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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Herz abermals aus und wird wieder hungrig nach Rache. Und der Gefangene? fragte er, er war verschwunden, man hat nie etwas von ihm gehört?
    Nie, gar nie; Sie begreifen, es sind nur zwei Fälle möglich; entweder ist er platt gefallen, und da er fünfzig Fuß hinabstürzte, so wird er auf der Stelle tot gewesen sein.
    Sie sagten, man habe ihm eine Kugel an die Füße gebunden, folglich wird er senkrecht gefallen sein.
    Oder er ist senkrecht gefallen, fuhr der Hausmeister fort, dann hat ihn die Kugel auf den Grund hinabgezogen, wo der arme Mensch geblieben ist.
    Sie beklagen ihn?
    Meiner Treu, ja! Obgleich er in seinem Elemente war.
    Was wollen Sie damit sagen?
    Es ging das Gerücht, dieser Unglückliche sei seiner Zeit Marineoffizier gewesen und als eifriger Bonapartist gefangen gehalten worden. – Will der Herr seinen Besuch fortsetzen? fragte der Hausmeister.
    Ja, besonders wenn Sie mir das Zimmer des armen Abbés zeigen wollen.
    Ah! der Nummer 27? Ja, der Nummer 27, wiederholte Monte Christo.
    Und es kam ihm vor, als höre er noch die Stimme Farias, wie dieser ihm die Nummer durch die Mauer zurief.
    Folgen Sie mir!
    Warten Sie, sagte Monte Christo, lassen Sie mich einen letzten Blick auf alle Teile dieses Kerkers werfen.
    Das ist mir lieb, versetzte der Führer, ich habe den Schlüssel des andern vergessen. – Holen Sie ihn. – Ich lasse die Fackel hier zurück. – Nein, nehmen Sie die Fackel mit.
    Doch Sie haben dann kein Licht. – Ich sehe in der Nacht. – Gerade wie er. – Welcher er?
    Der Nummer 34, der hier gehaust hat. Man sagte, er habe sich so an die Dunkelheit gewöhnt, daß er eine Nadel im finsteren Winkel seines Kerkers hätte sehen können.
    Der Führer entfernte sich mit der Fackel.
    Der Graf hatte wahr gesprochen; kaum war er ein paar Minuten in der Finsternis, als er alles wie am hellen Tage unterschied.
    Ja, sagte er, dies ist der Stein, auf dem ich saß! Dies ist die Spur meiner Schultern, die ihren Eindruck in der Mauer zurückließen! Dies ist die Spur des Blutes, das von meiner Stirn floß, als ich mir eines Tages den Schädel an der Wand zerschmettern wollte! ... Oh! diese Zahlen ... ich erinnere mich ihrer ... ich machte sie eines Tages, als ich das Alter meines Vaters berechnete, um zu wissen, ob ich ihn lebendig wiederfinden würde, und Mercedes' Alter, um zu wissen, ob ich sie frei wiedersehen würde. Ich hatte einen Augenblick Hoffnung, nachdem ich die Berechnung gemacht ... Ich rechnete ohne den Hunger und ohne die Untreue!
    Und ein bitteres Lachen entströmte dem Munde des Grafen.
    Auf der andern Wand traf seinen Blick eine Inschrift, die sich noch weiß auf der grünlichen Wand hervorhob: Mein Gott, erhalte mir das Gedächtnis. Oh! ja, rief der Graf, das war das einzige Gebet meiner letzten Zeit; ich verlangte nicht die Freiheit, ich verlangte das Gedächtnis, ich befürchtete, ein Narr zu werden und zu vergessen; mein Gott, du hast mir das Gedächtnis erhalten, und ich habe mich erinnert. Dank, Dank, mein Gott!
    In diesem Augenblick spiegelte sich das Licht der Fackel auf den Wänden. Der Führer stieg herab, und ohne daß man nötig hatte, wieder an den Tag hinaufzusteigen, ließ er Monte Christo durch ein unterirdisches Gewölbe wandern, das zu einem andern Eingang führte.
    Auch hier wurde Monte Christo von einer Welt voll Gedanken ergriffen. Vor allem fiel ihm der an der Wand gezogene Meridian in die Augen, mit dessen Hilfe der Abbé Faria die Stunden zählte; dann sah er die Überreste des Bettes, auf dem der arme Gefangene gestorben war.
    Statt der Beklemmung, die der Graf in seinem Kerker empfunden hatte, erfüllte sein Herz bei diesem Anblick ein zärtliches Gefühl, ein Gefühl der Dankbarkeit, und zwei Tränen rollten aus seinen Augen hervor.
    Hier, sagte der Führer, war der verrückte Abbé; durch dieses Loch kam der junge Mensch zu ihm, und er zeigte Monte Christo die Öffnung der Galerie, die man auf dieser Seite nicht verstopft hatte. An der Farbe des Steines, fuhr er fort, erkannte ein Gelehrter, daß die zwei Gefangenen ungefähr zehn Jahre miteinander in Verbindung gestanden haben. Die armen Leute müssen sich während dieser zehn Jahre viel gelangweilt haben.
    Dantes nahm ein paar Louisd'or aus seiner Tasche und reichte sie dem Manne, der ihn zum zweiten Male beklagte, ohne ihn zu kennen.
    Der Hausmeister nahm sie, im Glauben, er erhalte Silbermünzen, doch beim Scheine der Fackel erkannte er den Wert der Summe, die ihm der Fremde gab.
    Mein Herr, sagte er

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