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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ich bin sehr glücklich, denn ich bin älter und werde ihn folglich zuerst wiedersehen.
    Bei aller Gutmütigkeit hört man am Ende doch auf, die Menschen zu besuchen, die einen traurig machen; so blieb der alte Dantes zuletzt ganz allein. Ich sah nur noch von Zeit zu Zeit unbekannte Leute zu ihm hinaufgehen, die mit irgend einem schlecht verborgenen Päckchen zurückkamen; ich begriff, welche Bewandtnis es mit diesen Päckchen hatte; er verkaufte nach und nach, was er besaß, um zu leben. Endlich nahm es bei dem guten Mann ein Ende mit seiner armseligen Habe ... Er war drei Mietzinse schuldig, man drohte ihm mit Hinauswerfen. Er bat um acht Tage Geduld, die man ihm bewilligte. Ich erfuhr diesen Umstand, weil der Hauseigentümer mich gleich darauf besuchte. Während der drei ersten Tage hörte ich ihn wie gewöhnlich auf und ab gehen; am vierten ... vernahm ich nichts mehr ... Ich ging hinauf, die Tür war verschlossen; durch das Schlüsselloch sah ich den Greis jedoch so bleich und entstellt, daß ich ihn für sehr krank hielt, Herrn Morel benachrichtigen ließ und zu Mercedes lief. Beide eilten herbei; Herr Morel brachte einen Arzt; der Arzt erkannte eine Magendarmentzündung und verordnete Diät. Ich war dabei, Herr, und werde nie das Lächeln des Greises bei dieser Verordnung vergessen. Von nun an öffnete er seine Tür, er hatte eine Entschuldigung, daß er nicht mehr aß; der Arzt hatte Diät verordnet.
    Der Abbé stieß einen Seufzer aus.
    Mercedes kam wieder; sie fand ihn so verändert, daß sie ihn wie das erste Mal in ihr Haus bringen lassen wollte. Es war dies auch Herrn Morels Ansicht, der ihn mit Gewalt dorthin schaffen wollte; doch der Greis schrie dergestalt, daß sie Angst bekamen. Mercedes blieb an seinem Bett. Herr Morel entfernte sich, nachdem er Mercedes durch ein Zeichen bedeutet hatte, er lasse eine Börse auf dem Kamine. Aber auf Grund der Verordnung des Arztes wollte der Greis nichts zu sich nehmen. Endlich, nach nenn Tagen der Verzweiflung und Enthaltsamkeit, verschied er mit Flüchen für die Urheber seines Unglücks. Zu Mercedes aber sagte er noch: Wenn du meinen Edmond wiedersiehst, so sage ihm, ich sei, ihn segnend, gestorben.
    Der Abbé stand auf und ging zweimal im Zimmer auf und ab, wobei er seine zitternde Hand an seine trockene Kehle legte.
    Und Sie glauben, er starb ...
    Hungers, mein Herr, Hungers, dafür stehe ich, so wahr wir hier zwei Christen sind, antwortete Caderousse.
    Der Abbé ergriff mit krampfhafter Hand noch das halbvolle Glas, leerte es auf einen Zug und setzte sich nieder, die Augen gerötet und die Wangen bleich.
    Gestehen Sie, daß dies ein großes Unglück ist, sagte er mit heiserer Stimme.
    Um so größer, mein Herr, als es nicht Gott herbeigeführt hat, sondern die Menschen allein schuld daran sind.
    Wenden wir uns also diesen Menschen zu, doch vergessen Sie nicht, rief der Abbé mit beinahe drohender Miene, Sie haben mir alles zu sagen versprochen; wer sind die, denen es zuzumessen ist, daß der Sohn vor Verzweiflung und der Vater vor Hunger starb?
    Zwei Menschen, die auf ihn eifersüchtig waren, der eine aus Liebe, der andere aus Ehrgeiz, Fernand und Danglars.
    Was haben sie aus Eifersucht getan?
    Sie denunzierten Edmond als bonapartistischen Agenten.
    Welcher von beiden tat es? Welcher von beiden ist der wahre Schuldige?
    Beide, Herr; Danglars schrieb die Anzeige mit der linken Hand, um seine Schrift zu verstellen, und Fernand schickte sie ab.
    Ja, so ist es, murmelte der Abbé ... Oh! Faria! Faria! wie gut kanntest du die Menschen! Waren Sie auch dabei?
    Ich? versetzte Caderousse erstaunt, wer hat Ihnen gesagt, daß ich dabei war?
    Der Abbé sah, daß er zu weit gegangen war, und erwiderte: Niemand; doch um alle diese Einzelheiten so genau zu kennen, müssen Sie notwendig Zeuge gewesen sein.
    Das ist wahr, sagte Caderousse mit erstickter Stimme, ich war dabei.
    Und Sie haben sich dieser Schändlichkeit nicht widersetzt? Folglich sind Sie ein Mitschuldiger!
    Herr, sie hatten mich so trunken gemacht, daß ich beinahe die Vernunft verlor. Ich sah nur noch durch eine Wolke. Alles, was ein Mensch in einem solchen Zustande sagen kann, sagte ich, aber beide erwiderten, sie hätten nur einen Scherz machen wollen, und dieser Scherz hätte keine Folgen.
    Doch am andern Tage sahen Sie, daß er Folgen hatte; Sie sagten aber nichts und waren dabei, als man ihn verhaftete.
    Ja, Herr, ich war dabei und wollte alles sagen, Danglars hielt mich jedoch zurück. Wenn er etwa

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