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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tüchern des Sterbebettes bergend, nichts von dem sah, was um ihn her vorging, näherte sich d'Avrigny dem Fenster, um den Inhalt des Glases zu prüfen, und kostete einen Tropfen, den er mit dem Ende des Fingers nahm.
    Ah! murmelte er, das ist nicht mehr Brucin; wir wollen sehen, was es ist.
    Dann lief er nach einem Schranke im Zimmer, den man in eine Apotheke verwandelt hatte, zog ein Fläschchen mit Salpetersäure hervor und ließ ein paar Tropfen in das Milchweiß der Flüssigkeit fallen, die sich alsbald blutrot färbte.
    Ah! machte d'Avrigny, indem sich mit dem Schrecken des die entsetzliche Wahrheit erkennenden Richters die Genugtuung des Gelehrten, dem sich ein Problem entschleiert, mischte.
    Frau von Villefort drehte sich einen Augenblick um sich selbst, ihre Augen schleuderten Flammen, dann wurden sie trübe; wankend suchte sie mit der Hand die Tür und verschwand.
    Einen Augenblick nachher hörte man das Geräusch eines auf den Boden fallenden Körpers. Doch niemand achtete darauf außer Herrn d'Avrigny, der Frau von Villefort mit den Augen folgte und ihre rasche Entfernung bemerkte.
    Er hob den Türvorhang des Zimmers von Valentine auf, worauf sein Blick durch Eduards Zimmer in das Gemach der Frau von Villefort dringen konnte, die er ohne Bewegung auf dem Boden ausgestreckt sah.
    Stehen Sie Frau von Villefort bei, sagte er zu der Wärterin: Frau von Villefort ist unwohl!
    Doch Fräulein Valentine? stammelte die Wärterin.
    Fräulein Valentine bedarf keiner Hilfe mehr, denn sie ist tot, sprach d'Avrigny.
    Tot! Tot! seufzte Villefort im Paroxysmus eines um so gräßlicheren Schmerzes, als er für dieses eherne Herz neu, unbekannt, unerhört war.
    Tot sagen Sie, rief eine dritte Stimme, wer sagt, Valentine sei tot?
    Die beiden Männer wandten sich um und erblickten an der Tür Morel, bleich, verstört, furchtbar.
    Morel hatte sich zur gewöhnlichen Stunde durch die kleine Tür, die zu Noirtier führte, eingefunden. Gegen die Gewohnheit fand er die Tür offen; er hatte also nicht nötig zu läuten und trat ein. Im Vorhause wartete er einen Augenblick und rief einen Bedienten, der ihn bei dem alten Noirtier einführen sollte. Doch niemand antwortete auf sein Rufen. Nachdem er noch eine Weile vergeblich gewartet hatte, entschloß er sich, hinaufzugehen.
    Noirtiers Tür war offen, wie die andern Türen.
    Das erste, was er sah, war der Greis in seinem Lehnstuhle und an seinem gewöhnlichen Platze; doch seine weitgeöffneten Augen schienen einen inneren Schrecken auszudrücken, den auch die über seine Züge ausgebreitete seltsame Blässe verriet.
    Wie geht es Ihnen, mein Herr? fragte der junge Mann mit gepreßtem Herzen.
    Gut! machte der Greis mit den Augen blinzelnd, gut!
    Doch seine Unruhe schien noch zuzunehmen.
    Sie sind unruhig, fuhr Morel fort, Sie brauchen etwas, soll ich jemand von Ihren Leuten rufen?
    Ja, machte Noirtier.
    Aber Morel mochte an der Klingelschnur ziehen, soviel er wollte, es kam niemand.
    Mein Gott! mein Gott! sagte er, warum kommt man denn nicht? Ist jemand krank im Hause?
    Noirtiers Augen schienen bei diesen Worten nahe daran, aus ihrer Höhle hervorzuspringen.
    Aber was haben Sie denn? fuhr Morel fort, Sie erschrecken mich. Valentine! Valentine! ...
    Ja, ja, machte der Greis.
    Maximilian öffnete den Mund, um zu sprechen, doch er vermochte keinen Ton hervorzubringen; er wankte und hielt sich am Gesimse. Dann streckte er die Hand nach der Tür aus.
    Ja! ja! ja! fuhr der Greis fort.
    Maximilian stürzte nach der kleinen Treppe, über die er in zwei Sprüngen setzte, während Noirtier ihm mit den Augen zuzurufen schien: Schneller! schneller!
    Eine Minute genügte für den jungen Mann, um durch mehrere Zimmer zu eilen, die wie das übrige Haus verlassen waren, und bis an das Krankenzimmer zu gelangen, dessen Tür weit offen stand.
    Ein Schluchzen war das erste Geräusch, das er hörte. Er sah wie durch eine Wolke eine knieende und in einem verworrenen Haufen von weißen Tüchern verlorene schwarze Gestalt. Die Angst, die gräßliche Angst fesselte ihn an die Schwelle.
    Da hörte er eine Stimme sagen: Valentine ist tot.

Maximilian.
     
    Villefort stand auf, wie es schien, beschämt darüber, daß er sich bei dem Anfalle dieses Schmerzes hatte überraschen lassen. Sein anfangs irres Auge heftete sich auf Morel, und er sagte: Wer sind Sie, mein Herr, der Sie vergessen, daß man nicht so in ein Haus eintritt, das der Tod bewohnt? Entfernen Sie sich!
    Doch Morel blieb unbeweglich; er konnte

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