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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Herr!
    Sie antworten nicht! rief der furchtbare Frager. Dann fügte er mit einem Lächeln hinzu, das noch schrecklicher war, als sein Zorn: Sie leugnen also nicht!
    Frau von Villefort machte ein: Bewegung.
    Und Sie könnten auch nicht leugnen, fuhr Herr von Villefort fort, indem er die Hand ausstreckte, als wollte er sie im Namen der Gerechtigkeit festnehmen. Sie haben diese verschiedenen Verbrechen mit einer unverschämten Geschicklichkeit verübt, die jedoch nur Leute täuschen konnte, die aus Liebe geneigt waren, Ihnen gegenüber blind zu sein. Seit dem Tode der Frau von Saint-Meran wußte ich, daß ein Giftmischer in meinem Hause war, Herr d'Avrigny hatte mich davon in Kenntnis gesetzt; nach dem Tode Barrois' fiel mein Verdacht, Gott verzeihe es mir! auf jemand, auf einen Engel. Doch nach Valentines Tode gab es keinen Zweifel mehr für mich, und nicht allein für mich, sondern auch für andere. So wird Ihr Verbrechen, nunmehr zwei Personen bekannt, öffentlich werden; und es ist, wie ich Ihnen soeben sagte, nicht mehr der Gatte, der zu Ihnen spricht, sondern ein Richter.
    Ihr Gesicht in ihren Händen verbergend, stammelte die junge Frau: Oh! Herr, ich flehe Sie an, glauben Sie nicht dem Scheine!
    Sollten Sie feig sein? rief Villefort mit verächtlichem Tone. In der Tat, ich habe stets wahrgenommen, daß die Giftmischer feig sind. Sollten Sie feig sein, Sie, die Sie den gräßlichen Mut gehabt haben, zwei Greise und ein junges Mädchen, von Ihnen ermordet, vor Ihren Augen verscheiden zu sehen?
    Herr! Herr!
    Sollten Sie feig sein, fuhr Villefort mit wachsender Heftigkeit fort, Sie, die Sie die Minuten von vier Todeskämpfen eine um die andere gezählt? Sie, die Sie mit einer so wunderbaren Geschicklichkeit und Sorgfalt Ihre höllischen Pläne entworfen und Ihre schändlichen Getränke eingerührt haben? Sie, die Sie alles so gut berechnet, sollten eins nicht berechnet haben, nämlich, wohin Sie die Enthüllung Ihrer Verbrechen führen konnte, führen mußte? Oh! das ist unmöglich, und Sie haben ein Gift, süßer, feiner, tödlicher als die anderen, aufbewahrt, um der Ihnen gebührenden Bestrafung zu entgehen ... Sie haben dies getan, wenigstens hoffe ich es.
    Frau von Villefort rang ihre Hände und fiel auf die Knie.
    Ich weiß es wohl ... ich weiß es wohl, sagte Herr von Villefort, Sie gestehen; doch ein Geständnis, den Richtern abgelegt, ein Geständnis im letzten Augenblick, ein Geständnis, wenn man nicht mehr leugnen kann, ein solches Geständnis mildert in keiner Beziehung die Strafe, die über den Schuldigen verhängt werden muß.
    Die Strafe! rief Frau von Villefort, Strafe! Es ist schon das zweite Mal, daß Sie dieses Wort aussprechen!
    Allerdings. Glaubten Sie zu entkommen, weil Sie viermal schuldig waren? Glaubten Sie, weil Sie die Frau dessen sind, der die Strafe fordert, würde diese Strafe ausbleiben? Nein, nein! Die Giftmischerin, wer sie auch sein mag, erwartet das Schafott, besonders Sie, wie ich Ihnen soeben sagte, die nicht dafür besorgt gewesen ist, einige Tropfen von ihrem sichersten Gifte aufzubewahren!
    Frau von Villefort stieß einen wilden Schrei aus, und der häßliche, unbezähmbare Schrecken bemächtigte sich ihrer verstörten Gesichtszüge.
    Oh! fürchten Sie das Schafott nicht, sagte der Staatsanwalt, ich will Sie nicht entehren, denn das hieße mich selbst entehren; nein, im Gegenteil, wenn Sie mich recht gehört haben, müssen Sie begreifen, daß Sie nicht auf dem Schafott sterben können.
    Nein, ich habe nicht begriffen; was wollen Sie sagen? stammelte völlig niedergeschmettert die unglückliche Frau.
    Ich will sagen, daß die Frau des ersten richterlichen Beamten der Hauptstadt einen fleckenlos gebliebenen Namen nicht mit ihrer Schande belasten und nicht mit demselben Schlage ihren Gatten und ihr Kind entehren wird.
    Nein! oh, nein!
    Wohl, das wird eine gute Handlung von Ihnen sein, und für diese gute Handlung danke ich Ihnen.
    Sie danken mir und wofür?
    Für das, was Sie gesagt haben.
    Was habe ich gesagt? Mein Kopf ist verwirrt; mein Gott! Mein Gott! Ich begreife nichts mehr.
    Und sie erhob sich mit aufgelösten Haaren und schäumenden Lippen.
    Sie beantworteten die Frage noch nicht, die ich bei meinem Eintritt machte: Wo ist das Gift, dessen Sie sich gewöhnlich bedienen?
    Frau von Villefort streckte die Arme zum Himmel empor und schlug krampfhaft die Hände aneinander.
    Nein, nein, schrie sie, Sie wollen das nicht!
    Ich will nicht, daß Sie auf dem Schafott sterben,

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