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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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der gute Gott nur für die Schlechten gut sei. Oh, diese Welt wird immer schlechter.
    Sie scheinen diesen Jungen von ganzem Herzen lieb gehabt zu haben? fragte der Abbé.
    Oh! ich liebte ihn ungemein, obgleich ich mir vorzuwerfen habe, daß ich ihn einen Augenblick um sein Glück beneidete. Aber seitdem, das schwöre ich Ihnen, so wahr ich Caderousse heiße, habe ich sein unseliges Geschick sehr beklagt.
    Es trat ein augenblickliches Stillschweigen ein, während dessen der feste Blick des Abbés nicht eine Sekunde die bewegliche Physiognomie des Wirtes zu erforschen aufhörte. Und Sie haben ihn also gekannt, den armen Kleinen? fuhr Caderousse fort.
    Ich wurde an sein Sterbebett gerufen, um ihm die letzten Tröstungen der Religion zu bieten.
    Und woran starb er? fragte Caderousse mit halb erstickter Stimme.
    Woran stirbt man im Gefängnis im Alter von dreißig Jahren, wenn nicht am Gefängnis selbst?
    Caderousse trocknete den Schweiß ab, der von seiner Stirn floß.
    Das Seltsamste bei alledem ist, fuhr der Abbé fort, daß mir Dantes auf seinem Sterbebette bei dem Christus, dessen Füße er küßte, wiederholt schwur, er wisse die wahre Ursache seiner Gefangenschaft gar nicht.
    Das ist richtig, murmelte Caderousse, er konnte sie nicht wissen; nein, Herr Abbé, der Kleine log nicht.
    Darum beauftragte er mich, sein Unglück aufzuklären, was er nie selbst zu tun imstande gewesen war, und sein Andenken zu reinigen, wenn ein Flecken darauf ruhte.
    Und der Blick des Abbés wurde immer starrer und verschlang fast den düstern Ausdruck, der auf Caderousses Antlitz hervortrat.
    Ein reicher Engländer, fuhr der Abbé fort, sein Unglücksgefährte, der das Gefängnis bei der zweiten Restauration verließ, war Besitzer eines Diamanten von großem Werte. Als er von Dantes, der ihn während einer Krankheit, die er ausgestanden, wie ein Bruder gepflegt hatte, Abschied nahm, wollte er ihm einen Beweis seiner Dankbarkeit zurücklassen und gab ihm diesen Diamanten. Statt sich desselben zu bedienen, um die Gefängniswärter zu bestechen, die den Edelstein ja nehmen und ihn hernach verraten konnten, bewahrte er ihn stets als ein kostbares Kleinod, falls er aus dem Gefängnis käme, denn wenn ihm dies gelang, so war sein Glück durch den Verkauf dieses Diamanten allein gesichert.
    Es war also, wie Sie sagen, ein Diamant von großem Werte? fragte Caderousse mit glühenden Augen.
    Alles beziehungsweise, erwiderte der Abbé; er war für Edmond von großem Werte; man hat den Stein auf fünfzigtausend Franken geschätzt.
    Fünfzigtausend Franken! rief Caderousse; er war also so groß wie eine Nuß?
    Nein, nicht ganz; doch Sie mögen selbst urteilen, ich habe ihn bei mir. Und der Abbé zog aus seiner Tasche ein kleines Futteral von schwarzem Saffianleder, öffnete es und ließ vor Caderousses geblendeten Augen den herrlichen Stein funkeln, der in einen Ring von bewunderungswürdiger Arbeit gefaßt war.
    Und das ist fünfzigtausend Franken wert? fragte Caderousse gierig.
    Ohne die Fassung, die auch ihren Preis hat, sagte der Abbé, machte das Futteral zu und steckte den Diamanten, der in Caderousses Phantasie fortfunkelte, in seine Tasche.
     

     
    Aber woher besitzen Sie diesen Diamanten, Herr Abbé? fragte Caderousse; haben Sie ihn von Edmond?
    Ja, als sein Testamentsvollstrecker. Ich hatte drei gute Freunde und eine Braut, sagte er zu mir; alle vier, ich bin überzeugt, beklagen mich bitterlich; der eine dieser Freunde hieß Caderousse.
    Caderousse bebte.
    Der andere, fuhr der Abbé fort, ohne daß er Caderousses Erregung wahrzunehmen schien, hieß Danglars; der dritte, obgleich mein Nebenbuhler, liebte mich ebenfalls ...
    Ein teuflisches Lächeln entstellte Caderousses Züge, und er machte eine Bewegung, um den Abbé zu unterbrechen.
    Warten Sie, sagte der Abbé, lassen Sie mich vollenden, und wenn Sie etwas zu bemerken haben, so können Sie es dann sogleich tun. Der dritte, obgleich mein Nebenbuhler, liebte mich ebenfalls und hieß Fernand; der Name meiner Braut war ... Ich erinnere mich des Namens der Braut nicht mehr, sagte der Abbé.
    Mercedes.
    Ah! ja, versetzte der Abbé mit unterdrücktem Seufzen. Die Braut hieß Mercedes; ja, so ist es. Sie gehen nach Marseille ... Verstehen Sie? So sprach Dantes.
    Ich verstehe.
    Sie verkaufen diesen Diamanten, Sie machen fünf Teile und geben sie diesen guten Freunden, den einzigen Wesen, die mich auf Erden geliebt haben.
    Wie, fünf Teile? fragte Caderousse; Sie haben mir nur vier Personen

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