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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

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eines andern und bezwang sich mit einer mächtigen Anstrengung. Dann sah man allmählich ein Lächeln seine verstörten Gesichtszüge runden, und er sprach: Im ganzen ist Ihr Empfangschein Geld.
    Oh, mein Gott ja! Und wenn Sie in Rom wären, würde das Haus Thomson und French bei der Auszahlung keine Schwierigkeit machen.
    Verzeihen Sie, Herr Graf, verzeihen Sie!
    Ich kann also dieses Geld behalten?
    Ja, erwiderte Danglars, den Schweiß abtrocknend, der an der Wurzel seiner Haare perlte, behalten Sie es.
    Monte Christo steckte die fünf Zettel ein, mit einer Miene, als wollte er sagen: Denken Sie, bei Gott, nach; wenn Sie es bereuen, es ist noch Zeit.
    Nein, nein, behalten Sie meine Unterschriften, sagte Danglars. Sie wissen, nichts ist förmlicher, als ein Geldmensch. Ich bestimmte diese Summe für die Hospitäler und hätte sie zu bestehlen geglaubt; wenn ich ihnen nicht gerade dieses Geld gegeben haben würde, als ob nicht ein Taler so viel wert wäre, wie der andere.
    Und er brach in ein lautes, aber unverkennbar gekünsteltes Lachen aus.
    Ich entschuldige und stecke ein, erwiderte Monte Christo auf das freundlichste und legte die Anweisungen in sein Portefeuille.
    Doch, es bleibt noch eine Summe von 100 000 Franken, sagte Danglars.
    Oh! Bagatelle! Das Agio muß sich auf diesen Betrag belaufen, behalten Sie ihn, und wir sind quitt.
    Graf, rief Danglars, sprechen Sie im Ernste?
    Ich scherze nie mit Bankiers, antwortete Monte Christo ernst. Und er ging auf die Tür zu, als eben der Diener meldete: Herr von Boville, Generaleinnehmer der Hospitäler. Wahrhaftig, sagte Monte Christo, es scheint, ich bin zu rechter Zeit gekommen, mich Ihrer Unterschriften zu erfreuen, denn man macht sie mir streitig.
    Danglars erbleichte zum zweitenmal und nahm schleunigst von dem Grafen Abschied.
    Dem im Vorzimmer wartenden Generaleinnehmer trat Danglars anscheinend völlig ruhig entgegen.
    Guten Morgen, mein lieber Gläubiger, sagte er, denn ich wollte wetten, der Gläubiger kommt zu mir.
    Sie haben richtig erraten, Herr Baron, sagte Herr von Boville, die Hospitäler erscheinen in meiner Person; die Witwen und Waisen verlangen durch meine Hände ein Almosen von fünf Millionen von Ihnen.
    Und man sagt, die Waisen seien zu beklagen! versetzte Danglars, den Scherz ausspinnend, arme Kinder!
    Ich komme also in ihrem Namen; Sie müssen meinen Brief gestern erhalten haben? – Ja.
    Hier ist mein Empfangschein.
    Mein lieber Herr von Boville, Ihre Witwen und Waisen werden wohl die Güte haben, vierundzwanzig Stunden zu warten, in Betracht, daß Herr von Monte Christo, den Sie wohl weggehen sahen, Ihre fünf Millionen fortgenommen hat.
    Wieso?
    Der Graf hatte einen unbeschränkten Kredit auf mich durch das Haus Thomson und French in Rom; er kam zu mir und verlangte eine Summe von fünf Millionen auf einmal; ich gab ihm eine Anweisung auf die Bank, und Sie begreifen, wenn ich an einem Tage aus der Bank zehn Millionen zurückzöge, so möchte dies seltsam erscheinen. In zwei Tagen ist das etwas anderes, fügte Danglars lächelnd hinzu.
    Gehen Sie doch, rief Herr von Boville mit dem Tone des vollkommensten Unglaubens; fünf Millionen an den Herrn, der soeben wegging und mich grüßte, als ob ich ihn kennte. Vielleicht kennt er Sie, ohne daß Sie ihn kennen; Herr von Monte Christo kennt jedermann.
    Fünf Millionen?
    Hier ist sein Empfangschein, machen Sie es wie der heilige Thomas; sehen Sie und berühren Sie.
    Herr von Boville nahm das Papier, das ihm Danglars reichte, und las:
     
    Empfangen von Herrn Baron von Danglars die Summe von fünf Millionen einmalhunderttausend Franken, die er sich nach Belieben in Anweisungen auf das Haus Thomson und French in Rom zurückzahlen lassen wird.
     
    Es ist meiner Treu wahr! rief Herr von Boville, doch kennen Sie das Haus Thomson und French?
    Eines der besten Häuser Europas, versetzte Danglars und warf den Empfangschein, den er wieder an sich genommen hatte, nachlässig auf seinen Schreibtisch.
    Und er hatte auf Sie allein fünf Millionen? Ah, dieser Graf von Monte Christo muß ein wahrer Nabob sein.
    Meiner Treu! Ich weiß nicht, wie das ist; doch er hatte drei unbeschränkte Kredite, einen auf Rothschild, einen auf mich und einen auf Laffitte, und er gab, wie Sie sehen, mir den Vorzug, wobei er mir hunderttausend Franken für das Agio ließ.
    Mit dem Ausdruck der höchsten Verwunderung erwiderte Herr von Boville: Das gefällt mir; ich muß ihn besuchen und eine fromme Stiftung für uns erlangen.
    Oh!

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