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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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sehne den Tod herbei, der ihn von einer Pflicht befreien sollte, die ihm etwas Schwierigeres, als das Sterben, zu tun befahl. Die Schokolade war aber harmlos, und Herr von Villefort mußte an sein schweres Tagewerk gehen.
    Als die Frühstücksstunde gekommen war, erschien der Staatsanwalt nicht bei Tische.
    Der Kammerdiener kehrte in sein Kabinett zurück und meldete: Die gnädige Frau läßt dem Herrn Staatsanwalt sagen, es habe elf geschlagen, und die Sitzung sei auf zwölf Uhr bestimmt.
    Nun! Und? rief Villefort.
    Die gnädige Frau hat ihre Toilette gemacht; sie ist bereit und läßt fragen, ob sie den Herrn Staatsanwalt in den Justizpalast begleiten werde, da sie sehr wünsche, dieser Sitzung beizuwohnen.
    Ah! sie wünscht das! versetzte Villefort mit schrecklichem Tone.
    Der Kammerdiener wich einen Schritt zurück und erwiderte: Will der Herr Staatsanwalt allein dahin fahren, so werde ich es der gnädigen Frau sagen.
    Villefort blieb einen Augenblick stumm, er grub mit seinen Nägeln in seine bleiche Wange, von der sein ebenholzschwarzer Bart stark abstach, ehe er erwiderte: Sagen Sie der gnädigen Frau, ich wünsche sie zu sprechen und bitte sie, mich in ihrem Zimmer zu erwarten. Dann kommen Sie zurück, um mich zu rasieren und anzukleiden.
    Auf der Stelle.
    Der Kammerdiener verschwand und erschien sofort wieder, rasierte Villefort und kleidete ihn in feierliches Schwarz. Als er damit fertig war, sagte er: Die gnädige Frau läßt sagen, sie erwarte den Herrn Staatsanwalt, sobald er angekleidet sei.
    Ich komme, versetzte Villefort, und wandte sich, die Akten unter dem Arme, den Hut in der Hand, zu den Zimmern seiner Frau.
    Frau von Villefort saß auf einer Ottomane und blätterte mit Ungeduld in den Zeitungen und Broschüren, die der junge Eduard zu seiner Belustigung in Stücke zerriß, ehe seine Mutter Zeit gehabt hatte, ihre Lektüre zu vollenden.
    Sie war völlig zum Ausgehen gekleidet; ihr Hut lag daneben, und sie hatte bereits die Handschuhe angezogen.
    Ah! Hier sind Sie, mein Herr, sagte sie mit ihrer natürlichen, ruhigen Stimme. Mein Gott!! Wie bleich sehen Sie aus! Sie haben also abermals die ganze Nacht hindurch gearbeitet? Nun! Nehmen Sie mich mit, oder soll ich allein mit Eduard gehen?
    Bei allen diesen Fragen blieb Herr von Villefort kalt und stumm, wie eine Bildsäule, und sagte nur, einen gebieterischen Blick auf das Kind heftend: Eduard, spiele im Garten, ich habe mit deiner Mutter zu reden.
    Frau von Villefort bebte bei diesem kalten Wesen und dem entschiedenen Tone ihres Mannes. Eduard schaute seine Mutter an; als er sah, daß sie den Befehl des Herrn von Villefort nicht wiederholte, fing er an, seinen bleiernen Soldaten die Köpfe abzuschneiden.
    Eduard, rief Herr von Villefort mit so hartem Ausdruck, daß das Kind auf den Boden sprang, verstehst du mich? Vorwärts!
    An eine solche Behandlung nicht gewöhnt, richtete sich das Kind auf, erbleichte und entfernte sich.
    Herr von Villefort folgte ihm bis zur Tür und schloß diese, als Eduard hinausgegangen war, mit dem Riegel.
    Oh! mein Gott! rief die junge Frau, indem sie ihrem Gatten bis in die Tiefe der Seele schauen wollte und zu lächeln versuchte, was wollen Sie denn?
    Wo verwahren Sie das Gift, dessen Sie sich gewöhnlich bedienen? sprach scharf und ohne Einleitung der Staatsanwalt.
    Frau von Villefort empfand, was die Lerche empfinden muß, wenn sie den Hühnergeier seine mörderischen Kreise über ihrem Kopfe immer enger ziehen sieht.
    Ein heiserer, gebrochener Ton, der weder ein Schrei, noch ein Seufzer war, kam aus der Brust der Frau von Villefort, und leichenblaß erwiderte sie: Mein Herr ... ich verstehe Sie nicht.
    Dann erhob sie sich in einem Anfall des Schreckens ... doch in einem zweiten Anfall, der offenbar noch heftiger als der erste war, fiel sie wieder auf die Kissen ihrer Ottomane zurück.
    Ich fragte sie, fuhr Herr von Villefort mit vollkommen ruhigem Tone fort, wo Sie das Gift verbergen, mit dessen Hilfe Sie meinen Schwiegervater, Herrn von Saint-Meran, meine Schwiegermutter, Barrois und meine Tochter Valentine umgebracht haben.
    Oh! mein Herr, rief Frau von Villefort, die Hände faltend, was sagen Sie da?
    Sie haben mich nicht zu fragen, sondern nur zu antworten.
    Habe ich dem Richter oder dem Gatten zu antworten? stammelte Frau von Villefort.
    Dem Richter.
    Es war ein furchtbares Schauspiel: die Blässe dieser Frau, die Angst in ihren Blicken, das Zittern ihres ganzen Körpers. Ah! mein Herr! murmelte sie, ah! mein

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