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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sterbezimmer zu treten.
    Die beiden Ärzte gingen allein zu Valentine.
    Noirtier saß noch immer am Bette, bleich wie der Tod, unbeweglich und stumm wie er.
    Der Totenarzt näherte sich mit der Gleichgültigkeit eines Menschen, der die Hälfte seines Lebens mit Leichnamen zu tun hat, hob das Tuch auf, mit dem das Mädchen bedeckt war, und öffnete nur ein wenig die Lippen.
    Oh! sagte d'Avrigny seufzend, die Arme ist tot.
    Ja, antwortete lakonisch der Arzt und ließ das Tuch wieder fallen; dann schrieb er die Todeserklärung nieder und entfernte sich, von d'Avrigny zur Tür geleitet.
    Villefort hörte sie hinabgehen und erschien wieder an der Tür seines Kabinetts. Mit einigen Worten dankte er dem Arzte und sagte sodann, sich an d'Avrigny wendend: Und nun der Priester; gehen Sie zum nächsten!
    Der nächste, sagte der Arzt, ist ein italienischer Abbé, der seit kurzem im anstoßenden Hause wohnt. Soll ich ihn im Vorbeigehen benachrichtigen?
    D'Avrigny, sagte Villefort, ich bitte Sie, begleiten Sie diesen Herrn. Hier ist der Schlüssel, damit Sie nach Belieben aus- und eingehen können. Sie bringen den Priester her und führen ihn in das Zimmer meines armen Kindes.
    Wünschen Sie ihn zu sprechen, mein Freund?
    Ich wünsche, allein zu sein. Nicht wahr, Sie werden mich entschuldigen? Ein Priester muß alle Schmerzen begreifen, selbst den väterlichen Schmerz.
    Hierauf gab Herr von Villefort Herrn d'Avrigny einen Schlüssel und kehrte in sein Kabinett zurück, wo er zu arbeiten anfing.
    Als die Ärzte auf die Straße kamen, sahen sie einen Mann in einer Soutane auf der Schwelle des nächsten Hauses stehen.
    D'Avrigny ging auf den Geistlichen zu und sagte: Mein Herr, wären Sie geneigt, einem unglücklichen Vater, der soeben seine Tochter verloren, dem Herrn Staatsanwalt von Villefort, einen großen Dienst zu leisten?
    Ah! mein Herr, antwortete der Priester mit stark italienischem Akzent, ja, ich weiß, der Tod ist in seinem Hause.
     

     
    Dann brauche ich Ihnen nicht zu sagen, welchen Dienst er von Ihnen wünscht. Ich wollte mich soeben hierzu anbieten; es ist unsere Aufgabe, unsern Pflichten entgegenzukommen.
    Es handelt sich um ein junges Mädchen.
    Ja, ich weiß. Die Bedienten, die aus dem Hause fortliefen, haben es mir gesagt. Ich hörte, daß sie Valentine hieß, und betete für sie.
    Ich danke, mein Herr, und da Sie schon Ihr heiliges Amt zu versehen angefangen, so haben Sie die Güte, es fortzusetzen. Nehmen Sie den Platz bei der Toten ein, und eine in Trauer versunkene Familie wird Ihnen dankbar sein.
    Ich gehe, mein Herr, und glaube, daß nie ein Gebet glühender gewesen ist, als das meinige sein wird. D'Avrigny nahm den Abbé bei der Hand und führte ihn in Valentines Zimmer. Als sie eintraten, traf Noirtiers Blick den des Abbés, und ohne Zweifel glaubte der Greis etwas Seltsames darin zu lesen, denn er ließ ihn nicht mehr aus den Augen.
    D'Avrigny empfahl dem Priester nicht nur die Tote, sondern auch den Lebenden, und der Priester versprach, seine Gebete Valentine und seine Sorge Noirtier zu weihen, und schloß, ohne Zweifel, damit er in seinen Gebeten und Noirtier in seinem Schmerze nicht gestört würde, sobald Herr d'Avrigny das Zimmer verlassen hatte, nicht nur den Riegel der Tür, durch die der Doktor weggegangen war, sondern auch den Riegel der zu Frau von Villefort führenden.

Danglars' Unterschrift.
     
    Der Morgen des nächsten Tages brach traurig und wolkig an. Man hatte während der Nacht den auf dem Bette liegenden Körper in das Schweißtuch genäht.
    Im Verlaufe des Abends hatten zu diesem Behufe herbeigerufene Männer Noirtier aus Valentines Zimmer in das seinige getragen, und der Greis machte, gegen alle Erwartung, keine Schwierigkeiten, sich von dem Leichname seines Kindes zu trennen.
    Der Abbé Busoni hatte bis zum Morgen gewacht und sich bei Tagesanbruch zurückgezogen.
    Gegen acht Uhr morgens kam d'Avrigny wieder. Er begegnete Villefort, der zu Noirtier ging, und begleitete ihn, um zu erfahren, wie der Greis die Nacht zugebracht habe. Sie fanden ihn in seinem großen Lehnstuhle, der ihm als Bett diente, in sanftem Schlummer ruhend und mit beinahe lächelnder Miene. Beide blieben erstaunt auf der Schwelle stehen.
    Sehen Sie, sagte d'Avrigny zu Villefort, der seinen entschlummerten Vater betrachtete, sehen Sie, die Natur weiß die heftigsten Schmerzen zu stillen; gewiß wird niemand sagen, Herr Noirtier habe seine Enkelin nicht geliebt, und dennoch schläft er.
    Ja, Sie haben recht, sagte

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