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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu Herrn Danglars gehe?
    Ja; Herr Danglars ist ein Geldmensch, und Sie wissen, die Geldmenschen kennen zu genau das Kapital, das sie wagen, um sich so leicht zu schlagen. Der andere ist im Gegenteil ein Edelmann, wenigstens wie es scheint; doch fürchten Sie nicht, daß unter dem Edelmann ein Bravo steckt?
    Ich fürchte nur, einen Menschen zu treffen, der sich nicht schlägt.
    Oh! seien Sie unbesorgt, sagte Beauchamp, der wird sich schlagen. Nehmen Sie sich in acht, ich fürchte, er schlägt sich nur zu gut.
    Freund, entgegnete Morcerf mit einem schönen Lächeln, das ist es, was ich wünsche; und das größte Glück, das mir widerfahren kann, ist, für meinen Vater getötet zu werden.
    Ihre Mutter wird darüber sterben.
    Arme Mutter! versetzte Albert, mit der Hand über seine Augen fahrend, ich weiß es wohl, doch besser, sie stirbt hierüber, als sie stirbt vor Schande.
    Sie sind also fest entschlossen, Albert? – Vorwärts!
    Sie stiegen in ihren Wagen und ließen sich zum Grafen fahren. Als sie ausgestiegen waren, eilte Albert so schnell vorwärts, daß ihm der Freund kaum zu folgen vermochte. Baptistin empfing sie. Der Graf war von der Reise zurückgekommen, aber er saß im Bade und hatte verboten, irgend jemand zu empfangen.
    Doch nach dem Bade? – Wird der Graf in die Oper fahren.
    Sind Sie dessen gewiß? – Vollkommen; der Herr Graf hat seine Pferde auf Punkt acht Uhr bestellt.
    Sehr gut, versetzte Albert; mehr wollte ich nicht wissen. Dann sich zu Beauchamp wendend, sagte er: Beauchamp, ich zähle darauf, daß Sie mich in die Oper begleiten. Wenn Sie können, bringen Sie Chateau-Renaud mit.
    Beauchamp verließ Albert, nachdem er ihm versprochen, ihn abzuholen.
    Nach Hause zurückgekehrt, benachrichtigte Albert Franz, Debray und Morel von seinem Wunsche, sie ebenfalls in der Oper zu sehen. Dann besuchte er seine Mutter, die seit den Ereignissen des vorhergehenden Tages ihre Tür für jedermann verschlossen hatte. Er fand sie, vom Schmerz über die öffentliche Demütigung niedergeschmettert, im Bette. Alberts Anblick brachte auf sie die Wirkung hervor, die man davon erwarten konnte; sie drückte ihrem Sohne die Hand und brach in ein Schluchzen aus.
    Albert blieb einen Augenblick stumm vor dem Bette seiner Mutter stehen. Man sah an seinem bleichen Gesichte und an seiner gerunzelten Stirne, daß sein Racheentschluß sich immer mehr in seinem Herzen abstumpfte.
    Meine Mutter, sagte Albert, kennen Sie irgend einen Feind des Herrn von Morcerf?
    Mercedes bebte, denn sie hatte bemerkt, daß der junge Mann nicht »von meinem Vater« sagte.
    Mein Freund, sagte sie, die Menschen in der Stellung des Grafen haben viele Feinde, die sie nicht kennen. Und die Feinde, die man nicht kennt, sind die gefährlichsten.
    Ja, ich weiß dies und wende mich daher an Ihren Scharfsinn. Meine Mutter, Sie sind eine so kluge Frau, daß Ihnen nichts entgeht.
    Warum sagst du mir dies?
    Weil Sie zum Beispiel bemerkten, daß an unserem Ballabend der Graf von Monte Christo nichts bei uns hat nehmen wollen.
    Mercedes erhob sich zitternd und rief: Herr von Monte Christo? Wie hängt das mit der Frage zusammen, die du an mich richtest?
    Sie wissen, Herr von Monte Christo ist fast ein Orientale, und um ihre volle Rachefreiheit zu bewahren, essen und trinken die Orientalen nichts bei ihren Feinden.
    Herr von Monte Christo unser Feind, sagst du, Albert? entgegnete Mercedes, weißer werdend, als das Tuch, das sie bedeckte. Wer hat dir das gesagt? Warum? Du bist toll, Albert. Herr von Monte Christo hat uns nur Freundliches erwiesen; er hat dir das Leben gerettet, und du selbst hast ihn uns vorgestellt. Oh! ich bitte dich, mein Sohn, wenn du einen solchen Gedanken hegtest, so verbanne ihn, und wenn du auf meine Bitte etwas gibst, so bleibe in gutem Einvernehmen mit ihm.
    Meine Mutter, versetzte der junge Mann mit düsterem Blicke, Sie haben Ihre Gründe, daß Sie mir sagen, ich solle diesen Mann schonen.
    Ich! rief Mercedes ... und sie errötete ebenso schnell wie sie erbleicht war, und wurde beinahe in demselben Augenblicke noch bleicher, als zuvor.
    Ja, allerdings, Ihr Grund ist, daß der Graf uns Böses zufügen kann, nicht so?
    Mercedes bebte und erwiderte, einen forschenden Blick auf ihren Sohn heftend: Du sprichst seltsam mit mir und hast, wie mir scheint, sonderbare Vorurteile. Was tat dir der Graf? Vor drei Tagen reistest du mit ihm in die Normandie; vor drei Tagen betrachtete ich ihn als deinen besten Freund, und du warst derselben

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