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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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beschlossen hätte, den Pistolenlauf gegen mich zu richten, wer wollte mich hindern, wer hätte den Mut, mich zu hindern? Wenn ich sage: Alle meine Hoffnungen sind zertrümmert, mein Herz ist gebrochen, mein Leben ist erloschen, es gibt nur noch Trauer und Ekel um mich her! Wenn ich sage: Es ist Mitleid, mich sterben zu lassen, denn wenn man mich nicht sterben läßt, so verliere ich den Verstand und werde wahnsinnig. Sprechen Sie, mein Herr, wenn ich dies sage, und man sieht, daß ich es mit der Angst und den Tränen meines Herzens sage, wird man mir antworten: Du hast unrecht? Wird man mich verhindern, nicht mehr der Unglücklichste zu sein? Sprechen Sie, mein Herr, haben Sie den Mut hierzu?
    Ja, Morel, erwiderte Monte Christo mit einer Stimme, deren Ruhe seltsam mit der Ausregung des jungen Mannes im Widerspruche stand; ja, ich habe den Mut.
    Sie! rief Morel mit einem wachsenden Ausdrucke von Zorn und Vorwurf; Sie, der mich mit einer törichten Hoffnung kirrte; Sie, der mich mit leeren Versprechungen zurückhielt und einschläferte, während ich durch einen äußersten Entschluß sie vielleicht hätte retten oder wenigstens in meinen Armen sterben sehen können; Sie, der alle Mittel des Geistes, alle Kräfte der Materie zu besitzen vorgibt; Sie, der aus der Erde die Rolle der Vorsehung spielt oder zu spielen sich den Anschein verleiht, und der nicht einmal die Macht besitzt, einem vergifteten Mädchen ein Gegengift zu reichen! Ah! In der Tat, mein Herr, Sie würden mir Mitleid einflößen, flößten Sie mir nicht Abscheu ein!
    Morel ...
    Ja, Sie haben mir gesagt, wir wollen die Masken ablegen: wohl, Sie sollen befriedigt werden, ich lege sie ab. Ja, als Sie mir nach dem Kirchhofe folgten, antwortete ich Ihnen noch, denn ich bin gutmütig; als Sie hier eintraten, ließ ich Sie bis zu dieser Stelle kommen ... Doch da Sie meine Güte mißbrauchen, da Sie mir sogar in meinem Zimmer trotzen, in das ich mich als in mein Grab zurückgezogen habe, da Sie mir eine neue Qual bringen, mir, der alle erschöpft zu haben glaubte, Graf von Monte Christo, mein angeblicher Wohltäter; Graf von Monte Christo, allgemeiner Retter, seien Sie zufrieden, Sie werden Ihren Freund sterben sehen.
    Und das Lächeln des Wahnsinns auf den Lippen, stürzte Morel zum zweiten Male nach den Pistolen.
    Bleich wie ein Gespenst, aber mit blitzenden Augen streckte Monte Christo die Hand nach den Waffen aus und sagte: Und ich wiederhole Ihnen, Sie werden sich nicht töten!
    Hindern Sie mich doch! versetzte Morel mit einem letzten Sprunge, der sich, wie der erste, an dem stählernen Arme des Grafen brach.
    Ich werde Sie hindern.
    Doch wer sind Sie denn, daß Sie sich dieses Recht über freie und denkende Geschöpfe anmaßen? rief Maximilian.
    Wer ich bin? wiederholte Monte Christo. Hören Sie: Ich bin der einzige Mensch auf der Welt, der berechtigt ist, Ihnen zu sagen: Morel, ich will nicht, daß der Sohn deines Vaters heute stirbt!
    Und majestätisch, erhaben, ging Monte Christo mit gekreuzten Armen auf den zitternden jungen Mann zu, der, unwillkürlich durch das erhabene Wesen dieses Menschen besiegt, einen Schritt zurückwich.
    Warum sprechen Sie von meinem Vater? stammelte er, warum mischen Sie die Erinnerung an meinen Vater in das, was mir heute begegnet?
    Weil ich der bin, der deinem Vater eines Tages das Leben gerettet hat, als er sich töten wollte, wie du dich heute töten willst; weil ich der Mann bin, der deiner jungen Schwester die Börse und dem alten Morel den Pharao geschickt hat; weil ich Edmond Dantes bin, der dich als Kind auf seinem Schoße spielen ließ!
    Morel machte wankend, keuchend noch einen Schritt rückwärts, dann verließen ihn seine Kräfte, und er stürzte mit einem gewaltigen Schrei zu den Füßen Monte Christos nieder.
    Plötzlich trat in Morels starkem Geiste eine rasche, vollständige Wiedergeburt ein; er stand auf, sprang aus dem Zimmer, eilte auf die Treppe und rief mit der ganzen Macht seiner Stimme: Julie! Julie! Emanuel!
    Monte Christo wollte ebenfalls hinauseilen; doch Maximilian hätte sich lieber töten lassen, als daß er von den Angeln der Tür gewichen wäre, die er gegen den Grafen zurückdrückte.
    Auf Maximilians Geschrei liefen Julie, Emanuel, Penelon und einige Diener erschrocken herbei.
    Morel faßte sie bei den Händen, öffnete die Tür wieder und rief mit einer fast erstickten Stimme: Auf die Knie! Auf die Knie! Es ist der Wohltäter, es ist der Retter unseres Vaters! Es ist ...
    Er wollte sagen: Es

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