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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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das Ja des Grafen war ein solches Wort. Der Rest der Reise vollzog sich mit derselben Geschwindigkeit; man kam mitten in der Nacht vor dem Tore eines schönen Parkes an. Der Hausmeister stand davor und hielt das Gitter offen.
    Es war halb zwei Uhr morgens. Als man Morcerf in sein Zimmer führte, fand er ein Bad und ein Abendessen bereit. Ein Diener stand zu seinen Befehlen, und Baptistin bediente den Grafen. Albert nahm sein Bad, speiste und legte sich schlafen. Die ganze Nacht hindurch wurde er von dem schwermütigen Geräusche der Wellen gewiegt. Als er aufstand, ging er gerade auf das Fenster zu, öffnete es und befand sich auf einer kleinen Terrasse, wo man das Meer vor sich hatte und hinter sich einen hübschen Park, der nach einem kleinen Wäldchen führte.
    In einer Bucht von mäßiger Größe schaukelte sich eine kleine Korvette mit schmalem Kiel und hohem Mast, die auf der Spitze eine Flagge mit dem Wappen des Grafen trug. Um die Korvette her lagen mehrere kleine Kähne, die den Fischern der benachbarten Dörfer gehörten. Hier, wie an allen andern Orten, wo sich der Graf aufhielt, war alles wunderbar bequem eingerichtet. Albert fand in seinem Vorzimmer zwei Flinten und alles für einen Jäger Erforderliche, ein anderes Zimmer im Erdgeschoß enthielt Fischereigeräte.
    Der ganze Tag verging mit Jagen und Fischen; man schoß ein Dutzend Fasanen im Park, man fing Forellen in den Bächen, man speiste in einem Kiosk zu Mittag, der die Aussicht auf das Meer hatte, und servierte den Tee in der Bibliothek.
    Am Abend des dritten Tages schlummerte Albert, den dieses Leben ermüdete, ein wenig in einem Lehnstuhl am Fenster, als das Geräusch eines auf der Straße heransprengenden Pferdes den jungen Mann erweckte und aufschauen ließ. Er sah durch das Fenster und erblickte zu seinem größten Erstaunen seinen Kammerdiener aus Paris.
     

     
    Florentin hier! rief er von seinem Stuhle aufspringend, ist meine Mutter krank? Und er stürzte aus dem Zimmer.
    Monte Christo folgte ihm mit den Augen und sah ihn auf den Diener zueilen, der, noch ganz atemlos, aus seiner Tasche einen Brief und eine Zeitung zog.
    Von wem ist der Brief? fragte Albert rasch.
    Von Herrn Beauchamp, antwortete Florentin. Er ließ mich zu sich kommen, gab mir das zur Reise erforderliche Geld und nahm nur das Versprechen ab, ohne Verzug zu Ihnen zu eilen.
    Albert öffnete den Brief. Bei den ersten Zeilen stieß er einen Schrei aus und griff sichtbar zitternd nach der Zeitung. Plötzlich verfinsterten sich seine Augen, und seine Beine schienen unter ihm zu weichen.
    Armer, junger Mann! murmelte Monte Christo so leise, daß er selbst den Klang dieser Worte des Mitleids nicht hören konnte; es ist also gewiß, daß die Sünde der Väter auf die Kinder bis in das dritte und vierte Geschlecht zurückfällt!
    Inzwischen hatte Albert seine Kräfte wieder gesammelt; er fuhr fort zu lesen, schüttelte seine Haare auf dem schweißbedeckten Haupte und sagte, den Brief und die Zeitung zerknitternd: Florentin, ist dein Pferd imstande, den Weg nach Paris zurückzumachen?
    Es ist eine schlechte, hinkende Märe.
    Oh! mein Gott! und wie stand es zu Hause, als du fortgingst?
    Ziemlich gut; doch als ich von Herrn Beauchamp zurückkam, fand ich die gnädige Frau in Tränen. Sie hatte mich rufen lassen, um sich zu erkundigen, wann Sie zurückkämen. Ich sagte ihr, ich sei im Begriff, Sie im Auftrage des Herrn Beauchamp zu holen. Ihre erste Bewegung war, den Arm auszustrecken, als wollte sie mich zurückhalten, aber nach kurzem Überlegen sagte sie: Ja, gehe, Florentin, und sage ihm, er möge zurückeilen.
    Ja, meine Mutter, ja, sagte Albert, ich komme sogleich, sei unbesorgt und wehe dem Schändlichen! Doch vor allem muß ich abreisen. Hierauf kehrte er in das Zimmer zurück, wo er Monte Christo gelassen hatte.
    Graf, sagte er, ich danke Ihnen für Ihre Gastfreundschaft, die ich gern noch länger genossen hätte, aber ich muß nach Paris zurückkehren.
    Was ist denn vorgefallen? – Ein großes Unglück; doch erlauben Sie mir, abzureisen, es handelt sich um eine Sache, die viel kostbarer ist als mein Leben. Keine Frage, Graf, ich bitte Sie zugleich um ein Pferd!
    Meine Ställe stehen zu Ihren Diensten, Vicomte, erwiderte Monte Christo; aber die Anstrengung eines ununterbrochenen Postrittes wird Sie töten, nehmen Sie lieber einen Wagen.
    Nein, das würde zu lange dauern, und ich bedarf der Anstrengung, sie wird mir wohl tun.
    Monte Christo stand am Fenster und rief: Ali,

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