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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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erhob sich endlich und schlug wieder den Weg nach Paris ein, ohne ein einziges Mal den Kopf umzuwenden. Er ging langsam die Rue de la Roquette hinab. Der Graf folgte ihm auf hundert Schritte.
    Maximilian ging über den Kanal und kehrte auf den Boulevards nach der Rue Meslai zurück. Fünf Minuten nachdem sich die Tür hinter ihn geschlossen hatte, öffnete sie sich wieder für Monte Christo.
    Julie befand sich am Eingang des Gartens und schaute Penelon zu, der im Garten arbeitete.
    Ah! Herr Graf von Monte Christo, rief sie mit jener Freude, die jedes Mitglied der Familie Morel zeigte, wenn Monte Christo einen Besuch in der Rue Meslai machte.
    Nicht wahr, gnädige Frau, Maximilian ist soeben nach Hause gekommen? fragte der Graf.
    Ja, ich glaube, ich habe ihn vorübergehen sehen, erwiderte die junge Frau, doch ich bitte, rufen Sie Emanuel.
    Verzeihen Sie, gnädige Frau, ich muß sogleich zu Maximilian hinaufgehen, ich habe ihm eine Sache von der größten Wichtigkeit mitzuteilen.
    Gehen Sie, sagte sie, den Grafen mit ihrem reizenden Lächeln nachschauend, bis er an der Treppe verschwunden war.
    Monte Christo hatte bald die Stufen der zwei Stockwerke hinter sich, die das Erdgeschoß von Maximilians Wohnung trennten. Auf dem Vorplatze horchte er, es ließ sich kein Geräusch vernehmen. An dieser Glastür fand sich kein Schlüssel; Maximilian hatte sich von innen eingeschlossen, aber man konnte unmöglich durch die Tür sehen, da hinter den Scheibe ein Vorhang von roter Seide angebracht war.
    Die Angst des Grafen verriet sich durch eine lebhafte Röte.
    Was ist zu tun? murmelte er. Und er dachte einen Augenblick nach. Läuten? fuhr der Graf fort; oh, nein! Oft beschleunigt der Schall einer Glocke den Entschluß dessen, der sich in Morels augenblicklicher Lage befindet.
    Monte Christo schauerte vom Scheitel bis zu den Zehen, und da bei ihm der Entschluß die Raschheit des Blitzes hatte, so stieß er mit dem Ellenbogen eine Scheibe der Glastür ein, hob den Vorhang auf und sah Morel, wie er, au seinem Schreibtisch sitzend, beim Geräusch der zerbrochenen Scheibe vom Stuhle aufsprang.
    Es ist nichts, sagte der Graf, ich bitte tausendmal um Vergebung, mein lieber Freund, ich bin ausgeglitten und habe dabei an das Fenster gestoßen. Da es nun einmal zerbrochen ist, so will ich dies benutzen, um bei Ihnen einzutreten; bemühen Sie sich nicht!
    Der Graf streckte den Arm durch die zerbrochene Scheibe und öffnete die Tür. Morel erhob sich offenbar ärgerlich und ging dem Grafen entgegen, doch weniger um ihn zu empfangen, als um ihm den Weg zu versperren.
    Sind Sie verwundet, mein Herr? fragte er.
    Ich weiß es nicht. Doch was machten Sie denn da? Sie schrieben?
    Es ist wahr, antwortete Morel, ich schrieb; das kommt bei mir manchmal vor, obgleich ich Soldat bin.
    Monte Christo machte einige Schritte im Zimmer, Morel mußte den Grafen vorüberlassen, folgte ihm jedoch.
    Sie schrieben? versetzte Monte Christo mit einem unheimlich scharfen Blicke, dann schaute er umher.
    Ihre Pistolen neben dem Schreibzeug? sagte er, auf die Waffen deutend, die auf dem Schreibtisch lagen.
    Ich mache eine Reise, antwortete Maximilian trotzig.
    Mein Freund! sagte Monte Christo mit unendlich weicher Stimme, mein lieber Maximilian, keine heftigen Entschlüsse, ich bitte Sie!
    Ich, heftige Entschlüsse, versetzte Morel, die Achseln zuckend; ich frage Sie, wieso ist eine Reise ein heftiger Entschluß?
    Maximilian, sagte Monte Christo, legen wir die Maske beiseite, die wir gegenseitig tragen. Maximilian, Sie täuschen mich ebensowenig durch diese erheuchelte Ruhe, wie ich Sie mit dem Anschein oberflächlicher Teilnahme täusche. Morel, meine herzliche Empfindung für Sie sagt es mir, Sie wollen sich töten.
    Gut! versetzte Morel schauernd. Woher kommen Sie auf diesen Gedanken, Herr Graf?
    Ich sage Ihnen, daß Sie sich töten wollen, fuhr der Graf mit demselben Tone fort, hier ist der Beweis.
    Und er trat zu dem Schreibtisch, hob das weiße Blatt auf, das der junge Mann auf einen angefangenen Brief geworfen hatte, und nahm den Brief.
    Morel stürzte auf ihn zu, um das Papier seinen Händen zu entreißen. Doch Monte Christo sah diese Bewegung voraus und kam ihm zuvor, indem er ihn beim Faustgelenk faßte und zurückhielt.
    Sie sehen, daß Sie sich töten wollten, Morel, sagte der Graf, Sie haben es hier selbst geschrieben!
    Nun wohl! rief Morel mit einmal von scheinbarer Ruhe zur größten Heftigkeit übergehend; nun wohl, wenn dem so wäre, wenn ich

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