Der Graf von Monte Christo
dergleichen mehr gehört.
Wohl! Er hat gesagt, Benedetto, den man für einen Phönix an Feinheit, einen Riesen an Schlauheit halte, sei nur ein ganz gemeiner, einfältiger Schuft und ganz unwürdig der Versuche, die man nach seinem Tode an seinen phrenologischen Organen machen werde.
Bah! rief Beauchamp, er spielte den Prinzen gar nicht übel.
Doch wenn ich mit dem Präsidenten gesprochen habe, sagte Debray zu Beauchamp, so müssen Sie den Staatsanwalt gesehen haben?
Unmöglich; seit acht Tagen verbirgt sich Herr von Villefort, und das ist ganz natürlich. Diese Reihe von häuslichen Unglücksfällen, denen der seltsame Tod seiner Tochter die Krone aufsetzte ...
Der seltsame Tod! Was sagen Sie da, Beauchamp?
Ah! ja, spielen Sie den Unwissenden, versetzte Beauchamp, indem er sein Monokle einklemmte und Umschau im Saale hielt. Halt, fuhr er fort, ich täusche mich nicht.
Was gibt es?
Sie ist es. Man sagte doch, sie sei abgereist.
Fräulein Eugenie? Sollte sie zurückgekommen sein?
Nein, ihre Mutter.
Unmöglich, rief Chateau-Renaud; zehn Tage nach der Flucht ihrer Tochter, drei Tage nach dem Bankerott ihres Mannes!
Debray errötete leicht und folgte der Richtung des Blickes von Beauchamp.
Was wollen Sie! sagte er, es ist eine verschleierte Frau, eine unbekannte Dame, vielleicht die Mutter des Fürsten Cavalcanti; aber mir scheint, Sie wollen uns da eben etwas sehr Interessantes mitteilen, Beauchamp? – Ich?
Ja. Sie sprachen von dem seltsamen Tode Valentines.
Nun, versetzte Beauchamp, sind Sie nicht neugierig, zu erfahren, warum man so plötzlich in dem Hause von Villefort stirbt?
Wahrhaftig! sagte Debray, ich verliere dieses seit drei Monaten von Trauer erfüllte Haus nicht aus dem Auge.
Ei! meine Herren, fuhr Beauchamp fort, wenn man in Villeforts Hause so plötzlich stirbt, so kann dies nur sein, weil ein Mörder dort ist.
Die beiden jungen Leute bebten, denn es war ihnen mehr als einmal derselbe Gedanke gekommen.
Und wer ist dieser Mörder? fragten sie gleichzeitig.
Der junge Eduard.
Ein schallendes Gelächter der Zuhörer brachte den Redner durchaus nicht aus der Fassung, und er fuhr fort: Ja, meine Herren, der junge Eduard, ein Kind, das man als ein Phänomen zu betrachten hat, denn es bringt bereits alles um.
Das ist ein Scherz.
Keineswegs; ich habe gestern einen Bedienten angenommen, der bei Villefort ausgetreten ist. Nun, es scheint, das liebe Kind hat sich ein Fläschchen mit einem gewissen Stoff verschafft und bedient sich seiner denen gegenüber, die ihm nicht gefallen. Zuerst war er mit Papa und Mama Saint-Meran unzufrieden und flößte ihnen drei Tropfen von seinem Elixir ein; drei Tropfen genügen. Dann kam der brave Barrois, ein alter Diener, an die Reihe, der bisweilen den liebenswürdigen Jungen hart anließ. Endlich hatte er es auf Valentine abgesehen; diese ließ ihn zwar nicht hart an, aber er war eifersüchtig auf sie; er flößte also auch ihr die drei Tropfen ein, und für sie, wie für die andern, war alles vorbei.
Aber zum Teufel, was erzählen Sie uns denn da? sagte Chateau-Renaud.
Ja, nicht wahr, ein Märchen aus der andern Welt! entgegnete Beauchamp.
Das ist abgeschmackt, sagte Debray.
Zum Teufel! entgegnete Beauchamp. Fragen Sie meinen Bedienten; so hieß es im ganzen Hause.
Doch das Elixir; wo ist es? Woraus besteht es?
Verdammt! Der Knabe versteckt es.
Wo hat er es her?
Weiß ich es? Sie stellen da Fragen an mich, wie ein Staatsanwalt. Ich wiederhole nur, was man mir gesagt hat; ich nenne Ihnen meine Quelle, mehr kann ich nicht tun. Der arme Teufel von einem Bedienten aß vor Angst nicht mehr.
Das ist unglaublich.
Nein, mein Lieber, das ist durchaus nicht unglaublich. Sie wissen, wie sich im vorigen Jahre ein Kind in der Rue Richelieu ein Vergnügen daraus machte, seine Brüder und Schwestern umzubringen, indem es ihnen, während sie schliefen, eine Nadel ins Ohr steckte. Die kommende Generation ist sehr frühreif, mein Lieber!
Mein Freund, sagte Chateau-Renaud, ich wette, Sie glauben nicht ein Wort von dem, was Sie uns da erzählen? ... Doch ich sehe den Grafen von Monte Christo nicht; warum ist er nicht hier?
Er ist solcher Szenen überdrüssig, sagte Debray; auch wird er nicht vor der Welt erscheinen wollen, nachdem er sich von diesen Cavalcanti hat betören lassen; sie kamen, wie es scheint, mit falschen Beglaubigungsschreiben zu ihm, und er hat für 500 000 Franken Hypotheken auf das Fürstentum genommen.
Ah! Es fällt mir ein, der Graf von Monte
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