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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tochter des Herrn von Servieux, der Kammerherr des gegenwärtigen Königs ist und sich der höchsten Gunst erfreut. Er hatte sich zum Millionär gemacht, erhielt dann den Grafentitel und hat nun einen Palast in der Rue du Mont Blanc, zehn Pferde in seinen Ställen, sechs Lakaien in seinem Vorzimmer, und ich weiß nicht wieviel Millionen in seinen Kassen.
    Ah! rief der Abbé mit einem seltsamen Ausdrucke, und er ist glücklich?
    Glücklich ... wer kann das sagen? Macht ein großes Vermögen das Glück aus, so ist Danglars glücklich.
    Und Fernand?
    Fernand war noch glücklicher, er hat zugleich Vermögen und Stellung; er wurde bald nach Dantes' Verhaftung zum Heere ausgehoben; ich ebenfalls, und da ich älter als Fernand und verheiratet war, so verwandte man mich beim Dienst an der Küste. Fernand wurde den aktiven Truppen eingereiht, kam mit seinem Regiment an die Grenze und wohnte der Schlacht bei Ligny bei. In der Nacht, die auf das Treffen folgte, stand er Schildwache vor der Tür eines Generals, der in geheimer Verbindung mit dem Feinde stand. In derselben Nacht sollte der General mit den Engländern eine Zusammenkunft haben; er schlug Fernand vor, ihn zu begleiten. Dieser willigte ein, verließ seinen Posten und folgte dem General. Was Fernand vor ein Kriegsgericht gebracht hätte, wenn Napoleon auf dem Throne geblieben wäre, diente ihm bei den Bourbonen zur Empfehlung. Er kehrte nach Frankreich als Unterleutnant zurück, und durch die Gunst des sehr angesehenen Generals wurde er 1823 Kapitän. Fernand war Spanier; er wurde deshalb in diplomatischen Diensten nach Madrid geschickt. Hier leistete er seinem Vaterlande so gute Dienste und bewährte sich in dem folgenden spanischen Feldzug so, daß er nach der Einnahme von Trocadero zum Obersten ernannt wurde und das Offizierskreuz der Ehrenlegion mit dem Baronentitel erhielt.
    Verhängnis! Verhängnis! murmelte der Abbé.
    Ja, doch hören Sie, das ist noch nicht alles. Als der Krieg beendigt war, fand Fernand, daß er bei dem langen Frieden, der in Westeuropa nun vorauszusehen war, wenig Aussicht auf Beförderung habe. Er erbat demnach von der Regierung die Erlaubnis, in den Reihen der griechischen Freiheitskämpfer gegen die Türkei zu dienen, während er doch in der französischen Armeeliste fortgeführt wurde. Einige Zeit nachher erfuhr man, daß der Baron von Morcerf, dies war der Name, den er führte, in die Dienste Ali Paschas mit dem Grade eines Generalinstruktors eingetreten war. Ali Pascha wurde getötet; aber ehe er starb, belohnte er Fernands Dienste, indem er ihm eine beträchtliche Summe zustellen ließ, mit der er nach Frankreich zurückkehrte, wo ihm sein Grad als Generalleutnant bestätigt wurde.
    Und heute? fragte der Abbé.
    Heute ist er Graf, Deputierter und besitzt ein prachtvolles Haus in Paris, Rue du Helder Nr. 27.
    Der Abbé öffnete den Mund, zögerte einen Augenblick und sagte dann, sich selbst bezwingend: Und Mercedes? Man hat mir versichert, sie sei verschwunden.
    Verschwunden, wie die Sonne verschwindet, um am andern Tage glänzender aufzugehen.
    Sie hat also ebenfalls ihr Glück gemacht? fragte der Abbé mit ironischem Lächeln.
    Mercedes ist in diesem Augenblicke eine der vornehmsten Damen von Paris, antwortete Caderousse.
    Fahren Sie fort, sagte der Abbé; es ist mir, als hörte ich die Erzählung eines Traumes. Aber ich habe selbst so außerordentliche Dinge erlebt, daß mich die, welche Sie mir mitteilen, weniger in Erstaunen setzen.
    Mercedes war anfangs in Verzweiflung über den Schlag, der ihr Edmond raubte. Ich sprach bereits von ihren Bitten bei dem Staatsanwalt und von ihrer Ergebenheit für Dantes' Vater. Mitten in ihrer Verzweiflung traf sie ein neuer Schmerz, das Scheiden Fernands, den sie, mit seinem Verbrechen nicht bekannt, als ihren Bruder betrachtete. Fernand reiste als Konskribierter zum Heer, Mercedes blieb allein.
    Drei Monate verliefen für sie in Tränen; keine Kunde von Edmond, keine Nachricht von Fernand, nichts vor Augen, als einen Greis, der in seiner Verzweiflung hinstarb. Weder Geliebter, noch Freund war ihr geblieben. Plötzlich kam es ihr vor, als hörte sie einen bekannten Tritt; sie wandte sich ängstlich um, die Tür ging auf, und Fernand erschien in seiner Unterleutnants-Uniform. Es war nicht die Hälfte dessen, was sie beweinte, aber es war doch ein Teil ihres vergangenen Lebens, was zu ihr zurückkehrte. Sie faßte Fernands Hände mit einem Entzücken, das dieser für Liebe hielt, während es nur

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