalcanti noch viel weniger als irgend einen andern.
Und der Fräulein Danglars statt meiner heiraten wird, fuhr Albert lächelnd fort, was mich, wie Sie sich leicht denken können, furchtbar angreift.
Wie! Cavalcanti heiratet Fräulein Danglars? rief Beauchamp.
Ei! kommen Sie denn vom Ende der Welt? versetzte Monte Christo. Sie, ein Journalist, wissen nichts davon, während ganz Paris nur von dieser Angelegenheit spricht!
Und Sie, Graf, haben diese Heirat vermittelt?
Ich? Mein Herr Novellist, sagen Sie das ja nicht. Ich, guter Gott! und Heirat vermittelt! Nein, Sie kennen mich nicht; ich habe mich im Gegenteil mit aller Gewalt geweigert, die Bitte vorzubringen.
Ah! ich begreife, wegen unseres Freundes Albert.
Meinetwegen? sagte der junge Mann, meiner Treu, nein. Der Graf wird mir Gerechtigkeit widerfahren lassen und bezeugen, daß ich ihn im Gegenteil stets gebeten habe, diesen Plan zu vereiteln.
Hören Sie, sagte Monte Christo, ich bin so wenig der Vermittler, daß ich mit dem Schwiegervater und mit dem
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