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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich bei dem Gedanken, daß meine feige Nachgiebigkeit den Mörder ermutigt hat!
    Oh! mein Gott! murmelte Villefort vernichtet.
    Morel hob das Haupt empor und sagte, in den Augen des Greises lesend, welche übernatürliche Flammen schleuderten:
    Seht! seht! Herr Noirtier will sprechen.
    Ja, machte Noirtier mit einem um so furchtbareren Ausdrucke, als alle Fähigkeiten des ohnmächtigen Greises in seinem Blicke konzentriert waren.
    Sie kennen den Mörder? fragte Morel.
    Ja, erwiderte Noirtier.
    Und Sie wollen uns leiten? rief der junge Mann. Hören Sie, Herr d'Avrigny, hören Sie!
    Noirtier wandte sich hierauf an den unglücklichen Morel mit jenem sanften Lächeln, welches Valentine so oft glücklich gemacht hatte, und fesselte dadurch seine Aufmerksamkeit. Als er Maximilians Augen gleichsam an den seinigen befestigt hatte, wandte er diese der Tür zu.
    Ich soll mich entfernen, mein Herr? rief Morel mit schmerzlichem Tone. – Ja, machte Noirtier.
    Ach! ach! mein Herr, haben Sie Mitleid mit mir.
    Die Augen des Greises blieben unbarmherzig auf die Tür geheftet.
    Darf ich wenigstens zurückkommen? fragte Morel.
    Ja. – Soll ich allein gehen? – Nein.
    Wen soll ich mitnehmen, den Herrn Staatsanwalt?
    Nein. – Den Doktor? – Ja.
    Sie wollen mit Herrn von Villefort allein bleiben?
    Ja. Oh! rief Villefort, beinahe freudig, daß die erste Untersuchung unter vier Augen vor sich gehen sollte.
    D'Avrigny nahm Morel beim Arm und führte ihn in das anstoßende Zimmer.
    Es herrschte sodann im ganzen Hause eine Todesstille.
    Nach Verlauf einer Viertelstunde hörte man wankende Schritte, und Villefort erschien auf der Schwelle des Zimmers, in dem sich Morel und d'Avrigny befanden.
    Kommen Sie, sagte er und führte sie zurück.
    Morel schaute nun Villefort aufmerksam an. Das Gesicht des Staatsanwaltes war leichenblaß, und breite, rostfarbige Flecken bedeckten seine Stirn.
    Meine Herren, sagte er mit gepreßter Stimme, Ihr Ehrenwort, daß das furchtbare Geheimnis unter uns begraben bleibt?
    Die beiden Männer machten eine Bewegung.
    Ich beschwöre Sie! fuhr Villefort fort.
    Doch der Schuldige! ... rief Morel ... der Mörder ... der Meuchler! ...
    Seien Sie unbesorgt, mein Herr, es soll Gerechtigkeit geübt werden, sprach Villefort. Mein Vater hat mir den Namen des Schuldigen genannt, es dürstet ihn nach Rache, wie Sie, und dennoch beschwört Sie mein Vater, wie ich, das Geheimnis des Verbrechens zu bewahren. Nicht wahr, Vater?
    Ja, antwortete Noirtier energisch.
    Morel machte eine Bewegung des Abscheus und des Unglaubens.
    Oh! rief Villefort, Maximilian am Arm zurückhaltend, oh! mein Herr, wenn mein Vater, dessen unbeugsame Natur Sie kennen, diese Bitte an Sie richtet, so tut er dies nur, im Bewußtsein, daß Valentine furchtbar gerächt werden wird. Nicht wahr, mein Vater?
    Der Greis machte ein bejahendes Zeichen.
    Villefort fuhr fort: Er kennt mich, und ich habe ihm mein Wort verpfändet. Beruhigen Sie sich also, meine Herren; drei Tage, nur drei Tage verlange ich von Ihnen, das ist weniger, als das Gericht von Ihnen verlangen würde, und in drei Tagen wird die Rache, die ich für die Ermordung meines Kindes nehme, die gleichgültigsten Menschen bis in die tiefste Tiefe des Herzens erzittern lassen. Nicht wahr, mein Vater?
    Und während er diese Worte sprach, knirschte er mit den Zähnen und schüttelte die gelähmten Hände des Greises.
    Wird alles, was versprochen ist, gehalten werden? fragte Morel.
    Ja, machte Noirtier mit einem Blicke finsterer Freude.
    Schwören Sie also, meine Herren, sagte Villefort, d'Avrignys und Morels Hände fassend, schwören Sie, daß Sie Mitleid mit der Ehre meines Hauses haben und mir die Sorge der Rache überlassen werden!
    D'Avrigny wandte sich ab und murmelte ein sehr schwaches Ja. Morel aber riß seine Hände weg, stürzte nach dem Bette, drückte seine Lippen auf Valentines eisige Lippen und entfloh mit dem langen Seufzer einer Seele, die sich in Verzweiflung versenkt.
    Da die Diener sämtlich verschwunden waren, sah sich Herr von Villefort genötigt, Herrn d'Avrigny zu bitten, die Schritte zu übernehmen, die ein Todesfall und besonders unter so verdächtigen Umständen nach sich zieht.
    Nach einer Viertelstunde kehrte Herr d'Avrigny mit dem Totenbeschauer zurück; man hatte die Tür nach der Straße geschlossen, und da der Portier mit den andern Dienern geflohen war, mußte Villefort selbst öffnen.
    Doch er blieb auf dem Vorplatze stehen, da ihm der Mut fehlte, wieder in das

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