Der Graf von Monte Christo
Tagen über denselben Gegenstand befragt worden bin und zwar von einem Pariser Bankier, namens Danglars.
Er? rief Albert; er verfolgt in der Tat seit langer Zeit meinen Vater mit seiner Eifersucht und seinem Hasse; er, der angebliche Volksmann, der es dem Grafen von Morcerf nicht verzeihen kann, daß er Pair von Frankreich ist. Und dann, das Abbrechen des Heiratsplanes, ohne irgend eine Ursache anzugeben ... ja, ja, er ist's.
Erkundigen Sie sich, aber erhitzen Sie sich nicht zum voraus; erkundigen Sie sich, und wenn die Sache wahr ist ...
Oh, wenn die Sache wahr ist, rief der junge Mann, so soll er mir alles bezahlen, was ich gelitten habe.
Nehmen Sie sich in acht, Morcerf, er ist ein alter Mann.
Oh! seien Sie unbesorgt, Sie begleiten mich, Beauchamp; feierliche Dinge müssen vor Zeugen verhandelt werden. Ist Danglars der Schuldige, so hat er vor dem Ende dieses Tages zu leben aufgehört, oder ich bin tot. Bei Gott! Ich will meiner Ehre ein schönes Leichenbegängnis bereiten.
Wohl! Albert, sind solche Entschlüsse einmal gefaßt, so muß man sie auf der Stelle in Ausführung bringen. Sie wollen zu Herrn Danglars gehen? Vorwärts!
Vor dem Hause des Bankiers sahen sie den Wagen des Herrn Andrea Cavalcanti stehen.
Ah! bei Gott! das geht gut! sagte Albert düster. Will sich Herr Danglars nicht mit mir schlagen, so töte ich seinen Schwiegersohn. Ein Cavalcanti muß sich schlagen.
Man meldete Albert dem Bankier, der bei seinem Namen, da er wußte, was am Tage vorher vorgefallen war, ihm den Eintritt verweigern ließ. Aber es war zu spät; Albert folgte dem Bedienten, stieß die Tür auf und drang mit Beauchamp in das Kabinett des Bankiers.
Mein Herr! rief dieser, steht es mir nicht frei, zu empfangen, wen ich will? Es scheint mir, Sie vergessen sich auf eine sonderbare Weise.
Nein, mein Herr, erwiderte Albert mit kaltem Tone, es gibt Umstände, wo man, wenn man sich keiner Feigheit schuldig machen will, wenigstens für gewisse Personen zu Hause sein muß.
Was wollen Sie von mir, mein Herr?
Ich will, sagte Albert, sich dem Bankier nähernd, – ohne daß es schien, als bemerke er Cavalcanti, der am Kamin lehnte – ich will Ihnen eine Zusammenkunft in einem verborgenen Winkel vorschlagen, wo uns zehn Minuten lang niemand stören wird; von den zwei Personen, die sich treffen werden, bleibt eine unter den Bäumen.
Danglars erbleichte. Cavalcanti machte eine Bewegung. Albert wandte sich zu dem jungen Manne um und sagte: Mein Gott! kommen Sie auch, wenn Sie wollen, Herr Graf; Sie haben das Recht, dabei zu sein, Sie gehören ja fast zur Familie, und ich gewähre solche Zusammenkünfte so vielen Menschen, als sie annehmen wollen.
Cavalcanti schaute Danglars erstaunt an; dieser erhob sich mit Anstrengung und trat zwischen die jungen Leute. Der Angriff Alberts auf Andrea ließ ihn hoffen, Alberts Besuch sei einer andern Ursache zuzuschreiben, als der, die er zuerst vorausgesetzt hatte.
Mein Herr, sagte er zu Albert, wenn Sie hierher kommen, um mit diesem Herrn Streit zu suchen, weil er Ihnen vorgezogen wurde, so bemerke ich Ihnen, daß ich das vor den Staatsanwalt bringen werde.
Sie täuschen sich, mein Herr, entgegnete Morcerf mit düsterem Lächeln, ich spreche von nichts weniger, als Heiratsangelegenheiten, und ich wende mich an diesen Herrn nur, weil er sich in unsere Verhandlung mischen zu wollen schien. Und dann haben Sie recht, ich suche heute mit jedem Streit; doch seien Sie unbesorgt, Herr Danglars, der Vorrang gebührt Ihnen.
Mein Herr, sagte Danglars, bleich vor Zorn und Angst, ich bemerke Ihnen, wenn mir das Unglück widerfährt, einen wütenden Hund auf meinem Wege zu treffen, so töte ich ihn, und weit entfernt, mich schuldig zu fühlen, glaube ich damit der Gesellschaft einen Dienst zu leisten. Wenn Sie nun wütend sind und mich zu beißen versuchen, so sage ich Ihnen, ich werde Sie töten. Ist es denn meine Schuld, daß Ihr Vater entehrt ist?
Ja, Elender! rief Morcerf, es ist deine Schuld!
Danglars machte einen Schritt rückwärts.
Meine Schuld! sagte er, sind Sie verrückt? Was weiß ich davon? War ich in Griechenland? Habe ich Ihrem Vater geraten, die Schlösser Alis zu verkaufen, zu verraten ...
Still! sagte Albert dumpf. Sie sind es, der die ganze schändliche Geschichte heuchlerisch und hinterlistig angezettelt hat. – Ich?
Ja, Sie! Woher kommt die Enthüllung?
Mir scheint, die Zeitung hat es Ihnen gesagt, aus Janina, bei Gott!
Wer hat nach Janina geschrieben, um Erkundigungen über
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