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Der Graf von Monte Christo

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Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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genannt!
    Weil die fünfte tot ist, wie ich erfuhr ... Die fünfte war Dantes' Vater.
    Ach! ja, sagte Caderousse, erschüttert durch die Leidenschaften, die sich in seinem Innern durchkreuzten; ach! ja, der arme Mann ist tot.
    Ich habe das in Marseille erkundet, erwiderte der Abbé, der Mühe hatte, gleichgültig zu erscheinen; aber der Tod ist schon so lange erfolgt, daß ich über die näheren Umstände nichts erfahren konnte ... Wissen Sie vielleicht etwas von dem Ende des Greises?
    Ei! erwiderte Caderousse, wer kann das besser wissen, als ich? ... Ich wohnte Tür an Tür mit dem guten Mann.
    ... Ei! mein Gott; ja, ein Jahr nach dem Verschwinden seines Sohnes starb der arme Greis!
    Woran starb er?
    Die Ärzte nannten die Krankheit; er starb, glaube ich, an einer Art Magendarmentzündung; seine Bekannten sagten, er sei vor Schmerz gestorben; ... ich aber, der ich ihn beinahe verscheiden sah, sage, er starb ...
    Woran? versetzte der Priester voll Angst.
    Hungers!
    Hungers? rief der Abbé, von seinem Schemel aufspringend; Hungers! Die schlechtesten Tiere sterben nicht Hungers; die Hunde, die in den Straßen umherirren, finden eine mitleidige Hand, die ihnen ein Stück Brot zuwirft, und ein Mensch, ein Christ ist vor Hunger gestorben, mitten unter andern Menschen, die sich Christen nannten, wie er? Unmöglich! oh! das ist unmöglich!
    Was ich gesagt habe, habe ich gesagt, sagte Caderousse.
    Und du hast unrecht gehabt, rief eine Stimme auf der Treppe; worein mischst du dich?
    Die Männer wandten sich um und erblickten durch das Treppengeländer Carcontes fiebrigen Kopf; sie hatte sich bis hierher geschleppt und belauschte, auf der letzten Stufe sitzend und den Kopf auf ihre Knie stützend, das Gespräch.
    Worein mischst du dich, Frau? entgegnete Caderousse. Der Herr verlangt Auskunft, die Höflichkeit will, daß ich ihm entspreche.
    Ja, aber die Klugheit will, daß du ihm die Auskunft weigerst. Wer sagt dir, in welcher Absicht man dich zum Sprechen veranlaßt, Dummkopf?
    In einer vortrefflichen, Madame, dafür stehe ich Ihnen, versetzte der Abbé. Ihr Gatte hat nichts zu befürchten, falls er offenherzig antwortet!
    Nichts zu befürchten ... ja, man fängt mit schönen Versprechungen an, hernach beschränkt man sich darauf, zu sagen, man habe nichts zu befürchten; dann geht man und hält nichts von dem, was man versprochen hat, und eines Morgens bricht das Unglück über die armen Leute herein, ohne daß man weiß, woher es kommt.
    Seien Sie unbesorgt, gute Frau, erwiderte der Abbé, das Unglück wird von meiner Seite nicht über Sie kommen, dafür stehe ich.
    Die Carconte brummte ein paar Worte, die man nicht verstehen konnte, ließ ihren Kopf wieder auf die Knie sinken, zitterte, fortwährend vom Fieber geschüttelt, und stellte es ihrem Manne frei, das Gespräch fortzusetzen, jedoch nur so, daß sie kein Wort davon verlor.
    Mittlerweile hatte der Abbé einige Schluck Wasser getrunken und sich etwas gesammelt.
    Dieser unglückliche Greis, fuhr er fort, war also dergestalt von aller Welt verlassen, daß er eines solchen Todes starb?
    Oh! Herr, antwortete Caderousse, nicht als hätten ihn Mercedes, die Katalonierin, oder Herr Morel verlassen, aber der unglückliche Greis hatte einen solchen Widerwillen gegen Fernand gefaßt, gerade gegen den, fügte Caderousse mit einem ironischen Lächeln bei, den Dantes Ihnen als einen seiner Freunde bezeichnete.
    Er war es also nicht? fragte der Abbé.
    Kann man der Freund eines Menschen sein, dessen Frau man begehrt? Dantes, der ein Goldherz war, nannte alle diese Leute seine Freunde. Armer Edmond! ... Es ist besser, daß er nichts erfahren hat; ... es hätte ihn zu sehr gequält, ihnen im Augenblick des Todes verzeihen zu sollen. Und was man auch sagen mag, fuhr Caderousse in seiner bilderreichen Sprache fort, mir graut noch mehr vor dem Fluche der Toten, als vor dem Hasse der Lebendigen.
    Schwachkopf, sagte die Carconte.
    Sie wissen also, was dieser vermeintliche Freund gegen Dantes getan hat? fragte der Abbé.
    Ob ich es weiß! Ich glaube wohl!
    Gaspard, tu, was du willst, 's ist deine Sache, rief die Frau oben von der Treppe herab, doch wenn du mir Gehör schenktest, sagtest du nichts.
    Diesmal glaube ich, daß du recht hast, Frau.
    Sie wollen also nichts sagen? versetzte der Abbé.
    Wozu soll es nützen? sagte Caderousse. Wenn der Kleine noch am Leben wäre und zu mir käme, um einmal alle seine Freunde und Feinde kennen zu lernen, dann wohl; aber er liegt unter der Erde, wie

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